Wenn in einer Wirtschaft Ober und Säue kreuz und quer auf dem Tisch liegen, sie alle vom Maxi gestochen werden und dem Gegner der Spitz in der Hand verhungert, dann sind wir mittendrin im urbayerischen Watten. Seit Generationen sind die Bayern und Tiroler geradezu elektrisiert von diesem Kartenspiel, bei dem Hinterfotzigkeit Trumpf ist, daher die größten Schlitzohren gewinnen und bei Turnieren Wattkönige werden, wofür sie nicht selten ein Spanferkel als Preis erhalten. Gespielt wird zu viert, die 32 Karten sind in die Farben Eichel, Gras, Herz und Schellen unterteilt.
Dann passt es doch wie die Faust aufs Auge, dachte man, als die Meldung eintraf, dass bei einem Wattbewerb ausgerechnet eine Gemeinde mit dem Namen Grasbrunn einen großen Erfolg errungen hat und nicht etwa die Gemeinden Eichel, Herzlake oder Schellenberg. Wie man sich irren kann. Der Ort hat den Erfolg nicht am Wirtshaustisch errungen, sondern auf den Dächern seiner Häuser und Schuppen.
Bei 135 teilnehmenden Kommunen in ganz Deutschland hat die 6500-Seelen-Gemeinde fast die gesamte Konkurrenz ausgestochen und ist auf dem siebten Platz gelandet. Die Freude im Rathaus darüber ist groß, zumal seine Vertreter zur Ehrung am 4. Juni nach Berlin ins Schloss Bellevue eingeladen sind.
Beim Wattbewerb werden Städte wie Kommunen anhand ihres Photovoltaik-Zubaus seit dem Start im Februar 2021 verglichen. Gegen die Gemeinde Falkenberg machte keine einen Stich. Der Ort steigerte seine Bilanz um 6 723 Watt pro Einwohner auf aktuell 11 677 Watt und rangiert damit klar vor der Konkurrenz. Würde man den Zuwachs in Prozenten messen, hätte Grasbrunn die besten Karten gehabt. Die Gemeinde steigerte sich im gleichen Zeitraum von 248 Watt pro Einwohner auf 1198. Das ausgegebene Ziel des Wettbewerbs, die Verdoppelung der Bilanz, hat die Gemeinde also weit übertroffen. In dieser Hinsicht dürfte Unterhaching beim nächsten Wattbewerb gute Karten haben. Sie rangiert mit einem Zuwachs von 88,2 Watt pro Einwohner an letzter Stelle. Das dürfte leicht ausbaufähig sein. An Schlitzohren im Rathaus mangelt es jedenfalls nicht.