Gräfelfing:Bauen statt brauen

Auf dem ehemaligen Doemens-Gelände sind neue Wohnformen geplant. Details soll ein Beteiligungsprozess klären.

Von Annette Jäger, Gräfelfing

Innovative Wohnformen ja, aber welche und für wen? Diese Frage wird die Gräfelfinger Gemeinderäte im nächsten Schritt beschäftigen, der auf dem Gelände der ehemalige Doemens-Brauereiakademie ansteht. Schon lange angedacht ist ein gemeinschaftliches oder auch genossenschaftliches Wohnprojekt. Wie genau so etwas aussehen könnte, soll ein Beteiligungsprozess klären, den der Hauptausschuss des Gemeinderats am Dienstag konkretisiert hat.

Die Eckdaten stehen schon länger: Auf dem rund 3400 Quadratmeter großen Grundstück in der Stefanusstraße, dem ehemaligen Sitz der Brauereiakademie Doemens, können bis zu 44 Wohneinheiten errichtet werden. Das bestehende Schulungsgebäude soll dabei zu Wohnungen umfunktioniert werden. Diese städtebaulichen Parameter fließen in einen Bebauungsplan ein, der parallel zur Konzeptfindung für die Wohnform erarbeitet wird.

Seit Frühjahr vergangenen Jahres verfügt die Gemeinde über das gesamte Areal, davor war sie nur Eigentümerin der Hälfte des Grundstücks. Die Idee, ein alternatives Wohnprojekt auf den Weg zu bringen, das bezahlbare Mieten beinhaltet, bezog sich deshalb zunächst nur auf die Hälfte des Grundstücks. Ob der Plan nun auch auf das gesamte Areal ausgeweitet werden soll, ist eine der Fragen, die zu klären ist.

Interessengruppen haben sich formiert

Seit das ehemalige Doemens-Gelände in Hand der Gemeinde ist und publik gemacht wurde, was darauf realisiert werden könnte, haben sich in Gräfelfing Interessensgruppen gebildet: Der Verein "Freunde der Gartenstadt Gräfelfing" wurde gegründet, bestehend vor allem aus Mitgliedern, die in der Nachbarschaft wohnen und eine zu dichte und zu urbane Bebauung samt Verkehrsbelastung fürchten. Eine weitere Gruppe ist die "Interessengemeinschaft Alte Brauakademie", die sich als Verein gerade in Gründung befindet. Den Vorsitz bildet eine Doppelspitze aus der Architektin Patricia Young-Balik und dem Gemeinderat und Dritten Bürgermeister Martin Feldner (Grüne/Unabhängige Liste). Die Interessengemeinschaft will ein Konzept zur wohnlichen Nutzung des Areals erarbeiten. Obendrein hat die Gemeindebau Gräfelfing, das kommunale Wohnungsunternehmen der Gemeinde, Interesse bekundet, neue Wohnformen auf dem Gelände zu verwirklichen.

Über den Beteiligungsprozess sollen alle derzeit kursierenden Ideen berücksichtigt und zusammengeführt werden. Als externen Partner, der den Prozess leitet, würde Bürgermeister Peter Köstler (CSU) gerne die Stattbau München Gmbh gewinnen, die solche zukunftsorientierten Wohn- und Siedlungsprojekte begleitet und bereits einen Workshop mit Gräfelfinger Gemeinderäten geleitet hat. Gemeinderätin Petra Schmid (CSU) machte auf die Gefahr aufmerksam, in dem Verfahren "Klientelpolitik" zu betreiben. Die Wohnungen dürften nicht einer bestimmten Interessengruppe vorbehalten werden. Genau das soll der Prozess klären, betonte Martin Felder: Für wen die Wohnungen sein sollen, was zu Gräfelfing passt, soll das Ergebnis des Verfahrens sein. Auf eine "gesunde Mischung" komme es an. Alle Altersgruppen seien dabei zu berücksichtigen. Wenn diese Fragen geklärt sind, folgt in einem weiteren Schritt ein Architektenwettbewerb, um den "sozialen Kern", wie Feldner es ausdrückte, dann baulich umzusetzen.

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