Energieversorgung:Investoren planen bis zu fünf Windräder bei Keferloh

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Bei Berg im Landkreis Starnberg drehen sich bereits drei Windräder im Wald. Bei Keferloh könnten es künftig fünf sein. (Foto: Hartmut Pöstges)

Nahe dem traditionsreichen Gut könnten sich künftig Rotoren in bis zu 260 Metern Höhe drehen. Während die Grasbrunner Gemeinderäte grundsätzlich aufgeschlossen sind, ist man im benachbarten Haar entschieden dagegen.

Von Laura Geigenberger, Bernhard Lohr, Grasbrunn, Haar

Gerade noch stand das Gut Keferloh im Osten von München für Tradition, Bierfest und deftige Politikerreden beim Keferloher Montag Anfang September. Doch nun ist der Grasbrunner Gemeindeteil zu einem Ort geworden, an dem sich Tradition und Zukunft besonders drastisch begegnen. Wie am Dienstagabend in Grasbrunn und im benachbarten Haar nahezu gleichzeitig öffentlich wurde, planen Investoren nahe dem Gut im Wald bis zu fünf Windkraftanlagen, bei denen die Rotorspitzen bis zu 260 Meter in die Höhe ragen. Die Projekte auf Grasbrunner Flur sind planerisch weit gediehen. Anfang 2027 könnten sich Rotoren drehen. Es wäre der bisher größte Windpark im Landkreis München. Im Hofoldinger und Höhenkirchner Forst sind aktuell jeweils nur drei Windräder geplant.

Wirklich überraschend kommt das Vorhaben nicht. Der Grasbrunner Gemeinderat hat über Monate hinweg die Voraussetzungen für die Bauanfragen geschaffen, die jetzt von der aus dem mittelfränkischen Rothenburg ob der Tauber stammenden Enerlogo GmbH sowie einer Bürgergenossenschaft aus Grasbrunn im zuständigen Bauausschuss vorgelegt worden sind. Jeweils drei Rotoren streben beide Projektanten an. Das Investoren-Projekt wurde in der aktuellen Form knapp abgelehnt, das der Bürgergenossenschaft knapp angenommen. Die Entscheidung liegt aber ohnehin beim Landratsamt.

In Haar war die Haltung noch kritischer. Der Gemeinderat dort kämpft seit längerem für den Erhalt der aus Sicht doch einiger am Ort kulturhistorisch bedeutsamen Erholungslandschaft in Keferloh. CSU-Fraktionschef Dietrich Keymer bezeichnete die Windkraftpläne als „unfreundlichen Akt“. Mit 14 zu 4 Stimmen lehnte der Bauausschuss die Pläne ab – wobei alle Seiten bekannten, nicht gegen Windkraft an sich zu sein.

Das will man sich in Grasbrunn gleich zweimal nicht nachsagen lassen und hat deshalb ungeachtet der vom Regionalen Planungsverband im Raum München betriebenen Planung zu abgestimmten Vorrangflächen für Windkraft auf eigene Faust Konzentrationsflächen ausgewiesen. Die beiden Antragsteller wollen ihre Rotoren im Waldgebiet nahe dem Autobahnring A 99 errichten. Das Gebiet ist seit Mitte 2023 als eine von vier Konzentrationsflächen für Windkraft in der Gemeinde ausgewiesen. Den entsprechenden Teilflächennutzungsplan genehmigte das Landratsamt im Januar.

Die Interessenten haben ihr Vorhaben laut dem Grasbrunner Bürgermeister Klaus Korneder (SPD) bereits „vor geraumer Zeit“ angekündigt. Ein Vorbescheid sei inzwischen genehmigt. Die Gemeinde ist planungsrechtlich offiziell erst seit Sommer beteiligt; sie müsste für einen der beiden Anträge an einer Stelle die Abstandsflächenregelung ändern, weil dort der Rotor über einen Waldweg schwingen würde. Die Planungen des anderen Investors erfordern dagegen eine generelle Abweichung von den kommunal vorgeschriebenen Abstandsflächen.

Grasbrunns Bürgermeister Korneder ist unglücklich mit dem Ergebnis der Abstimmung

Dennoch, sagt Korneder, würden die zulässigen Lärmgrenzen eingehalten. „Im Wesentlichen entsprechen beide Anträge dem gültigen Teilflächennutzungsplan. Das heißt, wir können heute auch beiden Anträgen zustimmen“, gab sich Korneder zu Beginn der Bauausschusssitzung zuversichtlich. Dass das Gremium den Antrag der Enerlogo-Investoren mit sechs zu sechs Stimmen ablehnte, überraschte den Rathauschef sichtlich. „Das wirft meiner Meinung ein unglaublich schlechtes Bild auf die Abstimmung“, so Korneder. Das Ergebnis sei nach seiner Ansicht nicht mit baurechtlichen Gründen zu rechtfertigen. Korneder hält es auch für wahrscheinlich, dass das Landratsamt es ähnlich sehen und den Beschluss ersetzen wird.

Was auch immer kommt: Im Grasbrunner Rathaus rechnet man nicht mit allen sechs Anlagen auf der relativ kleinen Fläche. Laut Bürgermeister Korneder sind die Investoren im Austausch und peilen gemeinsam maximal fünf an. „Dann würden sich die in den aktuellen Anträgen vorgeschlagenen Positionen noch mal verschieben.“ Bisher verteilen sich die Standorte der sechs Rotoren über rund 60 Hektar. Auch unterscheiden sich die vorgesehenen Windkraftanlagen je nach Plan in ihren Gesamthöhen von 261 und 249,50 Metern. Drei der Anlagen könnten insgesamt eine Nennleistung 7200 Kilowatt erbringen, wie aus einem der Anträge hervorgeht.

Von der Brücke, die bei Neukeferloh über die Autobahn nach Haar führt, kann man den Wald, wo die Windräder entstehen sollen, gut sehen. (Foto: Claus Schunk)

Für die Haarer Gemeinderäte, die als Nachbarn nur gehört werden und nicht mitbestimmen, kamen die konkreten Bauwünsche überraschend. Dietrich Keymer (CSU) kritisierte nach dem Vortrag des per Live-Schalte anwesenden Enerlogo-Geschäftsführers Hans-Gerhard Pfänder, dass zwar „wortreich, aber inhaltsarm“ das Projekt vorgestellt worden sei. Es fehlten eindeutige Zahlen zu Entfernungen, Lärmbelastung und Verschattung. Der Wald werde „zur Gänze zerstört sein“, warnte Keymer, „ein Naherholungsgebiet wird es nicht mehr geben“. Haars Bürgermeister Andreas Bukowski (CSU) warf im Bauausschuss Grasbrunn vor, „scheibchenweisen“ vorzugehen, was „definitiv abzulehnen“ sei.

Entschieden wird nicht in Haar, das weiß auch Investor Hans-Gerhard Pfänder. Er zeigte sich daher am Mittwoch zuversichtlich, trotz der Ablehnung im Bauausschuss in Grasbrunn. Die Gemeinde habe die Voraussetzungen geschaffen, am Ende entscheide das Landratsamt. „Wir sehen hier, wenn wir das ordentlich machen, dass das Projekt weitergeht.“ Man werde das Vorhaben verträglich für alle Seiten gestalten und wertvolle saubere Energie produzieren.

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