Grasbrunn/Haar:Zehn-Minuten-Takt soll bleiben

Ost-Gemeinden protestieren bei Ministerin gegen Verschlechterung

Die Diskussionen um den Münchner Verkehrs- und Tarifverbund (MVV) flauen nicht ab: Zu dem Ärger im Umland, vor allem im Münchner Norden, über die anstehende MVV-Tarifreform kommt jetzt auch noch Widerstand gegen geplante Taktveränderungen infolge der zweiten Stammstrecke hinzu. Mit dem Bau der zweiten Stammstrecke soll ja eigentlich alles besser werden - aber nicht überall. Besonders entlang der Linie S4/S6 gibt es die Befürchtung vor einer Verschlechterung des Bahnangebotes.

Im Juni hatte das Verkehrsministerium angekündigt, dass nach Fertigstellung der zweiten Stammstrecke 2027 zwischen München-Ost und Zorneding seltener Züge fahren - nur noch alle Viertelstunde statt alle zehn Minuten wie jetzt zu den Stoßzeiten - und diese außerdem noch kürzer sind als heute. Dagegen haben nun die Gemeinden Grasbrunn, Haar, Vaterstetten und Zorneding, die von der Änderung betroffen sind, beim Ministerium Protest eingelegt. Sie fordern eine Beibehaltung des Zehn-Minuten-Takts, längere Züge und längere Betriebszeiten.

In einem am Donnerstag im Grasbrunner Rathaus unterzeichneten Schreiben wenden sich Haars Bürgermeisterin Gabriele Müller (SPD) und ihre Amtskollegen Klaus Korneder (SPD) aus Grasbrunn, Georg Reitsberger (FW) aus Vaterstetten und Piet Mayr (CSU) aus Zorneding direkt an Verkehrsministerin Ilse Aigner (CSU). Hauptkritikpunkt der vier Rathauschefs sind die Pläne für einen ganztägigen 15-Minuten-Takt in ihren Gemeinden. Bisher kommt die Bahn zwar meistens nur alle 20 Minuten, dafür gibt es aber in den Hauptverkehrszeiten morgens und abends einen Zehn-Minuten-Takt. Dieser müsse unbedingt beibehalten werden, fordern die Bürgermeister, genau wie die Langzüge aus drei S-Bahn-Garnituren. Ansonsten werde es zu Kapazitätsproblemen kommen, warnen Müller, Korneder, Reitsberger und Mayr. Immerhin beträfen die Folgen eines ausgedünnten Angebotes ein Gebiet, in dem rund 62 000 Personen wohnen.

Bereits mit dem aktuellen Angebot kommt es nach Darstellung der vier Rathauschefs in den Stoßzeiten zu Engpässen. Daher sollte das derzeitige Angebot nicht nur beibehalten, sondern sogar noch ausgeweitet werden, so ihre Forderung. Vorgeschlagen wird eine Verlängerung des 20-Minuten-Takts nach Ebersberg am Abend und ein durchgängiger Nachtbetrieb, "wie er bereits in vielen deutschen Städten existiert". Der Beginn des 40-Minuten-Takts bereits um 23.30 Uhr sei zu früh.

Andernfalls, so warnen die Rathauschefs, seien negative Folgen für die Einwohner und das Gewerbe ihrer Gemeinden und auch darüber hinaus zu erwarten. Schließlich hätte ein schlechteres S-Bahn-Angebot zur Folge, "dass viele heutige MVV-Nutzer wieder von den öffentlichen Verkehrsmitteln auf den Individualverkehr umsteigen", was für die Straßen in und um München dauerhaft eine Mehrbelastung bedeuten würde.

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