Haar:Bund behält Polizeikaserne

Fachhochschule des Bundes für Öffentliche Verwaltung in Haar, 2008

Eventuell sollen Mitarbeiter der Cyber-Crime-Einheit des Bundes in der ehemaligen Kaserne unterkommen.

(Foto: Angelika Bardehle)

Die Gemeinde kann die Gebäude aus der NS-Zeit nicht kaufen

Von Bernhard Lohr, Haar

Der Traum vom städtebaulichen Entwicklungsgebiet im Herzen der Gemeinde Haar währte nur kurz: Wenige Wochen nach der Kaufanfrage für die ehemalige Polizeikaserne an der B 304 hat Berlin dem Rathaus eine Absage erteilt. Der Bund wird das 1,9 Hektar große Gelände mit sechs Gebäuden aus der NS-Zeit nicht abtreten. Das Ensemble wird nach dem Wegzug der Hochschule des Bundesnachrichtendienstes weiter gebraucht. Aktuell steht im Raum, dass dort Beschäftigte der Cyber-Crime-Einheit unterkommen, die der Bund gerade aufbaut.

Nach den Spionen kämen in der Kaserne also IT-Spezialisten unter, die die staatliche Speerspitze im Kampf gegen Terrorismus, Kriminalität und auch wieder im Spionagebereich bilden sollen. Konkret entwickeln und erforschen sie Lösungen, Software, und Werkzeuge, die das Bundeskriminalamt, die Bundespolizei und den Bundesverfassungsschutz dabei unterstützen, auch in Zukunft Kriminelle schnappen zu können. Die vor gut eineinhalb Jahren neu geschaffene Zentrale Stelle für Informationstechnik im Sicherheitsbereich (Zitis) untersteht dem Bundesinnenministerium. Ihren Sitz soll sie vom Jahr 2023 an in einem Neubau auf dem Campus der Bundeswehruniversität in Neubiberg haben. Derzeit residiert die noch im Aufbau befindliche Einheit in einem Bürogebäude in der Zamdorfer Straße 88 in München-Steinhausen.

Die ehemalige Kaserne in Haar kommt nun ins Spiel, weil die Cyber-Einheit personell massiv wächst und die neue Bleibe noch nicht fertiggestellt ist. Zitis-Sprecher Markus Tausch sagt, die aktuellen Räume böten nur Platz für etwa 200 Beschäftigte. Man rekrutiere laufend Personal. Gerade habe man die Hundertermarke genommen. Wenn es so weitergehe, werde man Ende des Jahres bei 160 Beschäftigten liegen. Darum gelte es, frühzeitig Büroflächen zu sichern. Haar sei dabei eine Option.

Ob tatsächlich IT-Spezialisten in Haar Büros beziehen, lässt sich laut Tausch nicht sagen. Und schon gar nicht, wie lange sie bleiben. Grundsätzlich strebt Zitis an, die eigenen Leute in dem für 400 Beschäftigte geplanten Bau in Neubiberg zusammenzuführen. Dort entsteht laut Tausch ein auf hoch spezialisierten Einsatz ausgerichtetes Gebäude. Der Generalbauunternehmer habe vor Kurzem mit den Planungen begonnen.

Das Landesamt für Denkmalpflege prüft unterdessen, ob die ehemalige Kaserne in die Denkmalliste aufgenommen wird.

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