Grünwald:Nur ein Buch zur NS-Zeit

Gemeinde fördert Broschüre von Hobby-Historikerin nicht.

Von Wolfgang Krause, Grünwald

Dass sie die Schwester von Bürgermeister Jan Neusiedl ist, hat Hella Neusiedl-Hub nichts geholfen, im Gegenteil. Der Verwaltungsausschuss des Grünwalder Gemeinderats verweigerte der Volkshochschuldozentin am Dienstagabend denkbar knapp die Unterstützung für eine Publikation zur Ortsgeschichte während der Zeit des Nationalsozialismus. Vor allem CSU-Parteifreunde ihres Bruders sprachen sich gegen eine Förderung durch die Gemeinde aus - und führten als Grund unter anderem dieses Verwandtschaftsverhältnis an.

Die Diplom-Kauffrau Neusiedl-Hub, die in ihrer Freizeit für die VHS Führungen zum Thema anbietet, hat in jahrelanger Arbeit ein Begleitheft dazu zusammengestellt. Für die Veröffentlichung hätte sie sich Geld von der Gemeinde gewünscht. Der Gemeinderat entschied sich Anfang Juni jedoch, die Historikerin Susanne Meinl mit einer wissenschaftlichen Aufarbeitung der NS-Zeit in Grünwald zu beauftragen. Neusiedl-Hub war damals von einigen Gemeinderäten als Mitbewerberin um diesen Auftrag behandelt worden. Sie selbst wollte dem in der Sitzung nach eigener Aussage widersprechen, bekam aber kein Rederecht.

Im Verwaltungsausschuss stand nun ein neuer Antrag Neusiedl-Hubs auf Unterstützung ihrer Broschüre auf der Tagesordnung. Vor allem Ingrid Reinhart von den Grünen, Mathias Schröder von der FDP und Dietmar Jobst (Parteifreue Bürger) hätten ihr diese gewährt. Reinhart lobte die Führungen Neusiedl-Hubs, die immer ausgebucht seien, und sagte: "Es wäre schön, wenn es ein Begleitheft dazu gibt." Jobst hob die "Pionierarbeit" hervor, die Neusiedl-Hub bei der Erinnerung an die NS-Zeit in Grünwald geleistet habe.

Zweiter Bürgermeister Stephan Weidenbach von der CSU, der die Sitzung für den in der Sache befangenen Neusiedl leitete, lehnte es dagegen ab, zwei Publikationen der Gemeinde herauszugeben, die sich möglicherweise widersprechen. Dritte Bürgermeisterin Christine Paeschke (ebenfalls CSU) schlug vor, dass die VHS das Heft finanzieren könnte. Sie warnte wegen des anstehenden Wahlkampfes davor, dass die Gemeinde die Publikation der Schwester Neusiedls unterstützt: "Ich weiß nicht, ob wir dem Herrn Bürgermeister damit einen Gefallen tun." Die Abstimmung endete mit einem Patt, damit war der Antrag abgelehnt.

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