Grasbrunn:Umstrittenes Gewerbegebiet wächst

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In Keferloh entsteht gerade ein neues Gewerbegebiet. (Foto: Claus Schunk)

In Keferloh entsteht eine Druckerei, obwohl der von Haar angerufene Verwaltungsgerichtshof noch nicht in der Sache entschieden hat.

Von Bernhard Lohr, Grasbrunn/Haar

Keine 200 Meter von einer der ältesten Kirchen im Münchner Umland wächst das erste Industriegebäude im neuen Gewerbegebiet Keferloh in die Höhe. Die Druckerei auf Grasbrunner Gemeindegebiet wird errichtet, obwohl eine Entscheidung des Bayerischen Verwaltungsgerichtshofs (VGH) über einen Antrag zur Normenkontrolle aussteht. Diesen hat die Nachbargemeinde Haar eingereicht, um den Bebauungsplan zu kippen und das Gewerbegebiet zu verhindern. Ihre Argumentation: Ein Erholungsgebiet werde zerstört, Haar mit Verkehr belastet und der Weiler zersiedelt.

Viele Geschichten ranken sich um Keferloh, die zurück bis zur Schlacht von Otto dem Großen im Jahr 955 gegen die Ungarn auf dem Lechfeld reichen. Die dort erbeuteten Pferde sollen bei Keferloh verkauft worden seien. Jedenfalls erhielt der an der Salzstraße liegende Flecken schon im 12. Jahrhundert Marktrecht und war bis ins 19. Jahrhundert ein Ort, an dem mit Vieh gehandelt und ein berüchtigtes, weil oft mit Raufereien einhergehendes Volksfest gefeiert wurde. Heute noch zeugen davon der "Keferloher" als Bierkrug, die Wirtschaft am Gut Keferloh und die Tradition des "Keferloher Montags" mit Festzelt und deftigen Politikerreden. Ganz in der Nähe steht die 1173 geweihte, im romanischen Stil erbaute Kirche St. Aegidius.

Tankstelle, Tenniscenter und Verwaltungsgebäude

Den Ort allerdings prägen längst Zweckbauten. Zu einer Tankstelle und einer verwahrlosten, ausgedehnten Tennisanlage gesellten sich jüngst Verwaltungsgebäude. Als Grasbrunn ein vier Hektar großes Gewerbegebiet zu planen begann, ließ man in Haar die nachbarschaftliche Zurückhaltung fallen und attackierte Grasbrunn wegen der baulichen Entwicklung dort. Unter anderem entschied der Gemeinderat mit den Stimmen von CSU und FDP im Dezember 2020, den Verwaltungsgerichtshof anzurufen. Dieser wies einen Antrag auf einstweilige Verfügung zurück. Und weil ein gültiger Bebauungsplan sowie ein genehmigter Bauantrag vorlag, lief der Bau der Druckerei an. Ein Sprecher des VGH erklärt nun, dass für diesen Rechtssicherheit bestehe, auch wenn der Bebauungsplan rückwirkend als nicht haltbar erklärt werden sollte. Im Moment sei "nicht absehbar", wann das Gericht die Angelegenheit terminieren werde.

In Haar sieht CSU-Fraktionschef Dietrich Keymer jetzt einen Wettlauf mit der Zeit, um die aus seiner Sicht drohenden Bausünden wenigstens teilweise zu stoppen. Keymer sagt, jeder erkenne jetzt die Dimension. "Die Grasbrunner haben immer so getan, als könnte man das hinter Bäumen verstecken." Grasbrunn verfüge über ausreichend Fläche, das Gewerbe besser verträglich anzusiedeln. Grasbrunns Bürgermeister Klaus Korneder (SPD) hält dagegen, dass die Gewerbebauten noch mit Grün eingefasst würden und alles gefällig gestaltet werde. Es handle sich um ein kleines, verträgliches Gewerbegebiet, sagt er. Wo wäre ein solches besser anzubinden, als an einer Bundesstraße? Weitere Bauanfragen lägen vor.

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