Eine Möglichkeit, die Geister, die man rief, wieder los zu werden, wäre vielleicht: sich ihnen anzuverwandeln. Der Künstler Michael Lapper und Haarer Schüler haben für ihr Projekt "Auf der Kippe" genau das getan. Sie haben aus Müll Müllgeister gemacht: aus Abfall, Plastik, Elektroschrott skurrile Gestalten geschaffen, die seit einigen Wochen an einer Wand hängen, im Innenraum eines orangefarbenen Kubus am Kirchenplatz in Haar.
Mitarbeit der Grund- und Mittelschule Haar und des Ernst-Mach-Gymnasiums
Freilich beinhaltet das Kunstprojekt, das Lapper im November 2016 startete und mit Klassen aus Grund-, Mittelschule und Gymnasium realisierte, weit mehr. Der mit Plastikmüll an der Außenwand dekorierte Kubus, den die Schüler mit aufbauten, avancierte zu einem Blickfang im Zentrum und war auch während des Zamma-Kulturfestivals ein viel besuchter Ort: Ein öffentlich zugänglicher Pavillon, der als Projektraum dient, in dem verschiedene Darstellungsmöglichkeiten genutzt werden: Beamer projizieren Texte, Bilder und Filme, die in der Arbeit mit den Schülern und Beteiligten entstanden sind, sowie Informationen zur Thematik. Daneben ist er auch Ausstellungsraum für Objekte und Installationen, und sollte als Diskursort und Bühne für das Projekt "Auf der Kippe" fungieren.
"Ein Indikator für den Zustand einer Gesellschaft ist ihr Müll, das vermeintlich Verbrauchte, Wertlose spiegelt ihren Lebensstil und ihre Wertanschauung wieder", erklärt Lapper. Er glaubt, dass wir in einer Schwellenzeit leben, in der die Zukunftsaussichten ob ökologischer, gesellschaftlicher und wirtschaftlicher Krisen düster sind, wir aber noch die Möglichkeit haben, die Weichen zum Besseren zu stellen.
"Alles hängt irgendwie mit allem zusammen" ist einer der Schlüsselsätze
Der Müll war der Schlüssel für das Schul-Kunstprojekt, die Arbeit mit den Schülern wohl anstrengend, aber auch befruchtend. Vor allem ging es Lapper darum, ein Bewusstsein bei den Jungen für die Problematik zu wecken: "Alles hängt mit allem zusammen." Das Projekt geht in die Endphase, der Kubus kann noch diesen Freitag und Samstag besucht werden.
Plastikmüll wird durchleuchtet zum Kunstobjekt, das zum Nachdenken anregt.
(Foto: Irmengard Gnau)