Haar:Dann eben mit Biogas

Haar: Behält eine Gasheizung: der Gasthof "Zur Post" in Haar.

Behält eine Gasheizung: der Gasthof "Zur Post" in Haar.

(Foto: Claus Schunk)

Eigentlich wollte die Gemeinde die alte Heizung für das Bürgerhaus und den Gasthof "Zur Post" bei deren Sanierung durch neue Technik ersetzen. Nun wird die Anlage nur um- und aufgerüstet.

Von Bernhard Lohr, Haar

Wie schwierig die Abkehr von der Gasheizung ist, zeigt ein aktuelles Beispiel aus Haar: Dort wird der Gasthof "Zur Post" derzeit von Grund auf saniert und die Frage nach der künftigen Heizung erweist sich als große Herausforderung. Die ursprüngliche Idee, einfach die beiden alten Gaskessel auszutauschen, wischte die Gemeinde vor einem Jahr auf Einwand der Grünen vom Tisch. Jetzt zeigt sich jedoch, dass eine Alternative ohne vorhandenes Nahwärmenetz wie in Haar nicht so einfach zu realisieren ist. Die Studie einer Fachfirma ergab, dass es ohne Gas nicht geht.

Auch wenn man sich in Haar gerne mal streitet - große Debatten über das Heizungsgesetz, wie sie derzeit das Land in Aufregung versetzen, hat man sich im Gemeinderat gespart. Stattdessen hat man bereits im Mai 2022 festgestellt, dass es angesichts der Appelle an die Bevölkerung unpassend wäre, wenn die Gemeinde als Eigentümerin des Gasthofs und Bürgerhauses einfach nur alte Heizkessel ersetzen und mit Gas weitermachen würde. Weil aber die Studie keine Alternative aufzeigt, soll nun zumindest klimafreundliches Biogas zum Einsatz kommen. Die Grünen forderten vergeblich eine zweite Untersuchung. Schließlich geht es laut Grünen-Gemeinderat Mike Seckinger um eine Großinvestition für 25 bis 30 Jahre.

Noch laufen die beiden alten Gaskessel im Bürgerhaus und eine Warmwasser-Solaranlage, die Bürgerhaus, Gasthof und Familienzentrum versorgen. Die Krux: Es gibt sowohl einen Hochtemperaturkreislauf für die Heizkörper und die Wasserversorgung als auch einen Niedertemperaturkreislauf für die Fußbodenheizung im Bürgerhaus. Bei einer Umstellung alleine auf Niedertemperaturtechnik müssten sämtliche Heizkörper ausgetauscht werden. Auch das Leitungsnetz wäre umfassend zu erneuern.

Die Gemeinde muss aber sparen. Ein Nahwärmenetz, an das man die kommunalen Gebäude anschließen könnte, gibt es wiederum im Ortszentrum nicht. Untersucht wurde somit die Möglichkeit einer Luft-Wärmepumpe und einer Grundwasser-Wärmepumpe sowie der Einsatz Holzhackschnitzeln oder Pellets. Möglich wäre laut Gutachten alles. Für die Wärmepumpen-Varianten wäre jedoch zusätzlich ein Gaskessel erforderlich, für eine Holzheizung wiederum ein Lager im Bereich des Haarer Angers. Mike Seckinger zeigte sich nicht überzeugt, dass damit alle Möglichkeiten ausgelotet sind, und forderte, ein "ausgewiesenes Institut, das sich mit dem Einbau regenerativer Anlagen beschäftigt", einzuschalten.

Mit ihrer Forderung nach weiteren Untersuchungen trafen die Grünen einen wunden Punkt bei Bürgermeister Andreas Bukowski (CSU). Dieser kämpft für eine möglichst zügige Eröffnung des Gasthofs, weil er von Bürgern immer wieder darauf angesprochen werde und auch der neue Pächter bald aufsperren wolle. Für eine weitere Verzögerung werde er nicht geradestehen. "Ich werde jedem sagen, wer die Verantwortung trägt", sagte Bukowski an die Grünen gerichtet. Eine Heizanlage, die mit zertifiziertem Biogas betrieben wird, wäre aus Sicht seiner dagegen als "Brückentechnologie" zu rechtfertigen. Mit Ausnahme der Grünen stimmte die große Mehrheit des Gemeinderats dafür. Zusätzlich wird eine Photovoltaikanlage installiert.

Mittelfristig setzt Bürgermeister Bukowski auf einen Anschluss ans Fernwärmenetz - bestenfalls gespeist von einem Geothermie-Kraftwerk in Vaterstetten. Eine Beteiligung an der Fördergesellschaft in der Nachbarkommune prüfen derzeit das Rathaus und die Haarer Gemeindewerke.

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