Grünwald:Wieder Köder ausgelegt

Winter in Bayern

In Grünwald sollen die Füchse wieder mit Ködern vom Fuchsbandwurm befreit werden.

(Foto: Lino Mirgeler/dpa)

Die Gemeinde setzt angesichts hoher Gewerbesteuereinnahmen weiterhin auf ihren niedrigen Hebesatz. Und sie setzt wohl die Bekämpfung des Fuchsbandwurms fort, die wegen eines Lieferengpasses eingestellt wurde

Von Claudia Wessel, Grünwald

Gibt es wieder Köder gegen den Fuchsbandwurm in Grünwald? Grünen-Gemeinderätin Ingrid Reinhart hat beim Studium des Haushaltsentwurfs 2019 einen Posten von 34 000 Euro unter diesem Stichwort entdeckt. B ei den Vorberatungen des Haushalts am Dienstagabend im Gemeinderat fragte sie nach und bekam von Bürgermeister Jan Neusiedl (CSU) die Antwort: "Es sieht gut aus." Weil keine Köder mehr aufzutreiben waren, hatte die Gemeinde die Bekämpfung des für den Menschen lebensgefährlichen Parasiten einstellen müssen.

Die Haushaltsberatungen in der reichen Gemeinde Grünwald laufen so ab: Man geht den Entwurf Seite für Seite durch, und die Gemeinderäte, die hoffentlich ihre Hausaufgaben gemacht und das Zahlenwerk zuhause durchgearbeitet haben, stellen dazu ihre Nachfragen. Änderungswünsche werden dann eingebaut. Verabschiedet wird der Haushalt erst in einer der nächsten Sitzungen.

Für den Verwaltungshaushalt stehen 228,4 Millionen Euro im Entwurf, für den Vermögenshaushalt 23,9 Millionen Euro. Man rechnet mit 170 Millionen Euro Gewerbesteuereinnahmen für 2019. Für 2018 hatte man 180 Millionen erwartet, am Ende waren es 209 Millionen Euro. Kämmerer Raimund Bader will deshalb den im Landkreisvergleich sehr niedrigen Hebesatz von 240 Prozent nicht verändern, mit dem Grünwald die Firmen ködert.

Ingrid Reinhart stellte, wie schon in den vergangenen Jahren, die meisten Fragen. Gibt es mal eine Seite, zu der sie nichts wissen will, ist es schon auffällig. Auch von FDP-Gemeinderat Michael Ritz und vom Parteifreien Oliver Schmidt gab es Nachfragen. Der CSU war wie in jedem Jahr alles so klar, dass sie nicht eine einzige Frage zum vorgelegten Zahlenwerk hatte.

Reinhart nutzte die Beratungen auch, um auf ihr wichtige Themen hinzuweisen. So erinnerte sie daran, dass man für die Veröffentlichung der schon lange vorliegenden Zeitzeugenbefragung, die noch immer nur in Rohform vorhanden ist, einen Betrag einstellen sollte. Man einigte sich auf 20 000 Euro. Reinhart fragte außerdem nach, ob 195 000 Euro wirklich für die Umgestaltung von Flächen in bienenfreundliche Wiesen gedacht seien. Ja, das sind sie, laut Neusiedl. Auch nach den 150 000 Euro für die geplanten Elektroauto-Aufladestationen und nach den 15 Mietradstationen fragte Reinhart. Ritz wollte wissen, warum für die Wiederherstellung von Straßenoberflächen mehr als vier Millionen Euro eingestellt sind. Die Antwort lautete, dass "ein ganzes Paket" an Straßen nach den Geothermiearbeiten wieder hergestellt werden müsse. Ob man das 2019 schaffe? "Wir haben's vor", sagte Neusiedl. "Ob wir's schaffen, werden wir sehen."

Einen kurzen, heftigen Schlagabtausch löste ein Antrag von Dietmar Jobst (Parteifreie) aus. Er wünschte eine Stellenbedarfsplanung, wollte also untersuchen lassen, ob in der Verwaltung zu viel - in manchen Abteilungen vielleicht auch zu wenig - Personal vorhanden sei . "Das ist so was von daneben", schimpfte Zweiter Bürgermeister Stephan Weidenbach (CSU), "nur weil wir mehr haben als andere Gemeinden, die sich das vielleicht nicht leisten können." Auch sein Parteifreund Robert Zettel war nicht erfreut: "Klar, wir sind ja jetzt bald im Wahlkampf, da kann man bisschen in der Verwaltung rumrühren, irgendwas bleibt schon hängen."

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