Gymnasium Sauerlach:Hoffen auf Zuschüsse und Gastschülerbeiträge

Landrat Christoph Göbel wirbt in Sauerlach eindringlich für den Neubau am Ort - viele Gemeinderäte fürchten die hohen Kosten

Im Februar dieses Jahres hatte Christoph Göbel (CSU) das erste Mal seit seiner Wahl zum Landrat im Frühjahr 2014 einer Gemeinderatssitzung beigewohnt. Damals betrachtete er es als Chefsache, die letzten zaudernden Putzbrunner Gemeinderäte von der Notwendigkeit und dem Sinn eines Gymnasiumbaus in der Gemeinde mit etwa 7000 Einwohnern zu überzeugen - was ihm schließlich auch gelang. Das gleiche Unterfangen führte ihn am Dienstag in den Ratssaal der Gemeinde Sauerlach, in deren Mitte ein weiteres Gymnasium gebaut werden soll.

Und wiederum rührte der Landrat nach Kräften die Werbetrommel, denn würde Sauerlach einen Rückzieher machen, dann müsste an mehreren anderen Gymnasien im Landkreis angebaut werden, um der weiter wachsenden Schülerzahl in der Boom-Region Herr zu werden. Dass Göbel in Sauerlach gastierte, zeigt die Dringlichkeit, die er einem Neubau in der Südgemeinde beimisst. Denn eigentlich haben Bürgermeisterin Barbara Bogner (UBV) und der Gemeinderat bereits vor geraumer Zeit ihre grundsätzliche Bereitschaft signalisiert. Dieses Mal aber brachte der Landrat Tabellen und Zahlen mit. Und dass diese der eigentlich willigen Ratsgemeinschaft Sorgen bereiten würden, hat Göbel erwarten können: "Ich kann Sie nur bitten, weiter im Boot zu bleiben", sagte Göbel denn auch am Ende seiner Ausführungen.

Im günstigsten Fall, so erfuhr der Gemeinderat, beträgt der Anteil der Gemeinde am voraussichtlich 71 Millionen Euro teuren Bau eines fünfzügigen Gymnasiums 15,7 Millionen Euro. Dass dieser Betrag von einer finanzschwachen Kommune wie Sauerlach nicht zu stemmen sei, erklärten mehrere Gemeinderäte, aber auch Christoph Göbel sagte, "das sind Summen, die nicht gehen. Ich weiß, dass das so nicht funktioniert". Nein, einen Plan B habe er nicht, antwortete der Landrat auf eine entsprechende Frage von Peter Frimmer (UBV), doch er zeigte auch Möglichkeiten auf, die zum Erfolg führen könnten. Einen entscheidenden Schlüssel nannte der Landrat staatliche Zuschüsse und Gastschülerbeiträge von Gymnasiasten von außerhalb des Landkreises. Nach dem Beschluss zur Rückkehr zum neunstufigen Gymnasium stehe nun der Freistaat in der Pflicht, im Rahmen des Konnexitätsprinzips für finanzielle Entlastung der Standortgemeinden zu sorgen, "und der Freistaat will auch Zahlen", sagte Göbel. Eine Einigung mit den kommunalen Spitzenverbänden sei indes noch nicht erfolgt.

Eine weitere Unwägbarkeit seien aber auch die Gastschulbeiträge sowie der Zuschnitt des Zweckverbandes, unter dessen Dach das Sauerlacher Gymnasium gestellt werden wird. Dieser Zuschnitt ist wieder offen, nachdem die Gemeinde Taufkirchen mit ihrem Veto verhinderte, dass der Schulcampus mit Fachober- und Realschule in Oberhaching unter dem Dach des Zweckverbands des Gymnasiums Oberhaching gebaut und verwaltet wird. Bei einer Erweiterung dieses Zweckverbandes stünde Sauerlach für den Bau ihres Gymnasiums mit 19,7 Millionen Euro in der Pflicht. Mit 15,7 Millionen Euro käme Sauerlach davon, wenn ein neuer Zweckverband gegründet würde. Dazu freilich müsste die Gemeinde Brunnthal, deren Anteil sechs Millionen Euro betragen würde, Straßlach-Dingharting (1,5 Millionen Euro) und Oberhaching (3,1 Millionen Euro) mit ins Boot steigen, was bis dato offen ist. "Das ist nicht einfach, sondern sehr kompliziert", bezeichnete Göbel die aktuelle Gemengelage und plädierte an die interkommunale Solidarität. "Ich hoffe, wir spüren diese Solidarität auch", entgegnete Peter Frimmer. Dass sich die Gemeinde Sauerlach negativ entwickeln könnte, zumal sie bereits ohne Gymnasium den Siedlungsdruck spürt, verneinte Göbel. Dass der Bau eines Gymnasiums irgendwo einen Flurschaden angerichtet habe, sei ihm nicht bekannt.

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