Grippewelle:Einfach mal zu Hause bleiben

Die Grippewelle rollt: Im Raum München häufen sich die Infektionen mit dem Schweinegrippe-Virus. Experten raten zur Besonnenheit - und beantworten die wichtigsten Fragen.

C. Giesen und A. Perkuhn

Wie in jedem Jahr rollt in diesem Winter eine Grippewelle über Deutschland - vor allem in Bayern wurde dieses Jahr in der Mehrzahl der untersuchten Proben von Erkrankten das Grippevirus H1N1 gefunden. Dieses Virus hat 2009 die sogenannte Schweinegrippe-Pandemie ausgelöst. Die Antworten auf die wichtigsten Fragen zum Thema:

Fuenfter Schweinegrippe-Toter in Niedersachsen

Von der heranrollenden Grippewelle ist besonders der Großraum München betroffen - hier häufen sich Infektionen mit dem Schweinegrippe-Virus.

(Foto: dapd)

Wo im Großraum München wütet die Grippe am stärksten?

"München als Großstadt ist sicherlich am stärksten betroffen", sagt Claudia Schuller, Sprecherin des Bayerischen Landesamtes für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit. "In München gibt es viele Geschäfte und die U-Bahnen. Überall, wo viele Menschen zusammenkommen, besteht erhöhte Ansteckungsgefahr." In welchen Landkreisen sich die Grippe am schnellsten ausbreitet, ist aber schwer zu sagen. Die Ärzte müssen im Gegensatz zur Schweinegrippe-Welle 2009 Grippe- oder Grippeverdachtsfälle nicht mehr den Gesundheitsämtern melden.

Ist der Scheitelpunkt der Grippewelle erreicht?

Der Scheitelpunkt der Grippe ist noch nicht erreicht, vermuten die Gesundheitsämter. Absolute Zahlen können zwar nicht erhoben werden, aber ein Trend lässt sich ausmachen: In der ersten Januarwoche wurden 93 Grippefälle gemeldet, in der vierten Januarwoche verzehnfachte sich die Zahl der Grippekranken. 939 Neuerkrankungen wurden dem Landesamt für Gesundheit gemeldet, 483 davon aus Oberbayern. Die allermeisten von ihnen dürften Infektionen mit dem H1N1-Virus sein. Das Landesamt hat sogenannte Sentinel-Praxen eingerichtet. Mit Hilfe von Stichproben aus diesen Praxen lässt sich ein Trend des Verlaufs der Grippe bestimmen. Und nach den Tests in den Sentinel-Praxen könnte es sich bei bis zu 97 Prozent der Grippefälle um H1N1 handeln.

Große Menschenansammlungen meiden

Wie viele Menschen sind bereits an der Grippe erkrankt?

Neunjährige stirbt an Schweinegrippe

Vor allem Angehörige der Risikogruppen sollten in Erwägung ziehen, sich geegn die Grippe impfen zu lassen, empfiehlt das Robert-Koch-Institut.

(Foto: dpa)

Die Zahl lässt sich nur schwer ermitteln, die Dunkelziffer der nicht erfassten Grippepatienten ist sehr hoch. "Die Zahlen, die uns vorliegen, haben mit der Realität nur wenig gemein", sagt Hans Bergemann vom Gesundheitsamt in Dachau. Im Gegensatz zur Pandemie 2009 sind die Ärzte in Deutschland seit dem 1. Mai 2010 nicht mehr verpflichtet, bei jedem Patienten mit Atemwegserkrankungen eine Speichelprobe zu nehmen und sie an ein Labor zu schicken. Nur in besonders schweren Fällen finden die Tests statt. "Ärzte schicken nur dann auf jeden Fall Proben zur Untersuchung, wenn ihr Patient zum Beispiel an Asthma erkrankt ist", sagt Katrin Zettler vom Münchner Gesundheitsreferat.

Wie kann man sich vor einer Grippeerkrankung schützen?

Grippeviren werden größtenteils durch Tröpfchenübertragung weitergegeben, also beim Niesen, Husten oder auch beim Sprechen. Eine Ansteckung ist aber auch durch Handkontakte oder das Berühren von Gegenständen möglich, an denen die Viren haften (Türklinken, Telefonhörer und ähnliches). Besonders sorgfältige Handhygiene ist deshalb eine Schutzmaßnahme. Das Münchner Gesundheitsreferat empfiehlt außerdem, nach Möglichkeit große Menschenansammlungen zu vermeiden, anstelle von Stofftaschentüchern solche aus Papier zu verwenden und beim Husten und Niesen den Mund zu bedecken. Bereits an Grippe Erkrankten rät das Referat, "bis zur vollständigen Genesung zu Hause zu bleiben, um sich selbst zu schonen und Mitmenschen nicht anzustecken. Es sollte jede Grippeerkrankung ernst genommen werden."

Impfen gegen die Schweinegrippe

Zwei Menschen in Goettingen an Schweinegrippe gestorben

Die Schweinegrippe unterm Mikroskop: Ein Influenza-Erreger des Typs H1N1, entdeckt 1981 durch die Virologen L. Palmer und M. L. Martin.

(Foto: dapd)

Warum ist die Schweinegrippe zurück?

Dieser Vorgang ist weder etwas Besonderes noch überraschend. "Das Virus hatte 2009 eine gewisse Verteilung erreicht. Dass es sich in der saisonalen Grippe wieder zeigt, hat man erwartet", sagt Gundula Jäger vom Münchner Institut für Hygiene und Medizinische Mikrobiologie. Das Virus ist also nicht wirklich zurückgekommen, sondern war nie verschwunden.

Ich habe mich im vergangenen Jahr gegen die Schweinegrippe impfen lassen. Hält der Impfschutz an?

Das A(H1N1)-Virus hat sich inzwischen genetisch verändert. Wer also gegen das Virus A(H1N1) 2009 immun ist - durch eine überstandene Infektion oder eine Impfung im Vorjahr zum Beispiel - ist nicht automatisch immun gegen das aktuelle Virus. In der aktuellen Grippeschutzimpfung ist das Antigen aber enthalten.

Was ist in der aktuellen Grippewelle anders als bei der Schweinegrippe-Pandemie 2009?

Das Robert-Koch-Institut meldet: "Erstens sind die Eigenschaften des Virus besser bekannt. Zweitens konnte der Impfstoff rechtzeitig vor der Grippewelle hergestellt werden und steht seit September 2010 zur Verfügung." Es ist also relativ unwahrscheinlich, dass sich das Virus wieder unkontrolliert global ausbreitet und Deutschland so unvorbereitet trifft wie 2009.

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