Grünwald:Ein Autor im Sichtflug

Grünwald: Fliegergeneral a.D. Heinz Laube, 80, der historische Romane und seine Autobiografie geschrieben hat, demonstriert ein Flugmanöver.

Fliegergeneral a.D. Heinz Laube, 80, der historische Romane und seine Autobiografie geschrieben hat, demonstriert ein Flugmanöver.

(Foto: Claus Schunk)

Der frühere Fliegergeneral Heinz Laube schreibt historische Romane. Sein Grünwalder Umfeld inspiriert ihn dabei

Von Claudia Wessel, Grünwald

Manchmal begegnet er der Dame mit Mechthilds Hut auf Grünwalder Events. "Der ist so rund und oben flach", sagt Heinz Laube und beugt sich ein wenig in seinem Wohnzimmersessel nach vorn, während er mit beiden Händen demonstriert, wie das Teil auf dem Kopf sitzt. "Wie ein Kochtopf." In seinem historischen Roman "Aufruhr im Isartal", veröffentlicht bei Buch & Media hat Laube allerdings seine dichterische Freiheit genutzt und den Hut "alt und abgegriffen" gemacht, schließlich trägt ihn dort Mechthild, die Küchenmagd der Burg. "Das Vorbild, der Hut der Grünwalder Dame, ist natürlich absolut nicht alt", versichert Laube.

Ja, gibt der 80-jährige Autor von inzwischen acht Büchern zu, sechs davon historische Romane - die er übrigens alle seit seinem Eintritt in den Ruhestand als Berufssoldat geschrieben hat: Ja, er schaut sich so einiges aus seiner realen Umgebung ab. Außer dem Hut der Grünwalder Dame, von der nur der Autor selbst weiß, wer sie ist, kommt auch noch der Kräutergarten seiner Frau Antje vor und auch so mancher Romanheld, der echten Grünwaldern ähnelt. Klef beispielsweise, Herr der Burg nahe der Siedlung bei den Munichen und dem gachen Steig, hat ebenfalls ein geheimnisvolles Vorbild in Grünwald: einen Mann, der "eine Funktion in der Öffentlichkeit hat", verrät Laube vorsichtig. "Und es handelt sich um einen besonnenen, ruhigen, loyalen Menschen." Nein, Bürgermeister Jan Neusiedl sei es nicht, versichert der Buchautor. Der komme überhaupt nicht vor in dem Roman, der auch das frühere Grünwald erwähnt. Klefs Ehefrau Johanna stammt aus der Familie der Derbolfinger, die im 12. Jahrhundert auf "der Burg im Grunenwalde" residierte.

Beeindruckende Männer aus der Geschichte sind ohnehin das, was Heinz Laube fasziniert und weshalb er gerne historische Romane schreibt, wie er sagt. Nun war und ist auch Laube durchaus ein beeindruckender Mann, schließlich hat er es bei der Luftwaffe bis zum Fliegergeneral geschafft. Von diesem Leben, das vor allem im Kalten Krieg stattfand, berichtet er in seiner Autobiografie "Duell am geteilten Himmel". In seinem Arbeitszimmer zeugen eine Menge Flugzeugmodelle auf dem Regal von dieser Zeit. "G-91, Alpha-Jet, F-104-Starfighter", zählt Laube auf, während er mit dem Finger von Modell zu Modell zeigt. "Und das hier ist der F-86 Sabre. Da hab ich 1200 Flugstunden drauf."

Wenn er von seiner Zeit als Flieger erzählt, wird der bequeme Wohnzimmersessel in Grünwald zum Pilotensitz von einst und der ehemalige General beschreibt das Gefühl bei einem Blindflug, also bei schlechtem Wetter, bei dem man den Horizont nicht sieht und nur den Instrumenten vertrauen muss. Laube nimmt dazu ein Blatt Papier in die Hand, das stellt jetzt den Horizont dar, dann beugt er sich im Sessel nach links und nach rechts, streckt die eine Hand nach oben und dreht sie, während er erzählt wie es ist, wenn der Gleichgewichtssinn "nicht mitkriegt, wohin man fliegt". Er erinnert sich an das Gefühl bei einer Übung über Sylt, als er wieder runter sollte, doch er sah die Insel rechts neben sich stehen wie eine Wand, auf der anderen Seite stand das Meer ebenso. Dank seiner Erfahrungen schaffte Laube es trotz dieser Sinnestäuschungen, das Jagdflugzeug wieder heil zu landen.

Heinz Laube hat an vielen Orten gelebt, das brachte sein Beruf so mit sich. Immer interessierte er sich auch für die Geschichte des Ortes und für die "beeindruckenden Männer", die sie geprägt hatten. Vor zwölf Jahren lernte er dann die Wahl-Grünwalderin Antje kennen, seine heutige Frau, seit 2011 lebt er in Grünwald. Klar, dass er sofort begann, über die Geschichte der Region zu recherchieren. Bischof Otto von Freising, Heinrich der Löwe - da waren einige, von denen er mehr wissen wollte. Und so spielt nun der Roman "Aufruhr im Isartal" zu der Zeit, als die Brücke in Föhring abbrannte und die Salzstraße verlegt wurde.

Blindflug versucht der Autor bei seinen Romanen zu vermeiden. Er recherchiert immer sorgfältig, für das München-Buch in der Bayerischen Staatsbibliothek. Dann macht er sich eine Liste der Charaktere, die vorkommen sollen. Davon sind viele historisch, andere erfindet Laube. So wie Klef beispielsweise, den hat es nie gegeben. Historisch belegt ist indes "Ortolf, welcher der Mauer vorsteht". In Heinz Laubes Roman ist das der Liebhaber von Klefs Frau, der- ...nein, mehr wird jetzt an dieser Stelle nicht verraten. Auch nicht übrigens über das neue Buch, das gerade in Arbeit ist.

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