Süddeutsche Zeitung

Haar:Sticheleien gegen Grasbrunn

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Im Clinch mit der Nachbargemeinde keilt CSU-Fraktionschef Keymer gegen eine geplante Tiefgarage in Möschenfeld.

Von Bernhard Lohr, Haar

Das Verhältnis zwischen Haar und Grasbrunn ist nicht das beste. Das ist dem Gewerbegebiet in Keferloh geschuldet, über das sich in Haar zuletzt vor allem die CSU beklagt hat. Dazu passt, dass sich jetzt CSU-Fraktionschef Dietrich Keymer über das nächste Bauprojekt mokiert, mit dem die benachbarte Gemeinde in seinen Augen offenbar gleich dem nächsten historisch gewachsenen Idyll mehr als einen Kratzer zufügt.

"Wenn man das so auf sich wirken lässt", sagte Keymer jüngst im Bauausschuss des Gemeinderats, "was soll der Sinn sein, an diesem Weiler solche Parkflächen auszuweisen?" Mit dem Weiler ist Möschenfeld gemeint, wo die Bankiersfamilie von Finck verwurzelt ist und wo nicht viel mehr als ein großzügiger Gutshof zu finden ist, ein paar Wohnhäuser und vor allem die von 1640 an errichtete Wallfahrtskirche St. Ottilie.

Dass dort nun auf Betreiben der Familie Finck fast in freier Natur ein unterirdisches Parkhaus für 60 Fahrzeuge samt 45 Parkplätzen oben drauf entstehen soll, hat bisher schon in Grasbrunn einige Diskussionen ausgelöst, wo sie im Grunde auch hingehören. Denn Grasbrunn hat die Planungshoheit. Vor allem die Grünen beklagten einen Eingriff in die Natur. Aber sich setzten sich nicht durch.

Haar ist als Nachbarkommune nur indirekt an der jetzt laufenden Flächennutzungsplanänderung beteiligt und wird insofern gehört. Normalerweise sind das Formalien, die kommentarlos vonstatten gehen. Doch nun sagte Keymer, wenn man schon beteiligt werde, dann äußere er sich auch dazu. In Grasbrunn freilich dürfte die Kritik aus Haar wegen der Vorgeschichte mit Keferloh als bewusste Stichelei empfunden werden, zumal Keymer nachlegte und mit Blick auf die Wallfahrtskirche sagte, das Vorhaben sei in "keinster Weise" nachvollziehbar. "Die Zahl der Kirchenbesucher wird nicht so ansteigen." Allerdings dürfte auch Keymer schon vernommen haben, dass es wohl andere Gründe für die Tiefgarage gibt. Dem Vernehmen nach sollen dort vor allem edle Karossen der wenigen, aber doch begüterten Bewohner von Möschenfeld abgestellt werden.

Bürgermeister Klaus Korneder (SPD), der sich einst gegen Pläne der Familie Finck gewendet hatte, einen Golfplatz zu errichten, hat das Garagenprojekt jedenfalls zuletzt verteidigt und es als unterirdischen Bau nicht störend und deshalb machbar qualifiziert. Der Haarer CSU-Fraktionschef dagegen sagte in ungewöhnlich direkter Form, dass das Landratsamt die Tiefgarage am Gut eigentlich nicht genehmigen dürfte. Die Begründung für die Flächennutzungsplanänderung bezeichnete er als "nicht tragfähig".

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