Politische Fastenpredigt:Ein Raubein sucht Anschluss

Politische Fastenpredigt: Kabarettist Jürgen Kirner alias Pater Jürgen verteilt mit Krügel verbale Prügel.

Kabarettist Jürgen Kirner alias Pater Jürgen verteilt mit Krügel verbale Prügel.

(Foto: Claus Schunk)

Pater Jürgen teilt auf dem 5. Haarer Starkbierfest im Kleinen Theater wieder aus. Doch mit einem Bruder im Geiste schließt er Freundschaft.

Von Bernhard Lohr, Haar

Pater Jürgen teilt mit Freude aus. Das Raubein von einem Klosterbruder wäscht den "politischen Kronjuwelen des Haarer Lands" den Kopf und die anderen unter den gut 400 Gästen im Kleinen Theater haben am Freitag auf dem mittlerweile 5. Haarer Starkbierfest im dortigen Jugendstil-Saal eine rechte Freude dran. Doch diesmal zeigt der Berserker am Rednerpult auch eine sanfte Seite. Er sucht Anschluss, will endlich aufgenommen werden von den Haarern. Und es gelingt: Die beiden Kuttenträger Pater Gabriel Budau und Pater Jürgen besiegeln am Ende auf der Bühne mit einem Stamperl Schnaps den Freundschaftsbund. Pater Jürgen ist drin in der Haarer Kloster-WG.

Das Haarer Land ist nicht groß, aber reich an skurrilen Ereignissen, markanten Figuren und Geschichten bis hin zur Klostergründung vergangenes Jahr, als Pater Budau vom Minoritenorden der Franziskaner die vakante Pfarrstelle am Ort übernahm und mit zwei Klosterbrüdern zusammenzog. Krügelredner Jürgen, den auf dem Starkbierfest des Bezirks Oberbayern wieder der Kabarettist Jürgen Kirner gibt, schöpft aus dem Vollen. Leider, wie er scheinheilig beklagt: "Was haben wir nicht an Glauben investiert. Wie sehr hab ich an Euch geglaubt." Alles umsonst.

Dabei hat man mit Bürgermeister Andreas Bukowski (CSU) doch einen "Schwiegermutter-Liebling" im Rathaus. Aber der hat es schwer mit dem passionierten Pädagogen im Gemeinderat, einem Professor gar namens Peter Paul Gantzer. Der SPDler solle doch eine "Bürgermeisterschule" gründen, mit dem Altbürgermeister und Oberlehrer Helmut Dworzak. "Ihren persönlichen ABC-Schützen Andreas Bukowski haben Sie ja längst eingeschult." Die Pointen zünden. Das Publikum kennt offenbar die Marotten seiner Lokalmatadoren.

Einer davon ist Maximilian Böltl aus Kirchheim, der im Herbst bei der CSU Ernst Weidenbusch im Landtag nachfolgen soll. Er hört sicher gerne, dass er praktisch gewählt ist. "Ja, der Landkreis verliert seinen schönsten Bürgermeister", ruft der Pater in den Saal und ergänzt, dass er den als Jägerpräsidenten in Bedrängnis geratenen Weidenbusch "schon viel länger zum Abschuss freigegeben" hätte.

Pater Jürgen glaubt trotz allem ans Gute und an Menschen wie den Bezirkstagspräsidenten "Sepp Mederer oder auch die von Söder geschasste Kerstin Schreyer". Solchen Leuchten stünden "selbstverliebte Funzeln" in der Bundespolitik gegenüber. Die Größen der Ampel-Koalition zerrupft der Kirchenmann regelrecht, und besonders die Grünen. "Willkommen im Land der gesprengten Fahrkartenautomat:innen." Er werde in seiner Krügelrede nicht gendern, sagt er und erntet kräftigen Applaus.

Politische Fastenpredigt: Ein Schnaps auf die Freundschaft: Redner Jürgen Kirner, Theaterchef Matthias Riedel-Rüppel und Pater Gabriel Budau (von links).

Ein Schnaps auf die Freundschaft: Redner Jürgen Kirner, Theaterchef Matthias Riedel-Rüppel und Pater Gabriel Budau (von links).

(Foto: Claus Schunk)

Respekt zollt er dafür dem gerne mit seinen Wortbeiträgen ins Literarische driftenden FDP-Gemeinderat Peter Siemsen, dessen One-Man-Show aber ins Leere laufe. "Selbst der Eierlikör hat aktuell mehr Prozent als die FDP landesweit." Ein Rätsel sei, warum "Trambahn-Uli" von den Grünen, Zweiter Bürgermeister Ulrich Leiner, manches erst aus der Zeitung erfahren müsse. So wie Feldkirchens Bürgermeister, der sich über die Haars Windrad-Pläne ärgerte. "Ihr lebt hier auf engstem Raum. Redet ihr nicht miteinander?"

Dafür werde über das Abstimmungsverhalten eines Gemeinderats und Praxisleiters gezankt, wo sich andere über die Ansiedlung einer MRT-Praxis am Ort freuen würden. Aber klar. Da sei eben er wieder mittendrin, "der selten vermeidbare Alois Rath", der "Dr. Mabuse" von Haar. Mit ihm sei es halt wie mit dem "Essiggurkerl im Cheeseburger. Keiner brauchts, jeder hat's drin".

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