Süddeutsche Zeitung

Gewerkschaft:Hubergroup-Mitarbeiter kämpfen für höhere Abfindung

Nach Angaben der Gewerkschaft will das Unternehmen nur so viel auszahlen, wie die Belegschaft durch Gehaltsverzicht eingespart hat

Von Martin Mühlfenzl, Kirchheim

Die Mitarbeiter des Unternehmens Hubergroup in Heimstetten kämpfen um den Erhalt ihrer Arbeitsplätze. Mit der Industriegewerkschaft Bergbau, Chemie, Energie (IG BCE) und dem Gesamtbetriebsrat hat die Belegschaft angekündigt, sich "gemeinsam und entschlossen gegen das Vorgehen des Arbeitgebers" zur Wehr zu setzen. Im Mai hatte die Geschäftsführung für Druckfarben mitgeteilt, dass der Standort in den nächsten beiden Jahren geschlossen werden soll; etwa 350 Mitarbeiter des Traditionsunternehmens sollen betroffen sein. Geschäftsführer Heiner Klokkers sagt, an diesen Plänen werde festgehalten. Vor allem die negative Entwicklung am Markt für Zeitungsdruckfarbe habe zu der alternativlosen Entscheidung geführt.

Für die Mitarbeiter sei dieser Entschluss kurz nach dem 250. Firmenjubiläum nach wie vor ein "Schock", erklärt Stefan Plenk, zuständiger Gewerkschaftssekretär der IG BCE in München. Plenk kritisiert vor allem, dass der Arbeitgeber die Mitarbeiter nun mit einem "ungerechten und unwürdigen Abfindungsangebot in die Wüste schicken" wolle, obwohl die Mitarbeiter "über Jahre auf tarifliche Lohnerhöhungen verzichtet haben", wie er sagt. "Jetzt werden ihnen von diesem Arbeitgeber lediglich minimalste Abfindungen angeboten." Die etwa zehn Millionen Euro, die von der Hubergroup bisher als Abfindungsleistungen in Aussicht gestellt worden seien, entsprächen in etwa der Summe, die von der Belegschaft durch den Gehaltsverzicht für die Hubergroup erwirtschaftet worden sei, sagt der Gewerkschafter Plenk. "Trifft dies zu, hätten die Mitarbeiter durch ihren Lohnverzicht ihren späteren Rausschmiss im Ergebnis quasi selbst finanziert."

Klokkers sagt, es liefen bereits Verhandlungen zwischen den Tarifparteien für einen Sozialplan. "Zu Summen bei Abfindungen werden wir uns aber nicht äußern. Die Mitarbeiter haben schon genügend Probleme, mit der Situation klar zu kommen", sagt Klokkers auf Nachfrage.

"Die Summe die kursiert, stimmt aber nicht." Die IG BCE kritisiert, dass die Geschäftsführung die "Sorgen und Nöte der Belegschaft" nicht ernst nehme. Bisher habe Geschäftsführer Klokkers den Mitarbeitern nicht Rede und Antwort gestanden und habe auch nicht reagiert, als der Betriebsrat eine Stellungnahme verlangt habe. "Demnach möchte man die Sache am liebsten schnell - und nach Eindruck der Gewerkschaft - möglichst ohne großes Aufsehen regeln", sagt Plenk. Von moralischer Verantwortung fehle jede Spur.

Das dementiert Geschäftsführer Klokkers, es finde ein "ständiger Dialog" statt. Für die Gewerkschaft geht es um die "Einzelschicksale und ganze Existenzen". Viele Mitarbeiter sind angelernte Produktionsmitarbeiter und Alleinverdiener. Selbst im wirtschaftsstarken Raum München könne es für viele Betroffene im Alter zwischen 45 und 60 Jahren schwer werden, einen neuen Job zu finden. Aus diesen Gründen, heißt es seitens der Gewerkschaft, würden weitere Protestaktionen folgen - und der Kampf für den Erhalt der Arbeitsplätze oder einen "guten Sozialplan" werde weitergehen.

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SZ vom 27.08.2019
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