Süddeutsche Zeitung

Haar:Gefühle in der Politik

Salon Zukunft Heimat diskutiert im Kleinen Theater

In der Türkei wird ein Mann wegen Präsidentenbeleidigung verhaftet, weil er die Niederlage des von Erdogan unterstützten Vereins Başakşehir per Twitter gefeiert hat. Donald Trump twittert ungeniert Unwahrheiten und betrügt mutmaßlich beim Golf. Matteo Salvini inszeniert sich publikumswirksam als harter Durchgreifer gegen Roma und Flüchtlinge.

Diese mal mehr, mal weniger harmlosen Beispiele deuten an, wie sehr die von Max Weber formulierten, politischen Tugenden wie "sachliche Leidenschaft", "Verantwortungsgefühl" und "distanziertes Augenmaß" bei vielen politischen Protagonisten verloren gegangen sind. Verantwortungsethik? Von wegen. Und auf der anderen Seite hat man bei vielen Wählern das Gefühl, nicht Vernunft, Wirklichkeit und Fakten sind entscheidend, sondern der Grad der eigenen Empörung.

Der Salon Zukunft Heimat im Kleinen Theater Haar beschäftig sich am Sonntag, 12. Mai, mit der Frage "Gefühle in der Politik: Sind sie Chance oder Gefahr?" Die Gästeliste ist erlesen: Der Philosoph Julian Nida-Rümelin, der Grünen-Politiker und Bio-Bauer Sepp Dürr sowie Roberta Astolfi von der Akademie für Politische Bildung Tutzing sind die Teilnehmer an der Diskussion, die von Bezirksheimatpfleger Norbert Göttler moderiert wird.

Generell stellen politische Beobachter fest, dass weltweit Parteien, die mit rationalen Argumenten arbeiten, auf dem Rückzug sind. Gleichzeitig florieren Gruppierungen, die Emotionen und Stimmungen schüren. Aber auch namhafte Philosophen fordern, dass Zorn und Empörung wieder auf die politische Bühne gehören. Sind Gefühle für die Demokratie schädlich? Erreichen intellektuelle Analysen noch die Mehrheit der Wählerschaft? Wo sind die Grenzen der Betroffenheitskultur? Kann ein moderner Heimatbegriff Intellekt und Emotion miteinander versöhnen? Das Publikum hat Gelegenheit, sich im intimen Rahmen mit den Podiumsgästen über diese und andere Fragen auszutauschen. Die Fachberatung Heimatpflege des Bezirks Oberbayern und das Kleine Theater Haar geben jährlich zwei Mal in Form einer Sonntags-Matinée Raum für Gespräche über die Zukunft unserer Heimat. Die Veranstaltung "Gefühle in der Politik - Chance oder Gefahr" dauert von 11 bis 14 Uhr: Eintritt und Platzwahl sind frei, um Anmeldung per E-Mail an info@fachberatung-heimatpflege.de wird gebeten.

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Quelle:
SZ vom 30.04.2019 / wat
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