Grasbrunn:Tipps von den Experten

Grasbrunn: Kopfsteinpflaster kann ein unüberwindbares Hindernis für Menschen im Rollstuhl sein.

Kopfsteinpflaster kann ein unüberwindbares Hindernis für Menschen im Rollstuhl sein.

(Foto: Niels P. Jørgensen)

Betroffene sollen helfen, in Grasbrunn Barrieren abzubauen

Von Christoph Hollender, Grasbrunn

Sigrid Karl aus Grasbrunn ist überzeugt, dass es noch einiges zu tun gibt in ihrer Gemeinde. Die Rollstuhlfahrerin kennt die Hindernisse genau, die oft ganz unscheinbar wirken, aber für viele Menschen mit Handicap große Probleme verursachen, wie sie betont. Das kann ein Kopfsteinpflaster sein, in dem ein Rollstuhlrad hängen bleibt, ein nicht abgesenkter Bordstein oder ein fehlender Aufzug in Gebäuden. Weil auch in Grasbrunn noch vieles besser werden könnte, hat die Verwaltung eine Arbeitsgruppe aus Bürgern beworben. "Die Verwaltung soll Aufgaben und Verbesserungsvorschläge von der Gruppe erhalten", sagte Otto Madejczyk von der Gemeindeverwaltung. Als Motto dient der Titel des Ortsleitbildes von Grasbrunn: "Eine lebenswerte Kommune und ein Ort für alle".

Beim ersten Treffen der Gruppe am Dienstagabend im Kulturcafé war die Teilnehmerzahl noch bescheiden. "Wir hoffen, dass sich noch mehr finden", sagte Iris Hagen von der Gemeindeverwaltung. Schließlich betreffe das Thema auch andere Menschen, denn Barrierefreiheit könne weit ausgelegt werden. So sollen in Zukunft auch Senioren oder Mütter mit Kindern ihren Teil in der Gruppe beitragen.

Sigrid Karl betonte, dass neue Bauprojekte der Gemeinde barrierefrei umgesetzt werden sollten. "Wir können gerne bei der Planung mithelfen", bot die Grasbrunnerin an, die seit ihrer Jugend im Rollstuhl sitzt. Und weiter: Dann müssten die Experten der Gruppe früh genug in den Prozess eingebunden werden. Barrierefreies Bauen, so ist Karl überzeugt, müsse nicht zwingend teurer sein. Wenn aber einmal etwas gebaut sei, dann sei es ein Irrsinn, das nachträglich wieder zu ändern.

Was für viele Bürger selbstverständlich ist, sei für Menschen mit Einschränkungen ein alltägliches und zum Teil gefährliches Problem: zu schmale Bürgersteige beispielsweise, die es auch in Grasbrunn gebe. Diese könnten mit einem Rollstuhl schlecht befahren werden, so Karl, auch im Ort sei es bereits zu Unfällen gekommen.

Anna Meschenmoser, die Seniorenbeauftragte der Gemeinde, schlägt eine Ortsbegehung vor: "Wir müssen schauen, wo es noch überall Hindernisse gibt." Doch erst müsse die Gruppe noch wachsen, denn je mehr Bürger mitwirken, desto mehr Interessen könnten eingebracht werden.

Das nächste Treffen der Projektgruppe findet am 11. Oktober, um 19 Uhr im Kulturcafé statt. Die Verwaltung stellte der neugegründeten Gruppe ein finanzielles Budget von 2000 Euro zur Verfügung. Dieses könne dann für Referenten, Öffentlichkeitsarbeit oder Vorträge ausgegeben werden. Konkrete Forderungen, Vorschläge oder Anträge der Gruppe sollen zukünftig in den Gemeinderat getragen werden. Otto Madejczyk gab einen zeitlichen Rahmen von vier Jahren vor; bis 2020, so hofft er, soll Grasbrunn dann möglichst barrierefrei sein.

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