Adventsserie "Meine Zahl":Bach und die mystische 14

Adventsserie "Meine Zahl": Matthias Gerstner weiß um die Bedeutung der 14 in Bachs Werk. Sie ist dessen musikalische Unterschrift (B+A+C+H = 14).

Matthias Gerstner weiß um die Bedeutung der 14 in Bachs Werk. Sie ist dessen musikalische Unterschrift (B+A+C+H = 14).

(Foto: Peter Hinz-Rosin)

Der Kirchenmusiker Matthias Gerstner liebt das Werk des Komponisten, in dem die Zahl eine besondere Bedeutung hat.

Von Udo Watter, Grasbrunn

Auch der religiösen Frömmigkeit unverdächtige Menschen geraten mitunter ins transzendentale Schwärmen, wenn sie gewissen Fugen, Kantaten oder Toccaten lauschen. "Für mich gibt es nur einen konkreten Beweis für die Existenz Gottes: die Musik von Johann Sebastian Bach", hat der rumänische Philosoph Emil Cioran erklärt, der ansonsten ein nihilistischer Ungustl war. Matthias Gerstner, Initiator und künstlerischer Leiter der Reihe "Bach & more", zu deren schönsten Schauplätzen die in der Gemeinde Grasbrunn gelegenen Kirchen St. Aegidius und St. Ottilie gehören, ist des Nihilismus unverdächtig. Der Kirchenmusiker, Chorleiter, Orgel- und Klavierlehrer, der im Landkreis Ebersberg lebt, dürfte dafür sehr gut nachvollziehen können, dass man in Bach'schen Klängen eine Art Gottesbeweis sehen kann.

"Er ist mein Lieblingskomponist. Besonders mag ich sein Weihnachtsoratorium, aber auch die Kammermusik", sagt er. "Und die Orgelwerke sind eine große Herausforderung, für einen Organisten das Höchste." Berühmte, oft gehörte Werke. Was viele aber nicht wissen dürften, ist die besondere Beziehung Bachs zur Zahl 14. "Das sieht man zum Bespiel daran, dass es 14 Kanons zu den ,Goldbergvariationen' gibt oder die ,Kunst der Fuge' 14 Fugen enthält", sagt Gerstner. Außerdem habe die Weste, die Bach auf dem berühmten Porträt des Malers Elias Gottlob Haußmann von 1748 trage, 14 Knöpfe. Alles Zufall? Wohl eher nicht.

Bach, dessen Musik ja durchaus mathematisch inspiriert ist, war an Zahlenmystik interessiert, in einem Artikel hat ihn Die Welt sogar mal "Fetischist der Vierzehn" genannt. Der wesentliche Grund: Die Summe der Buchstaben B+A+C+H ergibt im Sinne des Zahlenalphabets (A=1, B=2) 14. Die 14 war gleichsam seine musikalische Unterschrift, die Bachzahl. Ganz findige Zahlenmystiker haben - neben diversen weiteren Indizien in seinem kompositorischen Schaffen und seiner Biografie - auch betont, dass J.S. Bach als Buchstabenkombination umgekehrt 41 ergibt.

Der 1964 in Hof geborene Gerstner ist - bei allem Bewusstsein für die 14 - der Zahlenmystik nicht verfallen, dafür aber umso mehr den Geheimnissen, die in den Werken des Komponisten stecken. Das nächste Konzert in der Reihe "Bach & more" erklingt an diesem Sonntag, 18. Dezember, in der Kirche St. Martin in Zorneding. Auf dem Programm: Bachs "Weihnachtsoratorium." Gerstner schätzt aber auch ganz besonders die denkmalgeschützte Kirche St. Aegidius in Keferloh, deren bauliche Anfänge ins zwölfte Jahrhundert zurückreichen - erst am 1. Advent spielte er dort mit musikalischen Partnern. "Ein wunderbarer Konzertraum", sagt er. Der Namensgeber der Kirche, der heilige Aegidius, ist übrigens einer der "Vierzehn Nothelfer".

In der Serie "Meine Zahl" stellt die SZ bis Weihnachten jeden Tag Menschen vor, in deren Leben eine Zahl eine besondere Bedeutung hat - von 1 bis 24 wie bei einem Adventskalender.

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