Haar:Extrem hohe Legionellen-Belastung

Mann beim Duschen, 2009

Die größte Gefahr durch Legionellen besteht beim Duschen. Dann können die Keime eingeatmet werden und in die Lunge gelangen.

(Foto: Robert Haas)

Kein Duschen und vom Trinken wird abgeraten: Bewohner einer Wohnanlage in Haar hatten seit Anfang 2015 Keime im Leitungswasser. Richtig informiert fühlen sie sich nicht.

Das Trinkwasser ist in der Wohnanlage am Wieselweg 8 bis 12 in Haar in extrem hohem Maß mit Legionellen belastet gewesen. Dies und die damit einhergehende Gefährdung der Bewohner wurde im August vergangenen Jahres festgestellt.

Im Januar brachte eine Wasserprobe erneut extrem hohe Werte zutage. Zudem war nach aktuellen Informationen auch die benachbarte Wohnanlage 2 bis 6 betroffen. Das hat eine parlamentarische Anfrage des Landtagsabgeordneten Peter Paul Gantzer (SPD) ergeben, auf die Gesundheitsministerin Melanie Huml (CSU) antwortete.

Es bestand Duschverbot, dann wurde noch Blei im Wasser gefunden

Für die Bewohner galt jedenfalls ein Duschverbot. Bei der Untersuchung im Januar wurden auch noch Grenzwertüberschreitungen bei Blei festgestellt, vom Genuss des Wassers wurde abgeraten. Doch über das wahre Ausmaß der Gefährdung sahen sich Betroffene nicht informiert, weshalb sich ein Bewohner an den SPD-Abgeordneten wandte, um zu klären, inwieweit eine umfassende Auskunftspflicht der Hausverwaltung bestehe. Nun ist klar: Die Gefahr war konkret.

Gantzer teilt mit, seit mindestens Anfang 2015 sei das Trinkwasser im Wohnblock am Wieselweg 8 bis 12 mit hohen Legionellenwerten belastet gewesen. Im August 2015 hätten von 21 Proben drei einen Wert jenseits von 10 000 Kolonienbildenden Einheiten (KBE) pro 100 Milliliter erreicht - hier spreche man von einer extrem hohen Belastung. Eine Messung habe sogar 62 000 KBE/100 ml ergeben. Sechs Proben hätten eine hohe, weitere zwölf eine mittlere Belastung belegt. Im Januar sei ein Mal eine extrem hohe und vier Mal eine hohe Belastung festgestellt worden. Vor allem ältere, geschwächte Menschen sind gefährdet, durch Einatmen von Legionellen an einer gefährlichen Form der Lungenentzündung zu erkranken.

"Diese Werte sind erschreckend", sagt der Abgeordnete Gantzer

"Diese Werte sind erschreckend und sie hätten unverzüglich den Eigentümern und Mietern bekanntgegeben werden müssen", sagt Ganzter. Die Hausverwaltung habe zu Unrecht unter Verweis auf Datenschutz Ergebnisse zurückgehalten. Die Geschäftsführerin der HV Immobilien-Management GmbH, Vanessa Andres, weist indes ein Fehlverhalten von sich. Vielmehr sei "umgehend ein Fachmann mit dem Koordinationsmanagement und der Ursachenforschung zur Verringerung der Legionellen- und Schwermetallbelastung beauftragt" worden.

Aushänge und Einwürfe in den Briefkästen seien nach seinen Vorgaben und gemäß den Vorgaben des Landratsamtes angefertigt worden. Man habe die "Kategorie" der Überschreitung, beziehungsweise die Kontaminationsgruppe (sprich "extrem hohe Legionellenkontamination") genannt. Auch seien Verhaltensregeln ausgesprochen und weitere Ansprechpartner angegeben worden.

Auch die Bleibelastung war laut Hausverwaltung "extrem hoch"

Die genauen Werte, die Gantzer zufolge bei der Legionellenbelastung weitergegeben hätten werden müssen, teilte die Hausverwaltung nach eigener Aussage den Hausbewohnern mit, als im Januar noch eine "extrem hohe Belastung mit Schwermetallen" im Trinkwasser festgestellt wurde. Geschäftsführerin Andres sagt, die einzelnen Messergebnisse seien genannt worden, ebenso sei genau gesagt worden, "um wieviel der Wert in der Stichprobe den technischen Maßnahmenwert überschreitet und was das bedeutet". Auch in diesem Fall habe man erläutert, was das zu bedeuten habe, und Ansprechpartner genannt.

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