Unterföhring:Der Gocklwirt wird in Raten abgerissen

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Das Hauptgebäude des Gocklwirts soll rasch abgerissen, aber erst in einigen Jahren durch einen Neubau ersetzt werden. (Foto: Florian Peljak)

Neue Pläne für den Gocklwirt in Unterföhring. Das Hauptgebäude soll sofort verschwinden, für die Metzgerei im Anbau gilt eine Schonfrist bis 2024. Erst dann wird neu gebaut.

Von Sabine Wejsada, Unterföhring

Der Gocklwirt in Unterföhring ist Geschichte. Der Gemeinderat hat am Montagabend in nichtöffentlicher Sitzung mehrheitlich beschlossen, das Gebäude an der Münchner Straße "zeitnah" abzureißen. Der Anbau mit der Metzgerei soll bis 2024 stehen bleiben, wenn der Pachtvertrag von Metzger Thomas Schäfert abläuft. Derweil soll das Grundstück nicht bebaut werden und als Wiese dienen. Die Gemeinde will die Zeit nutzen, um einen neuen Architektenwettbewerb für die Errichtung des Gocklwirts nach historischem Vorbild auszuloben.

Der Siegerentwurf des ersten Wettbewerbs ist damit obsolet. An diesem hatte sich ohnehin nur ein Büro beteiligt; vier weitere, die von der Kommune zum Wettbewerb eingeladen worden waren, hatten keine Entwürfe eingereicht. Die Vorgaben der Gemeinde an die Planer waren dabei eng gesteckt: So sollte der neue Gockl mit Wirtschaft im Erdgeschoss und Wohnungen im ersten Stock und unter dem Dach neben dem bestehenden Metzgerei-Anbau entstehen.

Dieses Kriterium gilt nun nicht mehr. Deshalb könne man darauf hoffen, dass sich nun mehr Architekten Gedanken über eine Bebauung des exponierten Areals direkt neben der Pfarrvilla machen und Vorschläge präsentieren, die im Gemeinderat auf Gefallen stoßen, sagte CSU-Fraktionssprecher Manfred Axenbeck in der öffentlichen Sondersitzung am Montagabend, zu der knapp 20 Zuhörer gekommen waren.

Diese konnten nach in einer Viertelstunde wieder gehen, weil sich der Gemeinderat zuvor hinter verschlossenen Türen auf Antrag der Grünen für den schnellen Abriss des Hauses und einen neuem Wettbewerb ausgesprochen hatte. Bürgermeister Andreas Kemmelmeyer (Parteifreie Wählerschaft, PWU) berichtete in der wahrscheinlich kürzesten Sitzung in der Geschichte Unterföhrings über die Eckpunkte des gefassten Mehrheitsbeschlusses.

Wegen vertraulicher Vertragsinformationen, die sich auf die Metzgerei beziehen, habe man über den Antrag der Grünen nicht öffentlich befinden können, erklärte Kemmelmeyer am Dienstag. Eine Einschätzung, die alle Fraktionen im Gemeinderat auf Nachfrage teilen.

Die SPD bedauerte den Abriss des alten Gocklwirts nach den Worten von Fraktionssprecher Philipp Schwarz "außerordentlich". Im Gegensatz zu den anderen Fraktionen hatten sich die Sozialdemokraten in der Vergangenheit immer gegen die Pläne, in einem Neubau wieder einen Gasthof zu eröffnen, ausgesprochen. Unterföhring hatte das Lokal samt Hotel an der Ortsdurchfahrt für teures Geld gekauft. Seither beschäftigte die Nutzung des Gebäudes in schöner Regelmäßigkeit den Gemeinderat.

Noch unter dem damaligen Bürgermeister Franz Schwarz (SPD) entstand die Idee, dort ein Zentrum für die örtliche Nachbarschaftshilfe zu schaffen, was diese aber nicht wollte. Pläne, im sanierten Gockl eine Seniorenberatung, Alten-Wohnungen und eine Tagespflege unterzubringen, liefen ebenfalls ins Leere, ebenso Vorschläge der SPD, einen Festsaal für Vereine und Bürger einzurichten oder Teile der Verwaltung dorthin auszulagern.

Die Mehrheit im Gemeinderat hielt daran fest, den Gockl als Traditionsgaststätte wieder zu eröffnen. Auch ein Antrag der Grünen aus dem Jahr 2011, das Gebäude am besten gleich dem Erdboden gleichzumachen, wurde seinerzeit in Bausch und Bogen abgelehnt. Genau das soll nun aber geschehen.

Nach dem Wunsch der Grünen wird die Gemeinde die Planungen eines "Landgasthofs" nach dem historischen Vorbild inklusive einer neuen Metzgerei planfertig vorangetrieben, um spätestens 2024 mit dem Bau zu beginnen, wie es in dem Antrag heißt, dem der Gemeinderat am Montagabend mehrheitlich unter Ausschluss der Öffentlichkeit sein Plazet gab. Für den gemeinsamen Betrieb der Metzgerei und des Landgasthofs sollen Pächter gesucht werden.

Mit dem jetzt beschlossenen Weg muss die Gemeinde keine Ausgleichszahlungen an den Pächter leisten, weil der Vertrag bis 2024 erfüllt werden kann. Für Metzger Schäfert kommt diese Entwicklung überraschend. Bislang habe es geheißen, er stünde den Planungen im Weg und deshalb habe er Vorbereitungen getroffen, "eine Pause einzulegen", sagte Schäfert am Dienstag etwas konsterniert. Dass nun wieder alles anders ist, sei fragwürdig. Schließlich habe er bereits Anwälte und Steuerberater in Gang gesetzt, sagte Schäfert.

© SZ vom 14.11.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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