Gewerbeansiedlung:Bürgerentscheid gefährdet Supermarkt

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"Es wird ein unheimlicher Druck aufgebaut", sagt die Initiatorin des Bürgerbegehrens, Sigrid Bauer (im Bild mit ihrem Mann Georg). (Foto: Angelika Bardehle)

Rewe will nicht nach Hohenbrunn kommen, falls eine Tiefgarage gebaut werden muss.

Von Christina Hertel, Hohenbrunn

Das Treffen ist einer der ersten Termine in ihren neuen Jobs gewesen: 2006 wurde Stefan Straßmair von der CSU gerade Hohenbrunner Bürgermeister, Bernd Mohr fing als Expansionsmanager bei Rewe an und schon damals besprachen beiden Männer, wie ein Supermarkt in dem Dorf entstehen könnte. Bis Anfang des Jahres dachten sie vermutlich, bald ein Häkchen hinter das Projekt machen zu können: Es gab ein Grundstück - am Ortseingang an der Putzbrunner Straße, einen Investor - Johannes Fischer von Dankerl Bau - und einen Bebauungsplan, den der Gemeinderat abgesegnet hatte.

Doch dann begann Sigrid Bauer, 60 Jahre alt und Musiklehrerin, Unterschriften für eine Tiefgarage zu sammeln. 1100 kamen zusammen - genug für einen Bürgerentscheid, der für Sonntag, 26. Mai, angesetzt ist. Um doch noch einen Kompromiss zu finden, veranstaltete die Gemeinde am Dienstagabend eine Diskussionsrunde - mit dem Expansionsmanager von Rewe, dem Investor, den Initiatoren des Bürgerbegehrens, Gemeinderäten, Stadtplanern und dem Bürgermeister. Einig wurden sich die Beteiligten nicht. Klar ist aber nun: Stimmen die Hohenbrunner beim Bürgerentscheid am Sonntag, 26. Mai, mehrheitlich für eine Tiefgarage, wird an der Bundesstraße wohl zumindest kein Rewe entstehen. Es sei dann für die Supermarktkette nicht rentabel, sagte Bernd Mohr.

"Ich lasse mich ungern erpressen."

Beirren will sich die Initiatorin des Bürgerbegehrens davon nicht lassen. "Ich lasse mich ungern erpressen", sagte Sigrid Bauer am Morgen nach der Veranstaltung am Telefon. "Es wird ein unheimlicher Druck aufgebaut." Dabei gebe es neben Rewe noch andere Interessenten. Sie sei mit Edeka und Netto im Gespräch. Tatsächlich bekundete der Discounter in einem Brief sein Interesse. Aus dem Schreiben geht allerdings auch hervor, dass Netto neben einer Tiefgarage 70 oberirdische Parkplätze benötige. Im derzeitigen Konzept sind ohne Tiefgarage 100 vorgesehen. Viel Fläche könnte so also nicht gespart werden. "Aber das Konzept ist ja noch nicht ausverhandelt", sagt Bauer. Sie irritiere vielmehr, dass der Eindruck vermittelt werde, dass ohne Rewe gar kein Supermarkt nach Hohenbrunn kommen würde.

Doch davor haben viele Menschen offensichtlich Angst. Das konnte man bei der Diskussionsrunde in der vollen Hohenbrunner Turnhalle deutlich spüren: Als die SPD-Gemeinderätin Regina Wenzel sagte, dass sie nicht wolle, dass das Projekt verhindert werde, bekam sie Applaus. Die Initiatorin des Bürgerbegehrens hingegen wurde ein, zwei Mal sogar ausgebuht.

Planer argumentieren mit wasserdurchlässigem Belag

Das Hauptargument der Tiefgaragen-Befürworter - nämlich den hohen Grad der Versiegelung - versuchte die Stadtplanerin Bettina Gerlach vom Münchner Büro Dragomir zu entkräften: Auf den Parkplätzen sei ein wasserdurchlässiger Belag geplant. Und auch mit Tiefgarage werde ein großer Teil der Fläche zubetoniert. Ein paar Parkplätze an der Oberfläche seien in jedem Fall notwendig sowie Auf- und Abfahrten und Flächen für die Anlieferung der Waren. Um mehr als ein Drittel lasse sich die Versiegelung nicht reduzieren, schätzte die Planerin.

Das seien immerhin an die 600 Quadratmeter, entgegnete Georg Bauer, der Mann der Initiatorin des Bürgerbegehrens. Für Komplikationen könnte allerdings ein Detail im Kaufvertrag sorgen: Einer der Verkäufer des Grundstücks ließ sich offensichtlich notariell versichern, dass er das Recht behalte, darunter eine Tiefgarage mit Zufahrt zu seinem benachbarten Grundstück zu bauen. Die müsste er zwar selbst finanzieren, und ob er sie tatsächlich bauen will, ist nicht bekannt. Einen Anspruch darauf hätte er aber. Dann müsste noch eine weitere Ausfahrt gebaut - und noch mehr asphaltiert werden, merkte Investor Fischer an.

© SZ vom 11.04.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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