Ihr Ansatz war sehr lokal und doch haben die Schülerinnen und Schüler eines P-Seminars am Gymnasium Oberhaching überregional Aufmerksamkeit erregt. Für zwei Beiträge über Oberhachinger Persönlichkeiten sind sie jetzt mit dem P-Seminarpreis des Freistaats Bayern ausgezeichnet worden. „Wie wir es in Teamarbeit geschafft haben, dass die Geschichte jeder Person einen roten Faden bekommt, hat mir sehr viel Spaß gemacht“, sagt Schüler-Projektleiter Bernhard Heinlein. Er ist einer der sieben Zwölftklässler und -klässlerinnen, die an dem Seminar mit dem Titel „1275 Jahre Oberhaching – Vom Spurensucher zum Geschichtsvermittler“ bei Geschichtslehrerin Ulrike Natzer teilgenommen haben. Am Montag ist das Team von Kultusministerin Anna Stolz (Freie Wähler) geehrt worden. Das Gymnasium setzte sich als eine von vier Schulen unter den 27 Regionalsiegern durch.
Anlass für die Auseinandersetzung mit der Lokalgeschichte war die große Jubiläumsfeier der Gemeinde Oberhaching in diesem Jahr. Um dafür einen historischen Beitrag zu erstellen, wurde das P-Seminar im Schuljahr 2023/24 eingerichtet. Die Schüler kamen auf die Idee, darüber zu recherchieren, welche Persönlichkeiten es in der Gemeinde gab, und entschieden sich schließlich, zwei Produkte zu erstellen. So entstanden ein halbstündiger Dokumentarfilm und ein interaktiver Themenspaziergang, den man über die gemeindliche Oha-App aufrufen kann. Beide tragen den Titel „Von Hacho bis heute“.
In dem auf Youtube abrufbaren Film geht es um sechs Persönlichkeiten – darunter einen Künstler, einen Heimatforscher und den Widerstandskämpfer Rupprecht Gerngross, der als Leiter der „Freiheitsaktion Bayern“ kurz vor Kriegsende einen Aufstand gegen die Nazis unternahm. In dem interaktiven Spaziergang kommen noch weitere historische örtliche Persönlichkeiten vor wie etwa Ilse Weitsch, die einige Jahre den Frauenfunk in der Nachkriegszeit leitete.
Die Schüler teilten sich die Arbeit auf. „Es hat sich jeder um die Recherche und das Drehbuch für eine Person gekümmert“, sagt Kilian Prölß, Projektleiter Film. Die Schülerin Franziska May moderierte. Im Film sind historische Stellen wie Keltenschanzen zu sehen, Schaffensplätze der Persönlichkeiten, die Schüler haben auch Aufnahmen mit Drohnen gemacht. Heinlein erstellte außerdem 3D-Grafiken. Zudem führten die Elftklässler Interviews mit Zeitzeugen und dem Inhaber des Lehrstuhls für Bayerische Geschichte an der Ludwig-Maximilians-Universität, Ferdinand Kramer. Mit dem Professor sprachen sie auch über das Berufsbild des Historikers. Die Schüler arbeiteten eng mit der Pressereferentin der Gemeinde zusammen, wälzten historische Dokumente im Gemeindearchiv, im Bayerischen Hauptstaatsarchiv und im Staatsarchiv München.
Was die Arbeit der Schülerinnen und Schüler preiswürdig macht, ist für Geschichtslehrerin Natzer ziemlich klar: Es sei „die riesige Motivation und die Selbständigkeit der Schüler, die überdurchschnittlich viel Engagement“ in das Projekt gesteckt hätten. Das Ergebnis bewege sich auf einem „professionellen Niveau“ und zeichne sich durch seine „Qualität“ aus. Schüler-Projektleiter Heinlein freut sich, dass bei dem sehr großen Rechercheaufwand „etwas Tolles“ herausgekommen ist, das bei der Jubiläumsfeier in Oberhaching zudem gut ankam. Prölß fand es besonders spannend, in den Archiven auf Dokumente zu stoßen, von denen man nie erfahren hätte, wenn man nicht recherchiert hätte: eine Visitenkarte von Rupprecht Gerngroß etwa.
Kultusministerin Stolz zeigt sich angetan von den Projekten der Landespreisträger. „Alle ausgezeichneten Projekte sind innovativ, durchdacht und wirklich eindrucksvoll umgesetzt. Die P-Seminare sind ein echtes Aushängeschild für eine praxisnahe, beruflich orientierte Bildung an unseren bayerischen Gymnasien“, heißt es in einem schriftlichen Statement ihres Ministeriums. Der P-Seminar-Preis wird jedes Jahr vom Kultusministerium und den drei Kooperationspartnern Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft, Bildungswerk der Bayerischen Wirtschaft und Eberhard-von-Kuenheim Stiftung der BMW AG ausgeschrieben, um besonders gelungene Projekte zur beruflichen Orientierung zu honorieren.