Haar:Auf gute Nachbarschaft

Haar äußert sich nur zurückhaltend zu den Plänen von Vaterstetten

Von Udo Watter, Haar

Schon allein aus Gründen der Vernunft ist die harmonische Nachbarschaft ein hohes Gut. Andererseits schweigt die Vernunft ja gerne, wenn es um Eigeninteressen geht, und so gibt es oft besonders heiße Konflikte, wenn sich zwei Parteien uneins sind, die eine Grenze teilen - mag es dabei um einen Maschendrahtzaun gehen oder um ein neues Wohngebiet, das die Verkehrsbelastung in der Umgebung erhöht.

Der Kommune Haar liegt - das darf man behaupten - durchaus an einer guten Nachbarschaft mit Vaterstetten im angrenzenden Landkreis Ebersberg. Und deshalb hat der Gemeinderat in seiner Stellungnahme zur Änderung des Flächennutzungsplanes für das geplante Wohngebiet "Vaterstetten-Nordost", westlich der Johann-Bach-Straße und östlich des Parsdorfer Wegs, sich eines höflichen Vokabulars befleißigt. Haar bittet darin Vaterstetten, ein Verkehrsgutachten zu erstellen, das die Auswirkungen auf den ohnehin überlasteten Haarer Knotenpunkt Ottendichler/Feldkirchner Straße (B 471) untersucht. Zudem bitte man die Nachbarkommune, "mit der Gemeinde Haar zu den jetzt schon dringlich erforderlichen Ertüchtigungsmaßnahmen des Knotenpunktes bei Ottendichl ins Benehmen zu treten". Thomas Reichel (CSU) fragte bei Bürgermeisterin Gabriele Müller (SPD) indes nach, ob man die Stellungnahme - auch angesichts suboptimaler Erfahrungen mit der anderen Nachbargemeinde Grasbrunn beim Thema "Gewerbegebiet in Keferloh" - nicht härter formulieren solle. Dahinter steckte seine Sorge, welche auch andere Gemeinderäte äußerten, dass Vaterstetten mit seiner regen Bautätigkeit und der geplanten Realisierung neuer Wohngebiete derzeit kräftig wachsen werde. "Ich wundere mich schon, dass Vaterstetten so munter drauf los ausweist", konstatierte Traudl Vater (SPD).

Müller erklärte, man habe sich entschlossen, so "vornehm" zu formulieren ob des guten nachbarschaftlichen Verhältnisses willen. Zudem hat das besagte Planungsgebiet vom Charakter her wohl kaum Empörungspotenzial. "Es ist ein allgemeines Wohngebiet, es sind dort soziale Einrichtungen und eine Kita geplant." Die Bedenken meldet das Gremium im größeren Kontext der allgemeinen baulichen Dynamik in Vaterstetten an: "Es addiert sich", sagte Müller. Reichel, ein ohnehin sehr höflicher und umgänglicher Charakter, ließ sich überzeugen. Nun warten er und der Rest des Gemeinderats, wie viel Gewicht die Bitte einer Kommune an eine andere entwickelt.

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