Wenn das Wetter mitspielt, dann sitzt Catharina Wilhelm mit ihrem Laptop im Korbstuhl an dem weißen kleinen Schreibtisch in ihrem Garten in Grünwald. Mit Blick auf den großen runden Pool und mit der Kaminecke im Rücken schreibt sie in regelmäßigen Abständen über Reise, Kultur und Kulinarisches. Draußen sei zwar die Internetverbindung nicht so gut, dafür könne man zwischendurch die Wäsche aufhängen oder in den Pool springen. "Im Garten in Jogginghose zu bloggen ist Luxus für mich", sagt die 54-jährige Grünwalderin. "Das Arbeiten im Freien erdet mich total." Ihren Blog Casowi besuchen im Monat 5000 Menschen.
Für Wilhelm ist ihr Blog mit den bisher circa 160 Einträgen, den sie seit 2009 betreibt, "ein Genussprojekt". Geld möchte sie damit nicht verdienen. Sie sehe das Bloggen vielmehr als Ausgleich zu ihrem Job als Coach. Zuletzt hat sie an einem Buch gearbeitet, das Anfang September erschienen ist. Da sie selbständig ist, kann sie sich ihre Zeit frei einteilen, zum Beispiel, um an Bloggerreisen teilzunehmen. Im März war sie zum Beispiel auf einer Reise in Frankreich, bloggte danach über den Louvre, das Centre Pompidou und Schloss Versailles. In dem was sie schreibt, sei sie vollkommen frei gewesen. "Das ist mir sehr wichtig. Ich würde nie auf heile Welt machen, wenn mir etwas nicht gefällt", sagt sie. Etwas Negatives schreiben ist für Wilhelm kein Problem. Denn bezahlte Jobs nehme sie nicht an. "Das würde sich für mich wie Prostitution anfühlen."
Ihre eigene Meinung tut Wilhelm auf ihrem Blog kund und auch ihr Gesicht zeigt sie. Es sei ihr "persönliches kleines Archiv", auf das jeder im Internet Zugriff hat. Das Persönliche ist ihr wichtig. "Ich lese selbst gerne Blogs, bei denen ich die Menschen dahinter spüre." Eines sei ihr jedoch zu privat: die eigene Adresse. Auf dem Blog finden Nutzer lediglich die Büroadresse, zum Schutz vor Einbrechern. "Wenn ich zum Beispiel Bilder während einer Parisreise in meiner Instagram-Story hochlade, wissen alle, dass ich nicht zu Hause bin", sagt sie. Das Hochladen von Fotos in die Instagram-Story geschieht nämlich live. Die Bilder sind dann 24 Stunden lang sichtbar.
Blog, Instagram, Twitter - all diese Netzwerke nutzt Wilhelm. Zu alt fühle sie sich dafür nicht. "Jeder erlebt etwas in seinem Leben und jeder hat etwas zu geben, was andere Menschen bereichern kann", erzählt sie. Für sie sei das eine neue Art des Dialogs. Allein die Technik sei für sie eine Herausforderung. Aber Wilhelm sieht das entspannt: "Für mich gibt es kein ,Ich muss jetzt', sondern es ist vielmehr ein ,Ich könnte mal wieder'". Zeit für eine Runde im eigenen Pool bleibt trotzdem.