Süddeutsche Zeitung

Stadtplanung:Ein Sandkasten reicht nicht mehr

Die Gemeinde Haar will die neuen Möglichkeiten der Bauordnung nutzen und eine Spielplatzsatzung für Bauvorhaben ausarbeiten.

Von Bernhard Lohr, Haar

Hier waren mal Kinder. Das lässt sich nicht bestreiten. Ein Plastik-Schäufelchen liegt noch da, und ein Eimerchen: Doch abgesehen davon ist der Ort im hintersten Eck des Hofs eines Wohnblocks an der Leibstraße in Haar geeignet, bei sensiblen Menschen einen Fluchtreflex auszulösen. Ein Haufen Sand, und eine Sitzbank daneben: Für mehr hat es bei dem Spielplatz nicht gereicht, den jüngst der Zweite Bürgermeister Ulrich Leiner (Grüne) im Gemeinderat als Negativbeispiel genannt hat. Im Rathaus wird man sich jetzt Gedanken darüber machen, wie Spielplätze in Haar aussehen sollten und dazu eine Satzung erarbeiten.

Der Spielplatz am Wohn- und Geschäftshaus an der Ecke Bahnhofsplatz wirkte vor wenigen Tagen mit Schneeresten bedeckt besonders trostlos. Dort wird demnächst auch saniert und dann soll laut Bürgermeister Andreas Bukowski (CSU) die Außenanlage gleich mit hergerichtet werden. Bukowski und die CSU-Fraktion zeigten sich im Gemeinderat überzeugt, dass Investoren die Dinge selbst schon regeln und neue Vorgaben nicht notwendig seien. Bisher gebe es keine Klagen über Spielplätze, sagte Fraktionschef Dietrich Keymer. Es sei "übertrieben", etwas regeln zu wollen, was keiner Regelung bedürfe. SPD, Grüne und FDP sahen das anders.

Auch eine Ablöse ist theoretisch möglich

Die SPD hatte vor dem Hintergrund neuer Möglichkeiten, die die novellierte Bayerische Bauordnung bietet, den Antrag eingebracht, eine Spielplatzsatzung für Mehrfamilienhäuser in der Gemeinde zu erarbeiten, um Standards zu Lage, Größe und Ausstattung festzulegen. Auch sollte man klären, wie man sich mit einer bestimmten Summe von der Verpflichtung zum Bau eines Spielplatzes freikaufen kann. Die Bauordnung sieht vor, die Einnahmen in eine "örtliche Kinder- oder Jugendfreizeiteinrichtung" zu investieren. Peter Paul Gantzer (SPD) sagte, es sei eben "sehr, sehr wichtig", wie Spielplätze gestaltet seien. Mike Seckinger (Grüne) fand es gut, Investoren "ein Signal" zu senden, was Haar erwarte. Peter Siemsen (FDP) rief dazu auf, frühzeitig einer "menschenfeindlichen Spielplatz-Gestaltung" einen Riegel vorzuschieben.

Die CSU befürchtet aber mehr Bürokratie und noch kompliziertere Genehmigungsverfahren. Vorschriften müssten eigentlich abgebaut werden, sagte Bürgermeister Bukowski, und seine Parteifreundin Anke Bender meinte, Gemeinderäte seien nicht qualifiziert, zu bestimmen, was einen guten Spielplatz ausmache. Das sollten Bauherren tun. Doch die Mehrheit war für eine Satzung.

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