Gewalt gegen Frauen:Hilfsangebot an der Ladentheke

Gewalt gegen Frauen: "Gewalt kommt uns nicht in die Tüte", steht auf den Säckchen, die die beteiligten Bäckereien verteilen.

"Gewalt kommt uns nicht in die Tüte", steht auf den Säckchen, die die beteiligten Bäckereien verteilen.

(Foto: Landratsamt)

Bäcker beteiligen sich an Aktion des Landratsamts

Die Botschaft kommt mit den Semmeln. Anlässlich des Tags gegen Gewalt an Frauen und Kindern reichen auch in diesem Jahr zahlreiche Bäckereien eine Woche lang insgesamt 40 000 speziell bedruckte Tüten über die Theke, um gemeinsam mit dem Sozialdienst katholischer Frauen München auf das Problem häuslicher Gewalt aufmerksam zu machen. Im Landkreis München beteiligen sich seit Mittwoch die Bäckereien Traublinger (Kirchheim-Heimstetten), Ludwig Riedmaier (Garching), Josef Fiegert (Ottobrunn), Kranich (Grünwald) und Hasi Schmeckerbäcker (Haar) an der Aktion "Gewalt kommt uns nicht in die Tüte!".

Weil es allein mit einem flotten Spruch nicht getan ist, bekommen die Kunden mit der Brezentüte auch gleich die Kontaktdaten des Frauenhauses im Landkreis München, das vom Sozialdienst katholischer Frauen München betrieben wird, der Interventionsstelle Landkreis München, der Männerberatung Milk sowie der Gleichstellungsbeauftragten. Adressen, Ansprechpartner und Telefonnummern sind auf der Rückseite der Tüten aufgedruckt. Die Aktion soll Betroffenen Mut machen und sie animieren, bestehende Hilfsangebote anzunehmen.

Wie das Landratsamt in einer Mitteilung betont, ist jede dritte Frau in Deutschland einmal oder öfter in ihrem Leben Opfer von häuslicher Gewalt. Diese Übergriffe, die sich in den eigenen vier Wänden abspielen, sind nicht nur sexuelle Gewalt oder Schläge. Auch ständige Beleidigungen, Beschimpfungen und Demütigungen können der Beginn einer Spirale der Gewalt sein. Dazu kommen oftmals verschiednene Formen der Kontrolle.

Landrat Christoph Göbel (CSU) begrüßt die Aktion sehr. Er findet: "Das Einkaufen ist oftmals die einzige Möglichkeit für Betroffene, sich über Beratungsangebote zu informieren, ohne dass es der Täter mitbekommt. Unsere Hoffnung ist, viele Frauen zu erreichen, die bislang noch keine Hilfe haben." Auch Hanna Kollan, die Gleichstellungsbeauftragte im Landkreis, hofft mit der Bäckertütenaktion auf mehr Aufmerksamkeit für dieses Thema. Sie betont: "Unser Ziel ist es, Frauen und Kindern, für die Gewalt traurige Wirklichkeit ist, Mut zu machen, sich Hilfe zu holen." Cornelia Trejtnar, die Leiterin die Frauenhauses im Landkreis München, weiß, dass es gerade jetzt, wo alle möglichst zu Hause bleiben sollten und die Pandemie und ihre wirtschaftlichen Folgen für Verunsicherung sorgten, vermehrt zu Aggressionen und häuslicher Gewalt komme. Die Interventionsstelle im Landkreis bestätigt den Anstieg der Fallzahlen. Für betroffene Frauen und Kinder, so Trejtnar, sei es aber viel schwieriger als unter normalen Umständen, sich Hilfe zu suchen.

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