Grünwald: Musikalische Schneckenpost

Grünwald: Die Schildkröte begegnet auf ihrer Reise allerlei Getier. Die Kostüme sind selbst genäht, die Masken stammen von einer Maskenbildnerin.

Die Schildkröte begegnet auf ihrer Reise allerlei Getier. Die Kostüme sind selbst genäht, die Masken stammen von einer Maskenbildnerin.

(Foto: Claus Schunk)

Der Verein "Jugend macht Musik" führt das Musical Tranquilla Trampeltreu im Bürgerhaus Römerschanz auf

Von Daniela Bode, Grünwald

Die Schnecke ist so durcheinander, dass sie in einen tiefen Traum versinkt. Zarte Klaviermusik untermalt ihren Schlaf. Bald geht sie über in einen fetzigen Rock'n'Roll. "17 bist du nicht zweimal, 17 bist du nur einmal... fang etwas an, hab' Spaß daran", singt der Chor der "Grünwalder Burgspatzen". Und die Schnecke ist wieder wach. Solch unterhaltsame Szenen mit raffinierter Musik und zum Schmunzeln anregenden Texten prägen auch die anstehende Aufführung der Burgspatzen, zu der der Trägerverein "Jugend macht Musik" einlädt. "Tranquilla Trampeltreu" nach Michael Ende steht am 23. und 24. November jeweils um 17 Uhr auf dem Programm im Hubertus-Lindner-Saal im Bürgerhaus Römerschanz in Grünwald.

Die Fäden ziehen die Musikpädagogen Julian Becker und seine Frau Ágnes Palotás-Becker. 1990 hatte sich der Verein, dessen Vorsitzender Becker ist, gegründet, ein paar Jahre später ging aus dessen Kammermusikkreis der Kinderchor "Grünwalder Burgspatzen" hervor. Seitdem präsentieren sie im Jahr zwei große Aufführungen, mal wie jetzt bei Tranquilla Trampeltreu eher ein Musical, dann eine Kinderoper "Mir gefällt es, den Kindern von Anfang an eine möglichst breite, anspruchsvolle Palette zu zeigen", sagt Becker. Zum Repertoire gehören etwa Mary Poppins, Frau Holle und Peterchens Mondfahrt. Tranquilla Trampeltreu, die Geschichte der Schildkröte, die sich auf zur Hochzeit des Löwen Leo der 28. macht, bringen sie dieses Jahr zum dritten Mal auf die Bühne.

Ein lebendiges und zauberhaftes Treiben erwartet die Zuschauer. 80 Kinder zwischen drei und zwölf Jahren werden auf der Bühne stehen und in die Rollen der Schildkröte und ihrer Kinder, der Pinguine, der Spinnen, der Täubchen und all der anderen Tiere schlüpfen, die die Schildkröte so auf ihrem Weg trifft. Sie müssen sich witzige, aber auch teilweise knifflige Texte merken. So singen die Pinguine beispielsweise vom "Himbeer-Maracuja-Apfel-Mango-Eis-Sorbet" oder die Affen "Jeden Tag ist bei uns Party und für jeden gibt's ein Smartie". Schwierigkeiten dürften sie aber damit nicht haben. "Die Kinder sind erstaunlich textsicher", lobt sie Becker. Seine Frau lenke zwar durch die Vorstellung, soufflieren müsse sie aber nie. Wie auch bei den anderen Stücken hat Becker Musik und Liedertexte selbst geschrieben. Ein Charleston findet sich genauso wieder wie Klänge à la Hollywood der Sechzigerjahre. "Es sind richtig schmissige Lieder dabei", sagt Becker und man merkt ihm die Vorfreude schon an. Wie so oft hat er auch dieses Mal neue Figuren und Lieder dazu erfunden. Dieses Jahr sind die Affen erstmals dabei. Die Musik haben die Beckers im Studio aufgenommen und spielen sie bei der Vorstellung ein.

Wie viel Liebe zum Detail in all den Vorführungen steckt,. kann man an den Kostümen und der Ausstattung fürs Bühnenbild sehen. Die Maske der Schildkröte ist so filigran bemalt und modelliert, dass man meinen könnte, sie sei der Kopf eines echten Tiers. Genauso verhält es sich mit dem blau-schillernden Haupt des Eidechserichs. Sie stammen von einer professionelle Maskenbildnerin. Von den Kostümen hat Palotás-Becker viele selbst genäht, manche wie etwa die der Affen sind zugekauft. Beim Bühnenbild fällt besonders der bunt bemalte Eiswagen auf, mit dem die Pinguine ihr Eis anbieten. Ihn hat der mittlerweile verstorbene Kunstmaler Valentin Pruy gestaltet, der dem Verein lange zur Seite stand.

Schon beim Hineinschnuppern in die Vorbereitungen merkt man: Hier geht es um die Gemeinschaft und ein besonderes Projekt mit viel Zauber, abseits von Handy und Co. Es wird ein großer Tag für die kleinen und größeren Darsteller. Die besondere Herausforderung ist, dass erst bei der Generalprobe alle Kinder gemeinsam auf der Bühne stehen. Zuvor proben sie in einzelnen Gruppen. Manche Eltern könnten sich bei der Generalprobe noch nicht vorstellen, dass es klappt, sagt Becker. "Aber bei der Aufführung läuft es immer", sagt er. Und so wird es auch dieses Jahr wieder sein.

Karten für die Vorstellungen in der Dr.-Max-Straße 1 in Grünwald kann man an der Abendkasse kaufen sowie online unter ticketnet.gruenwalder-burgspatzen.de

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