Haar:Der Abstrich liegt vor der Tür

Haar: Ulrich Schröder ist Hausarzt in Haar. Nach den Faschingsferien wurde er mit der Not der Menschen konfrontiert, die Angst vor einer Infizierung mit dem Coronavirus hatten. Er testet Risikopersonen nun auf seine Weise.

Ulrich Schröder ist Hausarzt in Haar. Nach den Faschingsferien wurde er mit der Not der Menschen konfrontiert, die Angst vor einer Infizierung mit dem Coronavirus hatten. Er testet Risikopersonen nun auf seine Weise.

(Foto: Claus Schunk)

Der Haarer Hausarzt Ulrich Schröder hat eine einfache Methode für Coronavirus-Tests

Interview von Claudia Wessel

Nach den Faschingsferien schwappte der Ansturm Besorgter über den Haarer Hausarzt Ulrich Schröder herein, die meinten, sie könnten sich mit dem Coronavirus infiziert haben. Seitdem riefen täglich circa 20 Personen an. Anfangs verwies er die Risikopersonen an die Telefonnummer 116 117, doch da kamen viele nicht durch. Inzwischen macht Schröder die Tests nach einem eigenen Modell.

Wie funktioniert der Test bei Ihnen?

Ulrich Schröder: Ich lasse das Abstrichröhrchen von einer dritten Person, die den Patienten versorgt, abholen und wieder bringen. Der Patient macht den Abstrich zu Hause, das ist sehr einfach. Das Röhrchen legt er dann vor seine Haustür, die dritte Person holt es ab und bringt es zu mir. Ich sende es an mein Labor, nach eineinhalb Tagen sind die Ergebnisse da. Auf diese Weise mache ich fünf bis sieben Tests pro Tag.

Hatten Sie ein positives Ergebnis?

Ein 45-jähriger Patient, den ich am Dienstag getestet habe, hat das Coronavirus. Ich habe am Mittwoch sofort die Meldung ans Gesundheitsamt geschickt, aber bis Freitag nichts gehört. Ich habe ihm dann selbst empfohlen, in häuslicher Quarantäne zu bleiben. Da er auch als Sporttrainer tätig ist, hat er selbst seine Kontaktpersonen informiert.

Kann sich jeder bei Ihnen testen lassen?

Nein, nur Risikopersonen. Als solche gelten derzeit diejenigen, die in einem Risikogebiet waren oder Kontakt zu einem positiv getesteten Coronapatienten hatten. Meist rufen diese Personen erst an, wenn sie Symptome haben. In der Praxis könnte ich es schon allein deshalb nicht machen, weil sämtliche Schutzkleidung ausverkauft ist. Die bräuchte ich auch, wenn ich Hausbesuche machen würde.

Es haben jetzt aber auch viele Angst, die keine Risikopersonen sind, und würden sich sicher auch gerne testen lassen.

Das stimmt, doch die kann ich meist am Telefon beruhigen. Wer trotzdem darauf besteht, dem sage ich, dass er den Test zahlen muss und nenne den Preis, an die 100 Euro. Dann verzichten sie meist.

Bei Ihnen kommen Risikopersonen also recht schnell zu einem Test. Wie sieht es aus, wenn man die 116 117 anruft?

Meine derzeitige Assistentin in der Praxis war dort einen Tag lang tätig. Sie hat meine Methode übernommen und auf diese Weise in einer Acht-Stunden- Schicht 19 Abstriche geschafft. Trotzdem waren am Abend noch 600 unerledigt.

Wie könnte das Gesundheitsamt die Hausärzte unterstützen?

Sehr hilfreich wäre etwa ein Video bei Youtube, das genau zeigt, wie man den Abstrich selbst macht, falls jemand unsicher ist. Gut wäre auch ein einheitlicher Zettel für die Praxistür, wie sich Personen mit Symptomen verhalten sollen. Am besten wäre natürlich, wenn die Kassenärztliche Vereinigung meine Methode übernehmen würde. Was ich auch vermisse, ist eine Hotline für uns Ärzte.

Wie finden Sie das Zelt, das die Grünwalder in Wörnbrunn aufgestellt haben?

Man könnte eine Drive-in-Teststation machen wie die in Südkorea, die viel schneller sind als unsere bisherigen. Damit schafft ein Arzt sicher zehn Tests pro Stunde.

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