Grünwald:Sep-Ruf-Haus darf nicht abgerissen werden

Grünwald: Bis auf weiteres gerettet: Das vom stilbildenden Architekten Sep Ruf geschaffene Haus in der Hugo-Junkers-Straße 1 bleibt laut Beschlüssen von Gemeinde und Landratsamt erhalten.

Bis auf weiteres gerettet: Das vom stilbildenden Architekten Sep Ruf geschaffene Haus in der Hugo-Junkers-Straße 1 bleibt laut Beschlüssen von Gemeinde und Landratsamt erhalten.

(Foto: Claus Schunk)

Während das Landratsamt ein Abbruchverbot ausspricht, beschließt der Bauausschuss der Gemeinde einstimmig eine Veränderungssperre und die Überplanung des Grundstücks.

Von Stefan Galler, Grünwald

Die Dringlichkeit der Sache war hoch und durch das enorme öffentliche Interesse der vergangenen Wochen erst recht akzentuiert. Da erschien es angemessen, dass der Bürgermeister höchstpersönlich die Grünwalder Bauausschusssitzung am Montagabend leitete, obwohl eigentlich sein Stellvertreter und CSU-Parteifreund Stephan Weidenbach dem Gremium vorsitzt. Doch der Kollege sei verhindert, sagte Jan Neusiedl, es drängte sich dennoch die Vermutung auf, dass er den Erhalt des vom Abriss bedrohten Sep-Ruf-Hauses in der Hugo-Junkers-Straße 1 zur Chefsache gemacht hatte.

Und Neusiedl verkündete gleich gute Nachrichten für alle Freunde bedeutender Architektur: Im Laufe des Tages habe sich das Landratsamt in seiner Funktion als Untere Baubehörde gemeldet und - auf sein Betreiben - eine Untersagung von Abbrucharbeiten auf dem betreffenden Grundstück verhängt. Das Verbot gelte ab Zustellung für sechs Monate und würde entfallen, wenn dem Gebäude keine Denkmaleigenschaft attestiert würde.

Um auch von ihrer Seite her einen Abriss des 1936 errichteten Hauses zu verhindern, brachten die Gemeinderäte am Montag zusätzlich eine Veränderungssperre auf den Weg. Der Eigentümerin oder einem potenziellen Käufer ist es also untersagt, auf dem Grundstück bauliche Anlagen zu modifizieren oder zu beseitigen. Ein Bauantrag für ein Wohn- und Geschäftshaus wurde abgelehnt. Da eine Veränderungssperre rechtlich nur zulässig ist, wenn eine Kommune konstruktive Gegenvorschläge parat hat, sie also keine Verhinderungsplanung betreibt, wurde auch gleich noch ein Aufstellungsbeschluss für einen qualifizierten Bebauungsplan auf den Weg gebracht. Eine gewerbliche Nutzung wird demnach ausgeschlossen, vielmehr werden Eckdaten wie absolute Grundfläche, höchstzulässige Geschossfläche und eine Firsthöhe vorgegeben, auch die bauliche Gestaltung der Häuser wird verbindlich und im Sinne der für Sep Ruf typischen Architektur festgelegt.

Begründet wurden die gemeindlichen Maßnahmen mit einer drohenden "erheblichen Beeinträchtigung des Ortsbilds", sollte das Haus auf dem Grundstück Hugo-Junkers-Straße 1 einem kombinierten Wohn- und Bürogebäude weichen müssen. Vor exakt einem Monat hatte es viel Aufregung um den Bauantrag gegeben, der genau das vorsah. Das Haus, das in einer Reihe mit neun weiteren baugleichen Gebäuden steht, jedoch als einziges von ihnen seit einem entsprechenden Gerichtsurteil von 1998 keinen Denkmalschutz mehr genießt, sollte abgerissen werden. Der Bauausschuss vertagte damals die Entscheidung, Nachbarn, Denkmalschützer und Sep-Ruf-Experten machten sich für den Erhalt des Hauses stark, die Gemeinde trat ans Landratsamt heran und suchte sich zudem rechtlichen Beistand.

Der Bauausschuss billigte die Überplanung und Veränderungssperre am Montag einstimmig, lediglich Claudia Fried (CSU) stimmte wegen persönlicher Beteiligung nicht mit. Nun muss der Gemeinderat in einer eigens einberufenen Sitzung am kommenden Dienstag, 21. März, den Punkten noch zustimmen. Diese außerordentliche Zusammenkunft war nötig geworden, weil bis zum eigentlichen Termin am 28. März der Bauantrag aus Fristgründen automatisch genehmigt worden wäre, es wäre die sogenannte Fiktion eingetreten.

Die Ausschussmitglieder zeigten sich parteiübergreifend erleichtert über die neue Entwicklung. Susanne Kruse von der Grünen-Fraktion, deren Mitglieder die Debatte erst ins Laufen gebracht hatten, begrüßte den "relativ schnellen Bewusstseinswandel" im Gremium. Bürgermeister Neusiedl dankte dem Ausschuss ausdrücklich dafür, vor einem Monat keinen Beschluss gefasst, sondern die Behandlung des Bauantrags vertagt zu haben.

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