Wenn die Leute außerhalb von Grünwald über Grünwald sprechen, dann zählen zu den gängigsten Vokabeln: Villen, Briefkastenfirmen, dicke Autos. Es ist natürlich der pure Neid, der da durchkommt. Außerdem sind das alles nur abgeschmackte Klischees, genauso wie die Vorstellung, dass die FDP eine Partei der Reichen ist. Und dass Grünwald zu den Hochburgen dieser Partei zählt, ist natürlich Zufall.
Aber wenn wir schon mal bei Vorurteilen sind. Worüber unterhalten sich FDPler wohl, wenn sie sich in Grünwald treffen? Nein, nicht über das Tempolimit, das wäre ihnen nämlich zukünftig egal. Dort ist man schon viel weiter als nur darauf zu beharren, mit einem gewöhnlichen Sportwagen über die Autobahn zu brettern. Es ging beim „liberalen Monatstreffen“ des Ortsverbands um die wahre Mobilität der Zukunft – und das ist in diesem Kreis weder das Lastenrad noch das Carsharing. Im Mittelpunkt der Veranstaltung stand: das fliegende Auto. Kein Witz!
In einer Mitteilung des FDP-Ortsverbandes heißt es dazu: „Etwa 50 Interessierte nutzten die Gelegenheit und konnten auf dem eigens dafür gesperrten Parkplatz des Alten Wirts das fliegende Auto begutachten und im Cockpit Platz nehmen.“ Man muss sich das Gefährt der niederländischen Firma PAL-V, das übrigens für schlappe 300 000 Euro aufwärts zu haben ist, in etwa so vorstellen wie einen orangefarbenen Zweierbob mit Dach, auf dem die zusammenklappbaren Rotorblätter platziert sind.
Die FDP träumt davon, dass das Ding bald zum Alltag gehört: „Hindernisse wie Berge, unwegsame Landschaften oder Wege über das Wasser ließen sich schneller und direkter meistern.“ Man braucht natürlich eine Startbahn und einen Pilotenschein. Dann könnte man bei einer Tour – aktuell zu zweit, später zu viert – 500 Kilometer weit fliegen und 150 Kilometer weit fahren. Jetzt sei es „die Aufgabe der Politik, den rechtlichen Rahmen zu schaffen und Innovationen zuzulassen“, wird der FDP-Bundestagskandidat Thomas Klaue aus Pullach zitiert.
Klaue findet sogar, dass die Umwelt profitieren würde, wenn künftig alle mit Flugautos unterwegs wären, weil man sich dann ja den Weg zum Flughafen sparen würde. Darauf muss man erst mal kommen. Und wen genau er mit „alle“ meint, lässt er offen. Alle Grünwalder? Alle FDP-Wähler? Aber das sind jetzt wieder Vorurteile.