Haar:Es geht wieder hoch her

Bürgermeisterin Gabriele Müller

"Ich will sechs Jahre weitermachen. Die SPD hat nach dem Krieg viele Bürgermeister gestellt. Das sieht man in der Gemeinde. Die Menschen leben nicht zufällig gerne hier."

Die Parteien richten sich auf einen hitzigen Wahlkampf ein

Von Bernhard Lohr, Haar

Mancher in Haar blickt mit mulmigem Gefühl im Magen auf die kommenden Monate. Gerade war es ruhiger geworden im Gemeinderat. Kein eitel Sonnenschein, aber die Fraktionen arbeiteten an der Sache und ersparten sich verbale Attacken unter der Gürtellinie. Viel spricht dafür, dass sich das bald ändert. Die CSU möchte erneut einen Angriff aufs rote Rathaus starten, weiß aber noch nicht, mit wem. Die Gegnerin steht praktisch fest: Bürgermeisterin Gabriele Müller (SPD)

, 59, will wieder antreten. Klar ist mittlerweile, dass es Thomas Reichel, der Herausforderer von 2014, nicht erneut für die CSU versucht. Das verkündete er am Mittwoch auf der Jahreshauptversammlung in einer sehr persönlich gehaltenen Rede. "Es fällt mir nicht leicht", sagte er. "Sie sind die ersten, die das erfahren." Er wolle sich und seiner Familie eine politische Auseinandersetzung in der zu erwartenden "Intensität" ersparen. Mit der Absage Reichels rückt zwangsläufig die spannendste Figur in den Blick, die die CSU derzeit zu bieten hat: der 40-jährige Andreas Bukowski.

Der erst 2015 nach Haar gezogene Geschäftsführer eines Naturkosmetik-Unternehmens ist seit Mittwoch Ortsvorsitzender der CSU und arbeitet seit Monaten daran, die Partei in Haar gesellschaftlich und politisch ins Blickfeld zu rücken. Er organisierte den Faschingsball, zog die Parteizeitung Haarer neu auf, in der er seine Ansichten zu lokalen Themen ausbreitet. Von Bukowski angeschobene Workshop-Runden zu Gewerbe, Verkehr und Ortsentwicklung vermitteln den Eindruck, die Partei und er seien längst im Bürgermeisterwahlkampf. Bukowski schließt auf Anfrage eine Kandidatur nicht aus. Die offizielle Sprachregelung lautet aber: Wir haben gute potenzielle Kandidaten, im Sommer werde die Personalie geklärt. Genannt werden Geschäftsführer Alois Rath und von Bukowski selbst auch der angesehene, aber politisch nicht mehr aktive Paul Wieser. Der freilich winkt auf Anfrage ab.

Doch vielleicht ist es ohnehin falsch, sich auf das Duell SPD gegen CSU zu fokussieren. Zumindest, was den künftig wegen der Größe der Gemeinde sogar 30 Mitglieder umfassenden Gemeinderat angeht. Die Grünen sind auch in Haar erstarkt. Im bürgerlichen Lager hat wiederum der populäre Gemeinderat Antonius van Lier (Freie Wählergemeinschaft) den Überparteilichen neues Gewicht verliehen. Die FDP wird dieses Mal ebenfalls antreten, wie der Vorsitzende Peter Siemsen ankündigt. Dem Vernehmen nach könnte auch die AfD mitmischen.

Der Wahlkampf dürfte also hitzig werden. Bukowski kündigt schon mal an, ein Thema nach vorne zu rücken, das die Gemeinde zerrissen hat wie kein zweites: Anders als die SPD lehne er Wachstum ohne Grenzen ab. Von Hochhäusern in Haar hält er nichts.

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