Überfüllte Gymnasien:Brandbrief aus den Direktoraten

Ottobrunn, Gymnasium, Neubau kurz vor Fertigstellung,

Will keine "Riesenschulen" mit mehr als 1500 Kindern: Ottobrunns Gymnasialdirektor Achim Lebert.

(Foto: Angelika Bardehle)

Angesichts weiter steigender Schülerzahlen und der Wiedereinführung des G 9 bringen die Schuleiter in Ottobrunn, Neubiberg und Höhenkirchen einen vierten Standort im Südosten ins Spiel.

Von Martin Mühlfenzl, Neubiberg/Ottobrunn

Die Direktoren der Gymnasien in Höhenkirchen-Siegertsbrunn, Neubiberg und Ottobrunn schlagen Alarm.

In einem Brief an den Vorsitzenden des Zweckverbands weiterführender Schulen im Südosten, Landrat Christoph Göbel (CSU), teilen die Schulleiter mit, dass ihre Schulen an den Kapazitätsgrenze angelangt seien. Zudem bringen sie den Bau eines vierten Gymnasiums auf dem Gebiet des Zweckverbands ins Spiel, das neben den drei Schulstandorten Putzbrunn, Hohenbrunn, Aying, Brunnthal und den Landkreis selbst umfasst.

Der Zweckverband, sagt Neubibergs Direktor Reinhard Rolvering, werde in seiner Sitzung am 6. Juni den Inhalt des Briefes beraten. "Der Planungsdruck ist vorhanden", sagt der Neubiberger Direktor.

Nahezu 1200 Schüler besuchen derzeit das Gymnasium Neubiberg, 1230 werden es voraussichtlich im kommenden Schuljahr sein. Damit ist die Schule ausgelastet - der Bau aus den Siebzigerjahren, der von 2011 an generalsaniert und zum Schuljahr 2013/14 wiedereröffnet wurde, hat eine Kapazität von 1250 Schüler. Dass die Schülerzahlen dennoch steigen werden, weiß auch Direktor Rolvering. Die Wiedereinführung des neunjährigen Gymnasiums vom kommenden Schuljahr an hat etwa zur Folge, dass ein zusätzlicher Jahrgang untergebracht werden muss - etwa 150 Schüler mehr. Ob seine Schule das leisten kann? "Nein", sagt Rolvering. "Grundsätzlich ist es so, dass ein weiterer Jahrgang bei uns nicht untergebracht werden kann."

Zuzug und mehr Geburten

Sein Ottobrunner Kollege Achim Lebert sagt, es gehe darum, nicht von einer Entwicklung überrascht zu werden, die jetzt jeder kenne: "Wir haben das G 9. Und wir haben die Bevölkerungsentwicklung mit dem Zuzug und einer steigenden Geburtenrate." Jetzt müsse die Frage gestellt werden, wohin die Reise gehen soll: "Es gab ja die - übrigens sehr kluge - Entscheidung, dass keine Riesenschulen mit 1500 Schülern oder mehr entstehen sollen. Also braucht es Lösungen." Zudem zeige die "Einschreibesituation", dass die Schülerzahlen weiter steigen werden.

Dies wisse die Kreispolitik, sagt Landrat Göbel. Man habe deshalb einen "soliden Plan entwickelt, um flächenmäßig alle Regionen des Landkreises mit Schulen abzudecken". Auch im Osten und Süden. Die Neubauten in Kirchheim, Aschheim, Sauerlach und womöglich Feldkirchen sowie ein Ausbau in Haar würden "kaskadenartige Bewegungen in Gang setzen", von der alle Schulen profitierten. "Das heißt nicht, dass es zwingend ein neues Gymnasium innerhalb des Zweckverbandes braucht", sagt Göbel. "Wichtig ist mir vor allem, dass wir auch schnell den Schulcampus in Höhenkirchen mit der Realschule und dem Ausbau des Gymnasiums bekommen."

Überrascht vom Vorstoß der Direktoren zeigt sich Ottobrunns Bürgermeister Thomas Loderer (CSU), der dem Zweckverband Südost angehört. "Es liegt außerhalb meiner Vorstellungskraft, dass wir uns derzeit mit dem Bau eines vierten Gymnasiums beschäftigen", sagt Loderer. Die Kapazität der drei Schulen, die derzeit insgesamt bei 3500 Schülern liege, sei ausreichend, findet er. "Und wir haben als eingeplante Option immer noch die Erweiterung des Gymnasiums in Höhenkirchen."

Tatsächlich hat sich die Kreispolitik bisher mit einem weiteren Gymnasium im südöstlichen Landkreis nicht beschäftigt. Anhand des Schulbedarfsplans hat der Kreistag im vergangenen Jahr andere Baustellen aufgemacht: den Neubau des Gymnasiums in Unterföhring, eine neue Schule in Aschheim sowie die sehr wahrscheinlichen Errichtung eines Gymnasiums in Sauerlach. Dass letzteres zu einer Entlastung der Schulen in Neubiberg, Ottobrunn oder Höhenkirchen-Siegertsbrunn beitragen könnte, halten Rolvering und Lebert nicht für zwingend. "Diese Schule würde eher weiter in den Süden, in die angrenzenden Landkreise hineinwirken und von dort Schüler anziehen", sagt Lebert.

Diese Annahme stützt der Schulbedarfsplan, der einem Gymnasium in Sauerlach gute Potenziale für Schüler vor allem aus dem Landkreis Miesbach vorhersagt. Der Schulbedarfsplan hält aber noch andere Zahlen bereit.

Dem Gymnasium Neubiberg wird in den kommenden zehn Jahren ein enormes Wachstum vorhergesagt: nahezu 1500 bis ins Jahr 2029. In Ottobrunn könnten dann 1350 Schüler das Gymnasium besuchen; Höhenkirchen-Siegertsbrunn werden mehr als 1100 Kinder und Jugendliche vorhergesagt - ohne Erweiterungsbau.

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