Die Gaststätte „Forsthaus Wörnbrunn“ in Grünwald bekommt Konkurrenz. Zumindest, was ihren Namen angeht. Denn direkt hinter das Restaurant mit Hotel baut der Forstbetrieb München der Bayerischen Staatsforsten wieder ein echtes Forsthaus in Wörnbrunn. Seit 2019 war das sanierungsbedürftige ehemalige Diensthaus der Förster leer gestanden. Nun wurde es abgerissen, um einem Neubau Platz zu machen.
Der ersten Arbeiten für das neue Forsthaus stehen in diesen Tagen an. In dem neuen Haus sollen aber nicht wie in der namensgleichen Gaststätte Promi-Hochzeiten gefeiert und gehobene bayerische Küche angeboten werden, sondern es sollen, wie der Name eigentlich impliziert, Wohnraum und Büroflächen für Revierförster entstehen. In die geplanten vier Wohnungen sollen in rund einem Jahr dann Münchner Förster einziehen.
Auch wenn die Mietpreise für die neuen Wohnungen noch nicht endgültig feststehen, wollen die Bayerischen Staatsforsten nach eigenen Angaben mit „erschwinglichem Wohnraum“ ihre „Arbeitgeberattraktivität“ verbessern. Denn auch sie stehen aktuell vor der Herausforderung, ausreichend Nachwuchskräfte zu finden, wie Forstbetriebsleiter Emil Hudler sagt: „Dies ist im Großraum München aufgrund der hohen Mietpreise besonders schwierig.“ Mit dem neuen Forsthaus wolle man den Revierförstern neben Wohnraum zu günstigen Konditionen auch die Möglichkeit bieten, mit ihren Familien direkt im Forstrevier zu wohnen. Und das komme auch dem Wald zugute, so Hudler: „Denn Förster und Försterinnen, die in Ihrem Forstrevier leben, können sich auch optimal um den Wald kümmern und entwickeln mit der Zeit ein tiefes Verständnis für die Verhältnisse vor Ort.“
Die Förster sind die Organisatoren des Waldes
„Revierförster sind die Koordinatoren und Organisatoren des Waldes“, erklärt Nathalie Kolb, Sprecherin der Bayerischen Staatsforsten. Sie markieren etwa Bäume, die vom Borkenkäfer befallen sind oder Bäume, die „erntereif“ sind, also gefällt werden müssen; und sie überlegen sich, welche anderen Baumarten sie gegebenenfalls dafür pflanzen müssen, um den Wald zu verjüngen und einen „klimastabilen Mischwald“ zu kreieren, wie Kolb sagt. Außerdem fungieren Revierförster als Bindeglied zwischen der Bewirtschaftung und dem Naturschutz. „Sie haben immer einen Überblick darüber, wer im Wald unterwegs ist“, sagt Kolb.
Im Forstbetrieb München gibt es derzeit eine Revierförsterin und neun Revierförster. Sie alle wären potenzielle Mieter für die neuen Wohnungen in Grünwald. Würde sich kein Förster finden, so würden die Wohnungen in idyllischer Wald-Lage innerhalb des Forstbetriebs weiteren Mitarbeitern zur Verfügung gestellt werden. Es sollen zwei Dreizimmer- und zwei Vierzimmerwohnungen mit 85 beziehungsweise 108 Quadratmeter Fläche entstehen. Gebaut wird laut Staatsforsten ausschließlich mit Holz aus dem bayerischen Staatswald. Damit wolle man das klare Bekenntnis der Bayerischen Staatsforsten zu ökologischer Verantwortung und regionaler Wertschöpfung unterstreichen, so Kolb.

Auch die benachbarte Gaststätte „Forsthaus Wörnbrunn“ war einst ein echtes Forsthaus. 1891 erteilte das königliche Bezirksamt München dem Revierförster Michael Bauer die Konzession zum Betrieb einer Gastwirtschaft. Nach ihm übernahm dann kein Förster mehr, sondern ein Gastwirt das Lokal. Nach diversen Inhaber- und Pächterwechseln führen es seit 2019 Yvonne Mehrfeld und Florian Gürster. Sie bieten dort gehobener Küche im traditionellen Stil an. An das einstige Forsthaus erinnert dort heute neben dem Namen eine mit Schnitzereien verzierte Bauernzimmertüre, die einst in die Stube führte, in der der Förster nach getaner Arbeit sein Abendessen verzehrte.