Grüne Welle:Gebildet, besser verdienend, umweltbewusst

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In den wohlhabenden Gemeinden im Süden sind die Grünen noch stärker als im übrigen Landkreis. Der anhaltende Wahlerfolg geht dort nach Angaben von Parteifunktionären auch mit einem spürbaren Zuwachs an überwiegend jungen Mitgliedern einher

Von Iris Hilberth, Landkreis

Oberhaching: 27,5 Prozent, Baierbrunn: 27,5 Prozent, Gräfelfing: 26,7 Prozent. Die Grünen-Hochburgen liegen im Landkreis München überwiegend im Süden. Zwar gelang es der Partei bei der Europawahl auch in den nördlichen Gemeinden, überall die 20er-Marke zu knacken und so mit deutlichem Abstand vor der SPD zur zweitstärksten Kraft im Landkreis zu werden, doch zeigen die Ergebnisse auch, dass die Grünen in den Gemeinden am besten abgeschnitten haben, in denen besonders viele Besserverdiener zu Hause sind. "Das war schon bei der Landtagswahl so, aber eine wirkliche Erklärung ist das für uns nicht", sagt Kreisvorsitzender Volker Leib. Er geht eher davon aus, dass die Grünen besonders in Gemeinden mit hohen Bildungsabschlüssen und aufgeklärtem Bürgertum gewählt werden. "Wohlstand hält nicht davon ab, grün zu wählen", sagt Leib aber. Die Partei habe in diesen Gemeinden, wie etwa Oberhaching und auch Unterhaching, in den vergangenen Jahren starke Mitglieder-Zuwächse zu verzeichnen. "Seit dem Aufstieg der AfD werden die Grünen als Gegengewicht zu den Rechtspopulisten wahrgenommen, die Leute haben das Gefühl, selber was tun zu wollen", sagt Leib. Etwas schwächer seien die Grünen zumeist in "ländlich geprägteren Gemeinden", sagt er und verweist auf Brunnthal (19,3) und Aying (20,6). Aus der Reihe fällt Grünwald mit 18,3 Prozent, hier sei traditionell eben die FDP recht stark. "Das liberale Bürgertum dort vertritt sehr stark das freie marktwirtschaftliche Denken, während wir für das ökologisch-marktwirtschaftliche Denken stehen", sagt der Kreisvorsitzende der Grünen.

Tatsächlich berichtet der Oberhachinger Ortsvorsitzende Claus Katzer von einer Verdopplung der Mitgliederzahlen in den vergangenen Jahren. "Wir spüren auch an den Infoständen, dass da ein unglaubliches Interesse da ist", sagt er. Insbesondere jüngere Leute hätten sich ihnen angeschlossen, einige kämen aus der Fridays-for-Future-Bewegung, andere aus einer Gruppe bei der evangelischen Jugend. "Wir haben in Oberhaching neben den Alteingesessenen eine große städtische Mittelschicht, die sehr gebildet und interessiert ist", sagt Katzer. Viele seien auch in den vergangenen zehn bis 20 Jahren zugezogen, "eine Münchner Klientel", sagt der Oberhachinger Grünen-Sprecher.

Ein großes Potenzial bei den Jungen sieht auch die Unterhachinger Landtagsabgeordnete und Gemeinderätin Claudia Köhler. "Das merke ich bei Schulbesuchen und bei den U-18-Wahlen, bei denen wir regelmäßig über 30 Prozent haben." Die Jugend sei ganz und gar nicht unpolitisch, wie gerade deutlich werde. In ihrem Ortsverband kann sie auch regelmäßig neue Leute begrüßen. "Aber Ältere genauso wie Junge", sagt sie. Die Leute wollten auch wirklich mitarbeiten, "weil sie uns die Kompetenz zuschreiben, den Herausforderungen zu begegnen".

Viel "Feedback" bekommen auch die Neubiberger Grünen laut Kilian Körner. Am stärksten habe man tatsächlich im Neubaugebiet Unterbiberg abgeschnitten, wo viele junge Familien lebten, erzählt der Sprecher der Gemeinderatsfraktion. Aber seine Partei habe in der Gemeinde auch von vielen Älteren Zuspruch bekommen. Im Wahlkampf sei ein 73-Jähriger auf ihn zugekommen, der zuvor noch nie grün gewählt habe. Diesmal aber wollte er es laut Körner tun, nachdem er sich alle Programme der Parteien durchgelesen hatte. "Auch die Älteren stellen fest, dass wir konsequent an unseren Zielen wie Transparenz und Klimaschutz arbeiten", sagt Körner.

(Foto: Ilona Burgarth)

In Höhenkirchen-Siegertsbrunn, wo die Grünen 26,2 Prozent einfuhren, sieht Ortsvorsitzende Gudrun Hackl-Stoll auch den enormen Zuzug in die Gemeinde mit als Grund für den Wahlerfolg. "Unsere Themen kommen bei der Bevölkerung an", sagt sie. Hackl-Stoll glaubt zudem, dass viele Erstwähler in Höhenkirchen-Siegertsbrunn grün gewählt haben.

© SZ vom 28.05.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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