Grünen-Antrag:Biokost schmeckt Gemeinderat nicht

Hohenbrunn lehnt Umstellung in Schulen und Kitas ab

Von Stefan Galler, Hohenbrunn

Regionale Biokost für Schüler und Kindergartenkinder, zubereitet in einem zeitgemäßen Frischkochsystem - und das zu einem erschwinglichen Aufpreis. Wer dachte, ein entsprechender Antrag der Grünen-Fraktion in der jüngsten Sitzung des Hohenbrunner Gemeinderats würde schnell durchgewunken, sah sich getäuscht: Nach gut 45-minütiger Diskussion stimmten lediglich die Grünen und Bürgermeister Stefan Straßmair (CSU) für die Umstellung der Lebensmittel in den beiden Grundschulen, der Mittelschule und den gemeindlichen Kindertagesstätten vom kommenden Schuljahr an. Die übrigen 13 Räte votierten dagegen und brachten dafür unterschiedliche Gründe vor.

Karheinz Vogelsang (ÜWG-Freie Wähler/Bürgerforum) sagte, seine Fraktion benötige zusätzliche Informationen um zuzustimmen; etwa, was Preise, notwendige Investitionen und benötigtes Personal angeht. Außerdem verlangte er, dass die Eltern der Schul- und Kindergartenkinder in die Entscheidungsfindung einbezogen werden müssten.

Alles andere als überzeugt von der Idee zeigten sich auch die beiden Gemeinderätinnen der SPD. "Das aktuell in den Schulen ausgegebene Essen ist gut, wird frisch gekocht und kommt bei den Kindern gut an, auch wenn es nicht Bio ist", sagte Regina Wenzel und mahnte "Gespräche mit Schulleitung, Eltern und Trägern der Ganztages- und Mittagsbetreuung" an, zumal vor allem Eltern, die mehrere Kinder in der Schule verköstigen lassen müssten, durch die höheren Preise für die biologischen Gerichte in Nöte geraten könnten.

Beantragt hatte die Umstellung Zweite Bürgermeisterin Anke Lunemann, die mit ihrem Familienunternehmen selbst einen Lieferservice für Bio-Lebensmittel betreibt und auch Schulen zu ihren Kunden zählt. Sie betonte, dass eine Umstellung auf bio-regionale Lebensmittel in der Gemeinschaftsverpflegung "Klimaschutz mit Messer und Gabel" sei. Sie berichtete auch, dass erste Gespräche mit den Kita-Leitungen deren Interesse gezeigt hätten. Rathaus-Geschäftsleiter Thomas Wien sagte sogar: "Wir haben mit dem Plan bei den Einrichtungen offene Scheunentore eingerannt." Das aktuelle Essen schmecke gut, sei aber "tot", weil aufgewärmt. "Und in diesem Zustand wird vor allem Gemüse von den Kindern nicht gegessen", so Wien.

Anke Lunemann beschrieb das "Cool-and-chill-Verfahren", bei dem das Bio-Essen in professionellen Küchen gekocht, dann auf drei Grad heruntergekühlt und in diesem Zustand ausgeliefert werde. Die Kühlkette müsse dabei lückenlos eingehalten werden, um Geschmack und Qualität zu erhalten. Erst in der Einrichtung würden die Speisen wieder warm gemacht. Bei den aktuell angebotenen drei Fleischgerichten und einmal Fisch pro Woche würde der Preis laut Lunemann mit Bioprodukten im Kindergarten im Schnitt von 3,30 Euro auf 5,95 Euro pro Essen steigen. "Das ist nicht darstellbar", sagte Lunemann. Würde man stattdessen nur je einmal Fleisch und Fisch und dazu dreimal Vegetarisches servieren, käme man im Schnitt nur auf 1,30 Euro mehr pro Essen, und das inklusive der Küchenkräfte, die man in der Ausschreibung mit berücksichtigen müsse. "Da muss man überlegen, ob es einem das wert ist", sagte die Grünen-Politikerin.

Obwohl sich auch Bürgermeister Stefan Straßmair vehement für den Vorschlag einsetzte, waren die anderen Fraktionen nicht zu überzeugen. Selbst der abgeschwächte Vorschlag, zunächst einmal ergebnisoffen mit den Einrichtungen über einen Wechsel beim Essen zu diskutieren, kam nur auf eine knappe Mehrheit von elf zu neun Stimmen.

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