Haar:Kopf-an-Kopf-Rennen 

CSU-Kandidat Andreas Bukowski liegt in der roten Hochburg etwa gleichauf mit SPD-Bürgermeisterin Gabriele Müller und zieht in die Stichwahl ein. Die Bekanntgabe des genauen Ergebnisses verzögert sich

Von Bernhard Lohr, Haar

Die CSU hat einen Überraschungserfolg in der roten Hochburg Haar erzielt. Obwohl das Ergebnisoffensichtlich wegen Problemen bei der Auszählung oder bei der IT gegen 22.45 Uhr noch nicht gesichert vorlag, konnte CSU-Bürgermeisterkandidat Andreas Bukowski, 40, wohl mehr Stimmen auf sich vereinigen als Bürgermeisterin Gabriele Müller von der SPD. "Unglaublich", sagte Bukowski. 42,5 Prozent standen für ihn längere Zeit angeschrieben, 42,1 Prozent für die Amtsinhaberin. Beide gehen nun in die Stichwahl. Relativ abgeschlagen landete Grünen-Kandidat Ulrich Leiner mit 13,1 Prozent, unter ferner liefen Peter Siemsen von der FDP bei 2,4 Prozent.

Der Wahlabend gestaltete sich nicht nur wegen des Coronavirus etwas kurios. Zwar stand gegen 19.30 Uhr ein vorläufiges Ergebnis fest, bei dem Bukowski vorne lag, und die Bürgermeisterkandidaten analysierten auf einer Pressekonferenz die Zahlen. Doch dann liefen die einzelnen Wahlbezirke noch einmal neu auf der Homepage ein. Dennoch änderte sich nichts grundlegendes mehr. Bürgermeisterin Gabriele Müller (SPD) gratulierte ihrem Herausforderer von der CSU, der ihr das erwartet enge Duell geliefert hatte. Sie sagte, aus dem Stand ein solches Resultat zu erzielen, sei schon "eine Leistung". Allerdings habe sie "bei so vielen Kandidaten eine Stichwahl auch erwartet". Die CSU nahm das Ergebnis euphorisch auf. Zwar blieb die große Wahlparty im Kleinen Theater wegen des Coronavirus aus. Man feierte im kleinen Kreis im Mehrzweckraum der Nachbarschaftshilfe. Er habe viele Glückwünsche auf Whatsapp erhalten, sagte Bukowski, der von einer starken Teamleistung der CSU in Haar sprach.

Bei der Stichwahl in 14 Tagen wird eine Rolle spielen, wem sich die Grünen-Wähler zuwenden. Und da hat die SPD gute Karten. Ulrich Leiner zeigte sich zunächst von seinem Abschneiden "enttäuscht". Das müsse er erst verdauen. "Aus dieser Polarisierung zwischen den beiden konnte ich die Haarer nicht herausholen", sagte Leiner. Das Potenzial der Grünen sei in Haar größer, wie sich bei der hohen Zustimmung für den Landratskandidaten Christoph Nadler zeige. Eine Wahlempfehlung wollte Leiner am Abend nicht aussprechen. Es sei aber klar, dass er davon ausgehe, dass Grünen-Wähler den Kandidaten unterstützten, mit dem grüne Inhalte umzusetzen seien. Bisher agierte die SPD in Haar im Gemeinderat stets sehr eng mit den Grünen zusammen.

Doch aus Sicht der CSU hat ihr überraschend starkes Ergebnis einige Gewissheiten in Haar beiseite gewischt. "Die Karten werden neu gemischt", sagte Bukowski. Die Themen, die die CSU angesprochen habe, hätten bei den Menschen verfangen, sagte der 40-Jährige. Es gehe um verträgliches Wachstum, mehr Bürgerbeteiligung und einen klaren Fokus auf die wirtschaftliches Entwicklung. Auch wenn die SPD behaupte, die Bürger würden stark einbezogen, hätten viele einen anderen Eindruck.

Wie Müller und Bukowski in den nächsten Tagen für sich werben wollen, ist angesichts der Corona-Krise unklar. Veranstaltungen werde es nicht geben, sagte Bukowski. Müller sagte, sie sei voll im Krisen-Management eingespannt. Es gelte nun, die Menschen zu schützen und in der Gemeinde einen Ort zu installieren, an dem Schnelltests möglich seien.

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