Grund- und Mittelschule Kirchheim:Gefahr in der Luft

Grund- und Mittelschule Kirchheim: Die Grund und Mittelschule in Kirchheim muss dringend saniert werden.

Die Grund und Mittelschule in Kirchheim muss dringend saniert werden.

(Foto: Stephan Rumpf)

Krebserregende Mineralwolle in der Lüftung, schwere Mängel im Brandschutz: Die Gemeinde Kirchheim muss die Turnhalle der Grund- und Mittelschule sofort sperren. Die Sanierung wird voraussichtlich mindestens 1,7 Millionen Euro kosten.

Von Irmengard Gnau, Kirchheim

Ihre Schulen bereiten der Gemeinde Kirchheim derzeit Sorgen. Kaum hat die Kommune im zuständigen Schulzweckverband den Entschluss für den Neubau des sanierungsbedürftigen örtlichen Gymnasiums gefasst, drängt nun die Grund- und Mittelschule an der Heimstettner Straße in den Fokus der Aufmerksamkeit: Bei der Lüftungsanlage der Turnhalle und beim vorbeugenden Brandschutz haben Prüfer im Gebäude erhebliche Mängel festgestellt. Die Gemeinde hat nun die offenbar dringend nötigen Sanierungsmaßnahmen auf den Weg gebracht. Die Schulturnhalle muss voraussichtlich für den Rest des Schuljahrs geschlossen bleiben.

Die Sanierung war schon länger geplant. Nun drängt die Zeit

Bürgermeister Maximilian Böltl (CSU) lobte im Gemeinderat zunächst die Mitarbeiter des Bauamts und alle weiteren Beteiligten für ihr rasches Handeln. Sobald die Ergebnisse bekannt geworden seien, sei die Turnhalle der Grund- und Mittelschule sofort gesperrt worden. In Form einer dringlichen Anordnung hat die Gemeinde zudem bereits Ende Mai erste Sofortmaßnahmen eingeleitet und die mit dem Projekt betrauten Ingenieurbüros beauftragt, die erforderlichen Arbeiten auszuschreiben. Nach ersten Schätzungen muss die Gemeinde mit Kosten von rund 1,7 Millionen Euro rechnen.

Dass die Grund- und Mittelschule generalsaniert werden soll, steht schon länger fest; 4,2 Millionen Euro sind dafür nach bisherigem Stand veranschlagt. Ursprünglich sah der Zeitplan jedoch vor, erst 2017/18 mit den Arbeiten zu beginnen. So lange kann die Gemeinde nun nicht mehr warten. Fachprüfer, die das Schulgebäude - Anfang der Siebzigerjahre erbaut, Mitte der Neunzigerjahre aufgestockt und saniert - einer Voruntersuchung unterzogen hatten, um den Sanierungsbedarf einzuschätzen, stellten fest, dass die Lüftung der älteren Turnhalle 2 "technisch und hygienisch schwerwiegende Mängel aufweist und dringend zu erneuern ist".

Die gefährlichen Fasern könnten über die Lüftung verteilt werden

Die Turnhalle 2 wird über Bodenrohre belüftet, die im Innern mit Mineralwolle gedämmt sind - einem Material, das seit Mitte der Neunzigerjahre nicht mehr eingesetzt wird, da es als krebserzeugend bewertet wird, wie Ingenieur Michael Seebacher den Gemeinderäten erläuterte. Wohl durch Abnutzung hat sich die über der Mineralwolle liegende Alukaschierung in den Lüftungsrohren an einigen Stellen gelöst, sodass die Mineralwollfasern über den Luftstrom möglicherweise in die Räume eingeblasen werden können. Eine Schadstoffanalyse wird derzeit vorgenommen. Aus Sicht der Fachplaner muss daher eine neue Lüftungszentrale eingebaut werden. Außerdem brauche die Schule eine neue Brandmeldeanlage, um für alle Beteiligten einen gefahrlosen Betrieb sicherzustellen, unterstrich Ingenieur Martin Augenstein.

Die Gemeinderäte stimmten den Maßnahmen mit großer Mehrheit zu. Das Wohl der Kinder stehe an erster Stelle, stellte Susanne Merten-Wente (Grüne) klar. Allerdings sei ihr der Umfang der Sanierungen nicht verständlich, betonte die Gemeinderätin. Sie sprach sich dafür aus, weitere Vergleichsangebote für die Arbeiten einzuholen. Bürgermeister Böltl bat darum, den Entschluss für die Sanierungen rasch zu treffen: "Es ist unerfreulich, dass wir von diesen Ergebnissen so negativ überrascht wurden - aber jetzt müssen wir dringend handeln", versuchte der Bürgermeister zu überzeugen. "Wenn es jetzt nicht weh tut, tut es in ein paar Monaten weh." Die Kosten fielen bei der Sanierung des Schulgebäudes ohnehin an; nun müssen sie allerdings vorgezogen werden.

Die Gemeinderäte stellten sich auch die Frage, wie solch böse Überraschungen zukünftig zu verhindern seien. Die Gemeinde sei dabei, ein System zu erarbeiten, um den Unterhalt der 28 gemeindlichen Liegenschaften besser kontrollieren zu können, versicherte Böltl. Im Bauamt sei dafür ein neues Sachgebiet geplant.

Wann die Sanierungsarbeiten an der Grund- und Mittelschule beginnen, ist noch unklar. Für den Einbau einer neuen Lüftungszentrale ist eine Baugenehmigung nötig. Die Kirchheimer Bauverwaltung hofft, dass das Landratsamt diese schnell erteilt. Sportunterricht dürfte im laufenden Schuljahr in der Turnhalle aber wohl nicht mehr stattfinden.

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