Haar:Eine Schranke für die B 471

Haar: Die Ortsdurchfahrt von Putzbrunn, die B 471, ist nicht nur voller Lastwagen, wenn auf dem Autobahnring mal wieder Stau ist.

Die Ortsdurchfahrt von Putzbrunn, die B 471, ist nicht nur voller Lastwagen, wenn auf dem Autobahnring mal wieder Stau ist.

(Foto: Claus Schunk)

Die Gemeinde dringt auf die Verlegung der Bundesstraße an die A 99 und will dann die alte Trasse für den Durchgangsverkehr sperren. Auch Landrat Göbel betont, dass keine zusätzliche Route entstehen darf.

Von Lars Brunckhorst und Bernhard Lohr, Haar/Grasbrunn

Die jahrelange Diskussion über eine Parallelstraße zur Autobahn A 99 nimmt unter dem Eindruck einer erwarteten weiteren Zunahme des Straßenverkehrs wieder an Fahrt auf. Landrat Christoph Göbel (CSU) und die Bürgermeister der betroffenen Gemeinden Aschheim, Feldkirchen, Grasbrunn, Haar und Putzbrunn befassen sich diese Woche mit der vom Kreistag beschlossenen Machbarkeitsstudie. Der Gemeinderat in Haar hat sich vorab bereits dafür ausgesprochen, das Straßenprojekt weiterzuverfolgen. Allerdings hat man noch einmal die Forderung schärfer gefasst, die alte B 471, die durch die neue Straße ersetzt werden soll, vom Durchgangsverkehrs abzuhängen. Sogar eine Schranke an der Ortseinfahrt zu Ottendichl ist im Gespräch.

Die Autobahndirektion Südbayern hat längst erkannt und darauf reagiert, dass der Druck auf das Straßennetz im Münchner Osten insgesamt in den nächsten Jahren deutlich wachsen wird. Kürzlich wurde das neue Teilstück der Passauer Autobahn A 94 durch das Isental eröffnet. Das dürfte die Siedlungsentwicklung im Münchner Osten verstärken, zu mehr Pendlerverkehr führen und die Situation auch im Münchner Umland verschärfen, wo ebenfalls weitere große Wohn- und Gewerbegebiete ausgewiesen werden. Sorgen bereiten in Haar etwa die Pläne im benachbarten Vaterstetten. Eine Prognose für die B 471 in Ottendichl, südlich von Feldkirchen, sagt eine Zunahme des Verkehrs um 5000 Fahrzeuge am Tag auf knapp 20 000 im Jahr 2035 voraus. In Haar möchte man dem nicht tatenlos zusehen. "Wir dürfen die Augen nicht vor der Realität verschließen", sagte CSU-Fraktionschef Dietrich Keymer im Gemeinderat. Grünen-Gemeinderat Mike Seckinger dagegen sprach von einer "verrückten Idee", die Belastung durch Autoverkehr durch Straßenbau bekämpfen zu wollen.

Nach Verkehrszählungen, Befragungen von Bürgern und mehreren Debatten mit Verkehrsplanern in einem Lenkungsausschuss hat die Gemeinde Haar als Ziel in ein umfassendes Mobilitätskonzept aufgenommen, den Verkehr in Haar in den nächsten Jahren insgesamt zu reduzieren. Ein weiteres beschlossenes Ziel ist, nach dem Bau der sogenannten Autobahnparallele nördlich von Ottendichl einen sogenannten "Flaschenhals" zu schaffen, also die jetzige B 471 mit Hilfe baulicher Eingriffe extrem stark zu beruhigen. Verkehrsplaner Robert Ulzhöfer nannte als Möglichkeiten eine Ampel, eine verengte Fahrspur oder eine Busspur und führte Beispiele von Gemeinden an, die sogar Schranken installiert hätten: "Vereinzelt gibt es so etwas in Bayern." Auch im Süden von Haar, bei Keferloh, würden die Haarer gerne einen Flaschenhals an der B 471 sehen.

Ob die Autobahnparallele überhaupt jemals gebaut wird, ist allerdings fraglich. Der Landkreis sieht sich außen vor, da es sich um den Ersatz für eine Bundesstraße handelt, und eine Finanzierung durch den Bund ist unwahrscheinlich, da dieser erst die A 99 ausbaut und in der B 471 schließlich eine parallel zur Autobahn verlaufende Umfahrung besteht. Trotzdem prüft der Landkreis, der von den Gemeinden die Federführung übertragen bekommen hat, wie eine B 471 neu die Gemeinden am stärksten entlasten kann, auf welcher Trasse das am besten geschieht und vor allem, wer den Straßenbau bezahlen soll. Den Beschluss für die Machbarkeitsstudie fasste der Kreistag bereits vor zwei Jahren.

Jetzt folgen die nächsten Schritte: Landrat Christoph Göbel (CSU) wird in dieser Woche den Bürgermeistern der betroffenen fünf Ostgemeinden die Eckdaten vorstellen, auf deren Grundlage die Machbarkeitsstudie ausgeschrieben werden soll. Auf der Bürgerversammlung vergangene Woche in Grasbrunn betonte der Landrat noch einmal, dass die neue Trasse keinen "neuerlichen Schaden" anrichten dürfe. "Auf keinen Fall darf eine zusätzliche Straße gebaut werden", sagte Göbel und machte sich einen Satz zu eigen, den man von den Grünen kennt: "Wer Straßen baut, wird Verkehr ernten." Lasse man die alte B 471 für den Verkehr offen, würden über kurz oder lang beide Straßen "voll laufen". "Dann ist nichts gewonnen", so Göbel. Deshalb müsse die alte Straße entweder zurückgebaut oder ausschließlich für den öffentlichen Nahverkehr freigegeben werden, damit sich die Kraftfahrzeuge "eins zu eins auf die neue Straße verlagern".

Grasbrunns Bürgermeister Klaus Korneder (SPD) sagte an gleicher Stelle, er sei in punkto Trasse der B 471 neu entgegen anderslautenden Behauptungen nicht festgelegt. Allerdings müsse eine Verschwenkung der neuen Trasse auf die alte B 471 bei Keferloh mitgeprüft werden, "auch wenn die Nachbargemeinden nicht begeistert sind". Sobald Machbarkeit und Finanzierung geklärt seien, sei er zu einer Diskussion über den Trassenverlauf bereit. Mit den Ergebnissen der Studie rechnen Korneder und Göbel frühestens 2020.

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