Gasthof Gut Keferloh:Neuanfang mit Tradition

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Grasbrunn: Eröffnung des Gasthofs Gut Keferloh. (Foto: Claus Schunk)

Der Kreitmair in war über Jahrzehnte bei Ausflüglern und Prominenten beliebt. Dann ging es bergab, zuletzt stand das Gasthaus leer. Die Augustiner-Brauerei und ein neues Wirte-Ehepaar wollen nach dem Umbau nun mit verändertem Konzept an die große Zeit anknüpfen.

Von Lars Brunckhorst, Grasbrunn

Der Kreitmair - das war mal eine Institution. Treffen wir uns beim Kreitmair? So verabredeten sich im Münchner Osten über Jahrzehnte Freunde und Familien, Junge und Junggebliebene, Normalos und Prominente. Denn das Wirtshaus mit seinem großen Biergarten im Grasbrunner Ortsteil Keferloh war auch und besonders bei der Münchner Bussi-Gesellschaft beliebt. Ob Sportler wie Gerd Müller, Udo Lattek und Rosi Mittermeier, Showstars wie Udo Jürgens, Katja Ebstein oder Freddy Quinn und Schauspieler wie Gustl Bayrhammer, Walter Sedlmayr und Karlheinz Böhm - sie alle trugen sich in den Siebziger- und Achtzigerjahre ins Gästebuch ein.

So fern die Namen klingen, so weit liegt auch die glanzvolle Zeit des Wirtshauses an der Straße zwischen Haar und Putzbrunn zurück, das nach Jahren der Misswirtschaft und des Leerstands nun wieder eröffnet hat. Und weil sich Vergangenes nicht zurückholen lässt, tun die neuen Betreiber, das Wirte-Ehepaar Marina und Amer Culesker sowie die Augustiner-Brauerei, gut daran, einen Schlussstrich unter die Vergangenheit zu ziehen.

Also haben sie die 1972 von dem Wiesn-Wirt Willi Kreitmair zu den Olympischen Spielen eröffnete Gaststätte erst einmal von allen alten dunklen Möbeln und Erinnerungsstücken entrümpelt, die alten Holzdielen frei gelegt und die Decken bayrisch blau gefärbt. Der neue Einrichtungsstil ist zwar traditionell, aber zugleich schlicht und reduziert. Es ist unverkennbar: Die neuen Wirte und die neue Brauerei wollen mit der Historie und deren schweren Erbe brechen. Deshalb heißt der Kreitmair auch neuerdings "Gasthof Gut Keferloh".

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(Foto: Claus Schunk)

Schön geschmückt: Vier Rösser sorgen bei der Eröffnung des Guts Keferloh dafür, dass niemand durstig bleiben muss.

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(Foto: Claus Schunk)

Marina und Amer Culesker führen den Traditionsgasthof.

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(Foto: Claus Schunk)

Mit göttlichem Segen - dank Diakon Karl Stocker und Pfarrer Gereon Vogel-Sedlmayr.

Bei der offiziellen Eröffnung am Donnerstagabend - tatsächlich geöffnet hat das Lokal bereits seit November - klangen zwar verschiedentlich noch einmal Erinnerungen an die glamouröse und bewegte Vergangenheit an, den Rednern ging es aber in erster Linie darum, den Beginn einer möglichst erfolgreichen Zukunft zu beschwören. Nachdem seit dem Verkauf des Wirtshauses zur Jahrtausendwende zwei Betreiber Insolvenz anmeldeten und zuletzt das Wirtshaus lange geschlossen war, ein verständlicher Wunsch. Die ehemals beliebte Ausflugsgaststätte mit ihren 120 Sitzplätzen im Restaurant, der Tenne für große Gesellschaften und dem Biergarten für 1600 Besucher muss sich erst wieder eine Kundschaft aufbauen. Ob das fernab von öffentlichen Verkehrsmitteln in der heutigen Zeit noch möglich ist, bleibt eine spannende Frage.

Auf der Karte stehen vor allem traditionelle Gerichte

In den Wirtsleuten glaubt die Augustiner-Brauerei, die nicht für riskante Geschäfte bekannt ist, jedenfalls die richtigen Betreiber gefunden zu haben. Beide haben schon früher in dem Gasthaus gearbeitet, Amer Culesker sogar als Küchenchef. Zudem haben sie in den vergangenen Jahren den Biergarten betrieben, der unabhängig vom Wirtshaus weiterlief. Ob die Erwartungen in das Ehepaar zurecht gesetzt werden, davon konnten sich die geladenen Gäste am Donnerstagabend bei Carpaccio von Roter Beete, Roastbeef auf Portweinsauce und Dessertvariationen schon einmal selbst ein Bild machen.

Das erste, subjektive Urteil: Es ist zwar noch Luft nach oben, aber wer einen Abend in angenehmer Atmosphäre mit guter bayrischer Küche verbringen will, ist hier sicherlich richtig. Besonders, da die Karte im Gegensatz zum Festmenü vor allem traditionelle Gerichte von Rahmschwammerl über Tafelspitz bis Apfelstrudel enthält. Schwellenangst ist also unnötig.

Zumal selbst am Eröffnungsabend die Promidichte im Vergleich zu früher überschaubar war und sich auf Leute wie den Landtagsabgeordneten Ernst Weidenbusch, Bürgermeister Klaus Korneder und die Inhaberfamilie der Augustiner-Brauerei in Person von Astrid und Nicole Inselkammer beschränkte. So gesehen könnte es mit dem Neubeginn und dem Bruch mit der Vergangenheit vielleicht tatsächlich etwas werden. Jetzt müssen die Gäste im Münchner Osten nur noch umlernen und nicht mehr vom "Kreitmair" sprechen.

© SZ vom 18.03.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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