Von Schülerinnen und Schülern wird erwartet, dass sie pünktlich zum Unterricht erscheinen und ihre Hausaufgaben termingerecht erledigen. Bei Bauprojekten ist das Anspruchsdenken hierzulande weniger streng – der Fortschritt korrespondiert meist nicht mit den Planungen der Architekten. Das trifft auch auf die Grundschule in Baierbrunn zu: Bis die Erweiterung, Sanierung sowie der Umbau komplett abgeschlossen sind, wird es – nicht ganz unerwartet – länger dauern als gewünscht.
Ursprünglich waren die Vorentwürfe des zunächst mit dem Projekt betrauten Architekturbüros Peck-Daam in den ersten vier sogenannten Leistungsphasen darauf ausgerichtet, die wesentlichen Bauarbeiten bis Ende des Schuljahres 2025/2026 zum Abschluss zu bringen, weil der Gesetzgeber von 2026/2027 an das Angebot einer Ganztagsbetreuung verlangt. Gleichwohl deutete sich schon länger an, dass dies wohl nicht zu verwirklichen ist.
Seit Anfang 2024 hat nun ein zum Dresdner Generalplanungsunternehmen Ipro-Consult GmbH gehörendes Büro aus Geretsried die Objektplanung übernommen, was auch eine Änderung des Rahmenterminplans und des angedachten Bauablaufs zur Folge hat: Statt in zwei soll das Bauvorhaben nun in drei großen Abschnitten realisiert werden, wobei anschließend noch eine vierte Phase folgt, die den Rückbau der Container für die Mittagsbetreuung beinhaltet. Baubeginn wird demnach wohl erst im August 2025 sein: Der erste Abschnitt, der einen Teilabbruch und die Errichtung eines Erweiterungsbaus umfasst, soll im dritten Quartal 2027 abgeschlossen sein. Die Sanierung des alten Schulhauses mit neuem Dachgeschoss soll im vierten Quartal 2029 fertig sein, der Neubau der Turnhalle im dritten Quartal 2031.
„Das ist realistisch“, erklärte Annette Rill, die Leiterin der Geretsrieder Niederlassung, die zusammen mit zwei weiteren Mitarbeitern ihre Pläne in der jüngsten Sitzung des Baierbrunner Gemeinderats vorstellte. Grob geschätzt ist es also ein „Sechs-Jahres-Plan“. Architekt Paul Bungarten betonte, man habe „viel Erfahrung im Schulbau im laufenden Betrieb“ und verwies als Beispiel auf den soeben im Frühjahr 2024 finalisierten Neu- und Erweiterungsbau einer Mittel-und Grundschule in Germering.
„Man hat uns da schon die Zähne gezogen und klargemacht, dass der Zeithorizont bisher unrealistisch war“
„Man hat uns da schon die Zähne gezogen und klargemacht, dass der Zeithorizont bisher unrealistisch war“, sagte Bürgermeister Patrick Ott (ÜWG), der aber für die unmissverständlichen Ausführungen der Ipro-Consult-Vertreter dankbar war: „Sie haben einen sehr guten Eindruck gemacht.“ Einer der Gründe für die Änderung des Zeitplans ist, dass die recht beengten Platzverhältnisse rund um die Grundschule an der Hermann-Roth-Straße die Einrichtung und Abwicklung der Baustelle erschweren. „Es ist eine logistische Herausforderung“, sagt Bungarten.
Die Erstellung einer Baustraße von der B 11 her ist eine weitere zu klärende Frage. Die Synergieeffekte, welche das Büro Peck-Daam durch die zeitliche Verschmelzung von Bauphasen erreichen wollte, sind aus Sicht des neuen Büros wohl nicht realistisch. Weitere Gründe für die Verzögerung des Bauprozesses: Der Bürgerentscheid rund um die Schulwiese musste abgewartet werden und es stehen noch behördliche Genehmigungen aus.
Der Wechsel von einem Architekturbüro erfolgte, weil Peck-Daam als Verantwortlicher für die erste Erweiterung der Baierbrunner Grundschule 2004 eine Art Urheberrecht hatte bei der Planung der ersten vier Leistungsphasen, danach aber eine öffentliche Auftragsvergabe vorgeschrieben war. Ipro-Consult machte das Rennen.
Trotz der ein oder anderen kritischen Nachfrage zeigten sich die Gemeinderäte von der Notwendigkeit der vorgestellten Änderungen überzeugt und stimmten mit großer Mehrheit dafür. Ott äußerte die Hoffnung, dass sich die Frist zur Erfüllung des Rechtsanspruchs auf Ganztagsbetreuung verlängern dürfte, weil besonders finanzschwächere Gemeinden seiner Ansicht nach das Ziel von 2026/2027 ohnehin nicht einhalten könnten. Unterstützung bekam er darin von Uwe Harfich (SPD), der prophezeite, dass das beim Baierbrunner Bauprojekt „keine Rolle spielen“ werde. Seine Parteikollegin Christine Kammermeier stimmte als einzige gegen den Beschlussvorschlag.