Süddeutsche Zeitung

Haar:Haar bekommt eine Gemeindezeitung

Lesezeit: 1 min

Von Christina Jackson, Haar

Die Einführung einer Gemeindezeitung sorgte in Haar für Aufregung. Dabei sind Publikationen aus der Verwaltung in zahlreichen Kommunen gängige Informationsquellen für alltägliche Termine vor Ort. Im Haarer Gemeinderat stieß das Vorhaben insbesondere in den Reihen der CSU-Fraktion auf Ablehnung. Nach den Plänen von Ute Dechent, die im Rathaus für die Öffentlichkeitsarbeit zuständig ist, soll das Blatt von Mai 2017 an vor allen Dingen jene Themen aufgreifen, die für die örtlichen Zeitungen keinen Nachrichtenwert haben. Im Rahmen eines Wettbewerbs will die Verwaltung Grafiker um Layout-Vorschläge bitten. Mit zehn Ausgaben pro Jahr berichtet die Gemeinde auf acht Seiten und einer Auflage von 12 000 Stück aus dem Rathaus. Dechent: "Wir werden keine Topnachrichten bringen, sondern aus Service- und Dienstleistungsangebote der Gemeinde hinweisen".

CSU-Fraktionschef Dietrich Keymer bemühte in der Begründung seiner Ablehnung des Verwaltungsvorschlags das Grundgesetz. Er wies darauf hin, dass Presseerzeugnisse von der öffentlichen Gewalt frei und unbeaufsichtigt erstellt werden sollten. "Es ist nicht angemessen und nicht richtig, dass eine Gemeinde durch ein solches Periodikum auf den Pressemarkt tritt." Eine Bemerkung, die Bürgermeisterin Gabriele Müller (SPD) nicht unkommentiert ließ: "Wollen Sie damit behaupten, Gemeindeblätter seien verfassungswidrig?"

Gerlinde Stießberger (CSU) warnte davor, in Konkurrenz zu den örtlichen Medien zu treten. "Die Zeitungen werden leiden." Stattdessen forderte sie die Verwaltung auf, bestehende Kooperationen mit den örtlichen Anzeigenblättern zu vertiefen. Dechent unterstrich den speziellen Informationscharakter der Broschüre, die keine Konkurrenz, sondern Ergänzung zu bestehenden Publikationen darstelle.

Ambivalent äußerte sich Mike Seckinger (Grüne) zu dem Vorhaben. Er stellte die Frage, ob Printmedien für die Verbreitung von Nachrichten noch geeignet seien. Für eine Online-Veröffentlichung spreche die Tatsache, dass die Inhalte über den Tag hinaus verfügbar seien. Die Mehrheit im Haarer Gemeinderat sah weder eine Konkurrenz zu den bestehenden Publikationen im Ort, noch einen Konflikt mit dem Grundgesetz und stimmte für die Einführung einer Gemeindezeitung.

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Quelle:
SZ vom 31.10.2016
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