Landtagswahl 2023:Neuanfang bei CSU und SPD

Landtagswahl 2023: Nominierung statt Wiesn: Kirchheims Bürgermeister Maximilian Böltl wendet sich in Tracht an die Delegierten der CSU in Haar.

Nominierung statt Wiesn: Kirchheims Bürgermeister Maximilian Böltl wendet sich in Tracht an die Delegierten der CSU in Haar.

(Foto: Claus Schunk)

Die Christsozialen wählen den Kirchheimer Bürgermeister Maximilian Böltl zum Direktkandidaten, die Sozialdemokraten den Kreisvorsitzenden Florian Schardt. Der Wahlkampf im Landkreis München nimmt Fahrt auf.

Von Martin Mühlfenzl, Haar/Ismaning

Jedem Neuanfang wohnt auch immer ein Abschied inne. Und der kann wahlweise tränenreich, etwas grantig oder von Frust begleitet sein - oder so wie der von Ernst Weidenbusch. Er gehe mit zwei lachenden Augen, sagt der noch amtierende Landtagsabgeordnete aus Haar am Freitagabend bei seinem Heimspiel in Gesellschaftshaus des KBO Isar-Amper-Klinikums. Vor 20 Jahren, führt der Haarer Weidenbusch aus, sei er bei seiner eigenen, ersten Nominierung in Garching deutlich nervöser gewesen als heute, das bringe wohl auch das Alter mit sich und die Erfahrung. Seit 19 Jahren sitzt der 59-Jährige als stets direkt gewählter Abgeordneter für den Stimmkreis München-Land Nord im Maximilianeum, im kommenden Jahr aber ist für ihn Schluss.

Und den Neuanfang soll der Mann verkörpern, von dem Weidenbusch sagt, es bestehe überhaupt kein Zweifel, dass er der richtige Kandidat sei: Kirchheims Bürgermeister Maximilian Böltl, der von den Delegierten mit nahezu 99 Prozent zum Direktkandidaten für die Landtagswahl im kommenden Herbst gewählt wird.

Landtagswahl 2023: Vorgänger und Nachfolger. Maximilian Böltl (links) will Ernst Weidenbusch als direkt gewählter Abgeordneter im Stimmkreis München-Land Nord nachfolgen.

Vorgänger und Nachfolger. Maximilian Böltl (links) will Ernst Weidenbusch als direkt gewählter Abgeordneter im Stimmkreis München-Land Nord nachfolgen.

(Foto: Claus Schunk)

In gut einem Jahr wird ein neuer Landtag gewählt, und die Parteien im Landkreis München rüsten sich personell für diese so wichtige Wahl, die der CSU-Kreisvorsitzende und Bundestagsabgeordnete Florian Hahn aus Putzbrunn bei der Delegiertenversammlung in Haar fast schon zur Schicksalswahl hochstilisiert. Schließlich drohten in Bayern nahezu Berliner Verhältnisse, so Hahn. "Aus eigener Erfahrung kann ich berichten, das ist ja keine Ampel, sondern eine Lichterorgel", sagt er mit Blick auf die Bundesregierung. "Die nächste Wahl 2023 in Bayern ist so wichtig, wir dürfen nicht zulassen, dass das, was in Berlin schief läuft, sich in Bayern wiederholt." Und genau deshalb sei es so wichtig, dass sich die CSU inhaltlich und personell optimal aufstelle.

Maximilian Böltl, 39 Jahre alt und seit kurzem mit seinem Partner Thomas Gierling verheiratet, wirbt pünktlich zum Wiesn-Start in Tracht um Vertrauen - und die CSU hat, um Einigkeit bemüht, in Haar die ganze Politprominenz aufgefahren, die sie im Landkreis zu bieten hat - von der Abgeordneten Kerstin Schreyer, die wenige Tage zuvor erneut als Direktkandidatin für den Stimmkreis München-Land Süd nominiert worden ist, über den ehemaligen Abgeordneten Engelbert Kupka bis hin zu Landrat Christoph Göbel. Und Böltl macht deutlich, dass er auch als Landtagsabgeordneter dem Leitbild treu bleiben will, dem er sich als Bürgermeister, der er seit 2014 in Kirchheim ist, verschrieben hat. "Meinungen anhören, Probleme erkennen, Lösungen liefern", benennt er als Vorgabe und sagt, er wolle den Menschen weiter auf Augenhöhe begegnen, halten was er verspricht, und für alle da sein. Sich darum kümmern, dass es den Menschen gut geht, das sei der Auftrag, so Kirchheims Bürgermeister.

Und er formuliert drei Schwerpunkte, die er in den Mittelpunkt seiner Arbeit stellen will: den Standort stärken und die Infrastruktur ausbauen, Perspektiven sichern und das Leben leistbar halten, die Umwelt schützen und Energie selbst erzeugen.

Landtagswahl 2023: Der SPD-Kreischef Florian Schardt gibt sich bei seiner Nominierung in Ismaning kämpferisch.

Der SPD-Kreischef Florian Schardt gibt sich bei seiner Nominierung in Ismaning kämpferisch.

(Foto: Claus Schunk)

Auf Tracht verzichtet am Sonntag im Ismaninger Bürgersaal Florian Schardt. Der Ottobrunner setzt im schwarzen Anzug indes mit roten Sneaker ein Statement. Und der 40-jährige Kreisvorsitzende der SPD schaltet vor den Delegierten erst einmal in den Angriffsmodus. Sein Ziel: naturgemäß die Staatsregierung, die etwa den Ausbau der Stromtrassen aus dem Norden der Republik nach Bayern seit Jahren blockiere und stattdessen Gaskraftwerke versprochen habe - das räche sich jetzt.

Landtagswahl 2023: Unterstützung erhält Florian Schardt auch von Natascha Kohnen, die bei der Wahl im Herbst 2023 nicht mehr antreten wird.

Unterstützung erhält Florian Schardt auch von Natascha Kohnen, die bei der Wahl im Herbst 2023 nicht mehr antreten wird.

(Foto: Claus Schunk)

Schardt will ebenfalls im Stimmkreis München-Land Nord in den Landtag gewählt werden und verkörpert wie auch Böltl den Neuanfang. Der letzte Abgeordnete, den die SPD hier stellte war bis 2018 der Haarer Peter Paul Gantzer - und alleine mit seiner Anwesenheit in Ismaning signalisiert der heute 83-Jährige seine Unterstützung für Schardt. Und er hört, wie Schardt für eine Stärkung der Kommunen wirbt, für eine "echte Regionalplanung", in der berücksichtigt werde, dass manche Regionen wie der Landkreis München unter vollkommener Überhitzung, steigenden Lebenshaltungskosten und Mieten litten, und manche Gegenden hingegen abkühlten. Und er wirbt für mehr Mut in einer Bildungspolitik, die auch Experimente erlaube. "Mehr Mut statt Angst. Und auch in den Behörden braucht es mehr Pragmatiker", so Schardt. Und Leidenschaft, mit der er selbst in diesen heraufziehenden Wahlkampf gehen will.

Die Genossen goutieren das mit 93 Prozent der Stimmen und machen ihn zum Direktkandidaten. Und auch die Kandidaten für den Bezirkstag stehen im nördlichen Stimmkreis: Für die CSU geht erneut die Ismaningerin Karin Hobmeier ins Rennen, für die SPD die Unterhachingerin Sabine Schmierl.

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