Haar:Falafel-Connection

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Jihad Lamaa (links) will im Mai eine Dependance des libanesischen Lokals "Beirut Beirut" seines Bruders Khudor in Haar eröffnen. (Foto: Yoav Kedem)

Die Haarer SPD wittert Unregelmäßigkeiten bei der Vergabe gemeindlicher Räume an ein CSU-Mitglied für einen libanesischen Imbiss

Von Bernhard Lohr, Haar

Falafel, Hummus-Teller oder aromatischer Petersiliensalat: Thomas Fäth freut sich auf den neuen Imbiss an der Bahnhofstraße, der in der ehemaligen Postfiliale aufmachen soll. Das werde bestimmt eine "Bereicherung" für Haar, sagt er. Doch den Chef der SPD-Gemeinderatsfraktion drücken auch ein paar Fragen, die er von Bürgermeister Andreas Bukowski beantwortet haben möchte. Denn er wusste nicht, dass dieser die gemeindliche Immobilie an einen CSU-Parteifreund vergeben möchte - oder schon vergeben hat. Fäth hätte sich in der Sache mehr Transparenz gewünscht. Verhindern wolle man den Imbiss keineswegs.

Andreas Bukowski hat vor einiger Zeit im Gemeinderat bekannt gegeben, dass in das kommunale Gebäude, in dem sich bis vor kurzem eine Galerie befand, ein "Kult-Imbiss" einzieht, ähnlich einem Restaurant, das es in München-Sendling gibt. Näher ging er öffentlich darauf nicht ein. Erst aus einem SZ-Bericht wollen kürzlich Fäth und andere Gemeinderäte erfahren haben, dass der künftige Betreiber Jihad Lamaa ist und das Lokal bereits im Mai eröffnen will. Lamaa ist am Ort bekannt und wird geschätzt für sein Engagement, etwa beim TSV Haar, wo er die Fußballabteilung leitet. Aber er kandidierte auch für die CSU für den Gemeinderat. Die Verbindung zum CSU-Bürgermeister sei Bürgern aufgefallen, sagt Fäth am Dienstag. Auch deshalb hake man nun nach, erläutert er eine Anfrage der SPD, die er Dienstagvormittag bekannt gemacht hat.

Gremien sind bisher mit dem Thema nicht befasst. Am Dienstagabend sollte der Bauausschuss über die Nutzungsänderung für die Räume in dem sanierungsbedürftigen Gebäude informiert werden. Befristet bis Ende 2025 soll demnach dort das Bistro betrieben werden; ausgelegt auf 75 Gäste und 40 Plätze draußen. Vier Parkplätze vor dem Gebäude sollen in eine Freischankfläche umgewandelt werden. Die SPD wollte von Bukowski nun unter anderem wissen, ob bereits ein Mietvertrag abgeschlossen worden sei und wer die Umbauten bezahle. "Wurde die Vermietung ausgeschrieben?" Weitere Fragen, etwa zum vereinbarten Mietzins wollte die SPD im nichtöffentlichen Teil beantwortet haben. Ein Thema ist auch, dass sich im Obergeschoss sozialer Wohnraum für Mütter mit Kindern befindet, dessen Nutzung nicht beeinträchtigt werden sollte.

Bukowski findet die SPD-Anfrage "bisserl eigenartig". Er sagt, es handle sich um ein Geschäft der laufenden Verwaltung, weil zuvor mit einer Galerie ein ähnlicher Betrieb dort angesiedelt gewesen sei. Er habe die Angelegenheit im "Bürgermeister-Meeting" mit seinen Stellvertretern besprochen, natürlich in dem Ansinnen, dass diese die Informationen weitergäben. Es seien auch andere Nutzer im Raum gestanden, wie etwa eine Bücherei. Zwischenzeitlich habe man im Rathaus eine kulturelle Pop-up-Nutzung in dem Gebäude erwogen. Der Mietvertrag sei selbstverständlich abgeschlossen, sagt Bukowski. Er sei froh, dass jemand den Mut habe, in Coronazeiten einen solchen Gastronomie-Betrieb aufzumachen. Ein Bescheid vom Landratsamt stehe noch aus. Das Parteibuch spiele bei so einer Vergabe keinerlei Rolle, sagt Bukowski. Es hätte auch ein SPD-Mitglied sein können. Wer ihn kenne, der wisse das. Und die Verträge seien so gestaltet, dass es sich für die Gemeinde rechne.

Jihad Lamaa zeigt sich von der Aufregung überrascht. Er habe gedacht, die Angelegenheit sei umfänglich bekannt und alles fix. Der Umbau laufe. Er stecke viel Geld in das Gebäude. 80 Prozent der Investition, etwa für die Küche, trage er selbst. Durch die Tatsache, dass er in der CSU ist, will Lamaa keinen Vorteil gehabt haben. Er sei im Ort eben engagiert, sagt er. Da ergäben sich doch immer Berührungspunkte.

© SZ vom 21.04.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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