Süddeutsche Zeitung

Energieversorgung:Heiß auf Geothermie

Mehr als 200 Hauseigentümer in Gräfelfing haben bereits Interesse an einem Anschluss bekundet. Sie müssen sich allerdings bis 2025 gedulden.

Von Annette Jäger, Gräfelfing

Das Geothermieprojekt in Gräfelfing stößt auf rege Nachfrage. Bereits mehr als 200 Hauseigentümer stehen auf der Liste der Interessenten, die künftig Erdwärme beziehen wollen. Täglich erreichen die Gemeinde Anrufe und E-Mails. Dennoch ist Geduld gefragt. Denn auch wenn die Tiefenbohrung für das dritte Quartal 2024 angesetzt ist, werden erst ab der zweiten Jahreshälfte 2025 die ersten Kunden die Wärme ins Haus geliefert bekommen.

Die Gemeinde Gräfelfing rührt gerade die Werbetrommel für das Geothermieprojekt. Je mehr Wärmeabnehmer sich finden, desto wirtschaftlicher wird das Vorhaben, wurde mehrfach in der Gemeinderatssitzung am Dienstag betont. Im Moment können Immobilieneigentümer jedoch lediglich ihr Interesse bekunden, konkrete Aussagen zum exakten Zeitpunkt des Anschlusses oder den Wärmepreis kann die Geothermie Gräfelfing, die eigens gegründete Gesellschaft zur Umsetzung des Projekts, noch nicht treffen.

Noch im Februar aber sollen die Wärmepreise bekannt gegeben werden, sagte Lydia Brooks vom Umweltamt, die gemeinsam mit Simon Brinkmann die Geschäfte der Geothermie-Gesellschaft führt. Dem Wärmepreis liegt eine komplizierte Kalkulation zugrunde. Parameter wie Investitionskosten, die potenzielle Wärmabnahme, Zinsen zur Darlehensaufnahme oder Rohstoffpreise spiegeln sich darin wider, erläutert Brooks auf Anfrage. Diese würden auf jeden Fall deutlich unter den aktuellen Gaspreisen liegen. Die Gräfelfinger werden über Postwurfsendungen über die Wärmepreise informiert.

Für Gewerbebauten ist die Nachfrage noch ausbaufähig

Während die Nachfrage für Privathäuser groß ist, sei sie für Gewerbebauten noch ausbaufähig, sagte Brinkmann in der Sitzung. Meist seien die Objekte vermietet, es sei schwer an die Eigentümer zu kommen. Deshalb wird die Gemeinde nun die Eigentümer direkt anschreiben, aus Datenschutzgründen darf die Geothermie-Gesellschaft das nicht selbst tun.

Neben der Bohrung, für die auf der Reitkoppel zwischen Würmtalstraße und Neurieder Weg eigens ein Bohrplatz eingerichtet wird, wird das Fernwärmenetz geplant und ausgebaut. Im ersten Schritt können Haushalte und Gebäude entlang der 7,5 Kilometer langen Haupttrasse angeschlossen werden. Diese führt vom Bohrplatz entlang der Würmtalstraße, Bahnhofstraße, Rottenbucher Straße, Lochhamer Straße, Würmstraße und Am Anger sowie der Pasinger Straße zurück zum Bohrplatz.

Entlang dieses Ringschlusses liegen laut Brooks die großen Wärmeabnehmer: der Schulcampus und das Schwimmbad, das gerade gebaut wird, wie auch viele Gewerbebetriebe mit großem Energiebedarf. Sukzessive wird das Wärmenetz dann weiter ausgebaut, das aber kann Jahre dauern. Der Hauptfokus liegt auf dem Gewerbegebiet, dann soll die Haupttrasse weiter in die Wohngebiete hinein verästelt werden. Bei ausreichender Nachfrage kann auch das Wohngebiet jenseits der Bahnlinie versorgt werden. Das sei aber wegen der Gleise eine technische Herausforderung, sagte Brooks.

Aktuell sind zwei Bohrungen in bis zu drei Kilometer Tiefe vorgesehen. Die Bohrung selbst wird Geräusche machen, derzeit wird noch ein Schallgutachten erarbeitet. Sollten die Planegger auch ihr Gewerbegebiet in Steinkirchen anschließen wollen oder auch die Neurieder ans Netz gehen, gibt es Kapazitäten für eine zweite Doppelbohrung, sagte Brinkmann. In Neuried hat Bürgermeister Harald Zipfel (SPD) bereits Interesse bekundet.

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