Hundecasting in der Bavaria Filmstadt:Flirt mit der Kamera

Beim Hundecasting in der Bavaria Filmstadt Grünwald bewerben sich 152 Vierbeiner. Die begehrte Rolle in "Sturm der Liebe" an der Seite der Intrigantin Beatrice gewinnt die Hündin Kaszah von Frauchen Julia Haupthoff.

Von Claudia Wessel, Grünwald

Es kläfft und bellt rundum, Scheinwerferlicht blendet an allen Ecken, nervöse Hundebesitzer laufen umher und zücken Leckerlis, mitunter artet die Begegnung von Vierbeinern auch in eine Fast-Kampfhandlung mit bösartigem Knurren und beängstigendem Zähnefletschen aus - kurz: Die Unruhe im Foyer von Studio 9 ist riesig. Und ansteckend. Aber nur für die Anfänger. Profis bleiben genau da ganz cool.

Emma beispielsweise. Die weiß-beige Hündin von der Rasse Shitzu-Mix, wie ihre Besitzer oder eher Manager Lisa und Martin Berghäuser aus dem hessischen Wetzlar verraten, sitzt auf der weißen, hell erleuchteten Fläche und reckt den Kopf schönheitsbewusst in Richtung Kamera. Ihre Öhrchen stellt sie dabei fotogen ein wenig auf, so dass die kleinen, beim Haareschneiden absichtlich übrig gelassenen Strähnchen an beiden Ohrläppchen leicht vibrieren, die Augenlider senkt sie sexy zum Schlafzimmerblick. Und hat schon gewonnen beim Hundecasting am Sonntag in der Bavariafilmstadt.

Gesucht werden vierbeinige Schauspieler, die in die Kartei von Filmtrainerin Renate Hiltl (www.filmtierranch.de) aufgenommen werden können. 152 Hunde sind vorausgewählt worden und dürfen heute mitmachen. Es gibt aber auch einen Super-Sonderpreis zu gewinnen: eine Rolle im "Sturm der Liebe" an der Seite von Beatrice Hofer, der bösen Intrigantin, gespielt von Isabella Hübner. Ein Hund soll quasi ihr gutes Herz zum Vorschein bringen - wie genau, das ist noch offen. Isabella Hüber ist jedoch an diesem Tag schon mal anwesend, um ihren Draht zu einem eventuellen Kandidaten zu testen.

Emma würde sicher das Herz jeder Intrigantin öffnen

Emma würde mit Sicherheit das Herz jeder Intrigantin öffnen, es kann gar nicht anders sein. Das von Farina Klause, Filmtiertrainerin und an der Foto-Shooting-Station die Entscheiderin über Weiterkommen oder nicht, quasi die Heidi Klum dieses Castings, hat sie schon erobert. "Sie sieht so süß aus, da wollten wir sie unbedingt im Finale." Ihre Besitzerin bekommt also den begehrten Zettel in die Hand gedrückt und Emma ist eine Runde weiter. Ihr vierbeiniges Mit-Model Mira, eine Golden Retriever-Hündin ebenfalls aus der "Hundeschule Wetzlar" und eigens für dieses Casting aus Hessen angereist, sitzt ebenfalls wunderbar ruhig und mit erhobenem Kopf im Scheinwerferlicht. Da Klause jedoch schon einen Golden Retriever für heute im Auge hat, hat Mira Pech. Sie darf aber wiederkommen zu einem Training und einem eigenen Foto-Shooting für die Kartei, wird ihr versprochen.

Auch Cian, der einjährige Hund von Sandro beeindruckt die Filmtiertrainerin in seinem Casting-Ring sehr. Sandro führt mit Cian einen Tanz auf, der richtig elegant aussieht. Mal dreht Cian eine Runde durch Sandros Beine, mal wird er auf dessen Armen getragen, mal beugt sich Sandro vor und streckt grazil die Arme aus, während Cian auf seinen Rücken springt.

Trainerin Anja Ballwieser ist begeistert: "Trotz viel Licht und Lärm hat er ein gutes Team mit seinem Besitzer gebildet und er hat auch auf mich gut reagiert." Letzteres ist bei allen Kandidaten wichtig, denn das "Herrchen" oder "Frauchen" ist allenfalls hinter der Kamera dabei, womöglich aber auch gar nicht. Denn der Hund soll ja mit einem Schauspieler zusammen auftreten und auf diesen reagieren.

Ein Filmhund muss in der Hektik eines Drehs ruhig bleiben

Ein Hund, der für Film und Fernsehen geeignet ist, muss einige Eigenschaften haben, wie Filmtiertrainerin Michaela Jüstel an ihrem Casting-Ring - es gibt insgesamt drei an diesem Tag - erklärt. Ein Filmhund muss wesenssicher sein, das heißt er muss in all der Hektik, die bei einem Dreh herrscht, ruhig bleiben, darf nicht schreckhaft sein, muss sich auch auf Fremde einlassen, sprich den jeweiligen Schauspieler. "Er muss nicht 200 Tricks können", sagt Jüstel. Aber man muss ihm beibringen können, dass er "auf Marke" geht, das heißt, sich bei einem Dreh an eine ganz bestimmte Stelle stellt. Ein Ausbildung, bei der die erwählten Kandidaten all das erlernen, ist natürlich vor dem Auftritt selbstverständlich. Optisch ansprechend soll ein Filmhund auch sein.

Wobei nicht alle so hübsch wie Emma sein müssen. Auch ein paar der gröberen Exemplare an diesem Vormittag könnten eine Chance haben, versichert Jüstel. Etwa als Schrottplatzwachhund. Wobei ein solcher wohl für den Sturm der Liebe eher nicht gesucht wird. Und freundlich muss der Filmhund natürlich sein, sich anfassen lassen, ohne auszuweichen. Manche Hunde sind schon sehr jung reif für die Kamera, sagt Jüstel, das sei wohl auch eine Charakterfrage. Allzu alt darf ein vierbeiniger Schauspieler auch nicht sein, allein, weil ein Drehtag körperlich anstrengend sei, so Jüstel. Denn wie der Mensch muss der Hund oft dieselbe Szene unendlich oft wiederholen, weil irgendeine Kleinigkeit nicht passt.

Es gibt übrigens bei den Vierbeiner genauso wie bei den Zweibeinern solche mit einem sehr großen Talent für den öffentlichen Auftritt, "so richtige Rampensäue", kennt Jüstel. Ihr eigener Hund komme von einem Drehtag immer erhobenen Hauptes zurück ins heimische Rudel, nach dem Motto, schaut, ich bin was Besonderes.

Gewonnen hat dann doch Konkurrentin Kaszah, grau-weiß-beige und eher schlicht, rein äußerlich. Emma landete auf Platz 9.

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