Haar:Den Vorstadtcharakter bewahren

Ältere Einfamilienhäuser in Haar, 2010

Die sogenannten zwölf Apostelhäuser an der Wasserburger Straße in Haar prägen das Viertel. Das Flair soll möglichst erhalten bleiben.

(Foto: Angelika Bardehle)

Die Gemeinde will verhindern, dass in Unterhaar zu dicht gebaut wird

Von Bernhard Lohr, Haar

Manchmal muss ein Richter die Sache regeln. So wie letztens an der Zunftstraße in Haar, wo ein Anlieger meinte, dass auf dem großen Grundstück locker noch etwas mehr Wohnfläche unterzubringen wäre. Der Nachbar widersprach und argumentierte, ihm würde die Privatsphäre in seinem Garten völlig geraubt. Der Nachbar könnte ihm direkt auf der Terrasse in die Kaffeetasse schauen. Am Ende kam er mit dieser Strategie aber nicht durch. Das Verwaltungsgericht fand den Bauwunsch nicht unlauter und hielt dem Kläger vor, er habe selbst auch schon freien Panoramablick auf Nachbars Garten: Wie du mir, so ich dir.

Tatsächlich ist das die Regel, nach der die in Haar und in Unterhaar im Besonderen zu beobachtende bauliche Verdichtung abläuft. Paragraf 34 des Baugesetzbuchs gibt vor, dass bei fehlendem Bebauungsplan Bauvorhaben danach beurteilt werden, ob sie sich in die umgebende Bebauung einfügen. Wenn jemand ein Penthouse oben auf sein Eigenheim aufgestockt hat, dann ist das dem nächsten kaum noch zu verwehren. Das Rathaus hat nun im Ortsteil Unterhaar die Bremse angezogen und versucht, mit einem sogenannten einfachen Bebauungsplan die weitere bauliche Verdichtung zu steuern. In dieser Woche fasste der Gemeinderat den Beschluss, einen solchen bisher nicht vorhandenen Rahmenplan aufzustellen.

Versucht wird, soweit das noch möglich ist, den "Vorstadtcharakter" des Viertels zu erhalten, wie SPD-Fraktionschef Alexander Zill kürzlich im Bauausschuss sagte. Für das gesamte Gebiet war freilich ein gemeinsamer Nenner nicht mehr zu finden. Die Zunftstraße soll gar nicht mehr rein in den neuen Bebauungsplan, und für die südlich angrenzenden Bereiche zwischen Rechnerstraße und Wasserburger Landstraße wurden vier Zonen definiert, die unterschiedlich behandelt werden.

Für die Zunftstraße gibt es keine Regelung, weil dort schon einige Grundstücke in zweiter Reihe bebaut sind. Bürgermeisterin Gabriele Müller (SPD) sagte im Gemeinderat, dass versucht werde, wo es noch möglich sei, "zusammenhängende Grünzüge zu schützen". Südlich der Rechnerstraße, zwischen Flurstraße und Waldstraße, sind die hinter den Häusern gelegenen Gärten noch unbebaut und sollen es möglichst bleiben. Weiter in Richtung Osten an der Wasserburger Landstraße wird das Ziel verfolgt, die nach vorne an die Hauptstraße heranreichenden Gartenzonen zu erhalten. Ansonsten gilt weiter Paragraf 34, aber nur in den dafür verbliebenen Bauzonen. In einem Teilbereich, wo sich die Häuserzeile bestehend aus einem Erdgeschoss und einem steilen Dach noch relativ einheitlich präsentiert, will die Gemeinde auch ein Höchstmaß an baulicher Nutzung festschreiben.

Alexander Zill lobte die differenzierten Regelungen. Den Eigentümern der Grundstücke bleibe Raum, sich baulich zu entwickeln. Letzteres war Paul Wieser (CSU) besonders wichtig. Er mahnte bei alldem an, die Haltung der Grundstückseigentümer einzuholen. Zuletzt gab es zum Thema eine Ortsteilversammlung in Unterhaar. Im Bebauungsplanverfahren sind Einwendungen möglich.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: