Grünwald:Betriebswirtschaft versus Klimaschutz

An den Investitionen in die Unterhachinger Geothermie scheiden sich in Grünwald immer noch die Geister

Von Claudia Wessel, Grünwald

"Mein Bedarf an betriebswirtschaftlichen Referaten ist gedeckt" - so lautete am Dienstagabend die Wortmeldung von Dietmar Jobst von den Parteifreien nach einer längeren Debatte im Gemeinderat über die Wirtschaftspläne der Erdwärme Grünwald und der Geothermie Unterhaching Produktions GmbH. Letztere gehört der Gemeinde Grünwald zu 95 Prozent. Gegen Jobsts Ansinnen, die Debatte zu beenden, war niemand. Damit kam es zur Abstimmung, beide Wirtschaftspläne sowie derjenige der Geothermie Unterhaching Produktionsbeteiligungs GmbH wurden genehmigt beziehungsweise wurde Erdwärme-Geschäftsführer Andreas Lederle ermächtigt, dies in der Gesellschafterversammlung der Geothermie Unterhaching zu tun.

Die ausführliche Diskussion vorher drehte sich darum, wie es denn nun um die beiden Gesellschaften steht und ob sich die Investitionen der Gemeinde Grünwald - vor allem auch in Unterhaching - gelohnt haben. Lederle hatte zunächst in seinem Vortrag ein positives Bild gezeichnet. "Die ganze Welt hat Interesse an der Erdwärme Grünwald", sagte er mit Blick auf die Delegationen aus gut 50 Ländern, die 2017 und 2018 die Anlagen in Laufzorn besichtigt hatten. "Wir erwarten jährlich rund 100 Hausanschlüsse in Grünwald", prognostizierte er, 2022 werde es außerdem erstmals einen Rückgang bei den Abschreibungen geben, beim Personal herrschten in beiden Gesellschaften "konstante Verhältnisse".

Zwar war dieses Jahr ein schlechtes für die Geothermie. "Ein extrem warmes Jahr verringert die Wärmeerlöse", sagte Lederle. Umbaumaßnahmen in Unterhaching reduzierten zudem die Verstromungserlöse im Verbund. Dennoch konnte Lederle verkünden, dass der Cash-Flow im Planungszeitraum 2018 bis 2022 bei der Erdwärme rund 3,2 Millionen Euro betragen werde, bei der Unterhachinger Schwester rund 1,3 Millionen Euro. Als "Nachricht des Tages" verkündete der Erdwärme-Geschäftsführer: "Das Jahresergebnis ist erstmalig in der Geschichte der Geothermie Unterhaching 2018 positiv. Es sind keine weiteren Investitionszuschüsse notwendig." Auch habe die Geothermie Unterhaching bereits einen Teil des Darlehens von der Erdwärme Grünwald zurückzahlen können, nämlich 600 000 Euro. Dies sei eigentlich erst für das Jahr 2023 geplant gewesen.

Die ersten Reaktionen auf den Vortrag waren überschwänglich. "Toll und gut, dass es in Laufzorn so gut läuft", fand Achim Zeppenfeld von der SPD. CSU-Gemeinderat Thomas Bühler war vollends begeistert: "Herzliche Gratulation zur guten Entwicklung der Erdwärme", sagte er und denselben Wortlaut hatte er auch für den Wirtschaftsplan der Geothermie Unterhaching parat. Doch auch die Kritiker ließen nicht auf sich warten. "Wieso gibt es denn Abschreibung auf die Beteiligung an Unterhaching, wenn das Unternehmen so floriert?" fragte Tobias Brauner von den Parteifreien. Er halte das Ganze erst dann für einen Erfolg, wenn das Darlehen nicht nur zurück an die Erdwärme gezahlt worden sei, sondern sich auch im Gemeindehaushalt bemerkbar mache.

"Ich finde das Investment trotzdem gut", entgegnete Bühler. "Wir sind ja liquide, die Gemeinde hat ja Geld." Michael Ritz (FDP) konterte: "Die Erdwärme ist nur mit Eigenkapital ausgestattet, und es gibt keine Rendite." Und Oliver Schmidt sagte an die Adresse des CSU-Kollegen: "Ich wundere mich schon, wie der Herr Dr. Bühler die Sache schönredet. Sie lassen die Abschreibungen einfach komplett weg." Die Abschreibungen seien ja auch rein buchhalterisch, sagte CSU-Gemeinderätin Annabella Wünsche. Und Erdwärme-Geschäftsführer Lederle betonte, die Investitionen in die Sachwerte, also in die Anlagen, seien keinesfalls verlorenes Geld. Der Werteerhalt sei sehr wichtig und auch im Wirtschaftsplan in Form von Erneuerungsinvestitionen enthalten.

Über einen Vorteil der Geothermie waren sich alle einig: Die Erdwärme Grünwald hat in den sieben Jahren ihres Bestehens 90 172 Tonnen CO₂ durch Wegfall von Heizkesseln erspart, die Geothermie Unterhaching in zehn Jahren 166 042 Tonnen.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: