Gesangsauftritt:Einfühlsam mitreißend

Gesangsauftritt: Unter der Leitung von Margret Joswig führt der 60-köpfige Chor von St. Magdalena in Ottobrunn Karl Jenkins "Stabat Mater" auf.

Unter der Leitung von Margret Joswig führt der 60-köpfige Chor von St. Magdalena in Ottobrunn Karl Jenkins "Stabat Mater" auf.

(Foto: Claus Schunk)

Ottobrunner Kirchenchor berührt mit "Stabat Mater"

Von Angela Boschert, Ottobrunn

Welch eine Leistung, staunten die Zuhörer am Palmsonntag hinterher. Der Kirchenchor St. Magdalena Ottobrunn hatte unter Leitung von Margret Joswig das "Stabat Mater" von Karl Jenkins geboten und mit Klangrausch, Empfindsamkeit und technischem Anspruch beeindruckt. Die Komposition bewegt sich zwischen klassischen Klängen, die etwa an Ravel und Debussy denken lassen, und modernerer, stark rhythmisierter sowie ethnischer Musik. Weite Melodiebögen des 60-köpfigen Chors und des groß besetzten Orchesters wechselten mit intimen solistischen Sätzen.

Hatte der Chor mit großem Spannungsbogen selbstbewusst das von den Holzbläsern eingeführte Thema des "Stabat Mater Dolorosa" vorgestellt, intensivierte die folgende Improvisation die Bitte um Mariens Zuspruch. Die aus einer Ur-Christen-Gemeinde im Nordirak stammende Hanna Buschra Poles trug sie auf Arabisch eindringlich vor. Ihrer Stimme haftete etwas Urtümliches, dunkel Trauerndes an. Ihr antwortete Freddy Engel auf seiner selbst gebauten Nay, einer persischen Längsflöte. Beider Improvisationen vereinigten sich, strebten aber auch auseinander, was ihre aus Erschütterung erwachsende Bitte unterstrich.

Gewohnter für den hiesigen Hörer waren der runde Ton und das dunkle Timbre der Altsolistin Carolin Ritter, die sich bestens in die von Trauer und Zurückhaltung geprägte Interpretation Joswigs einfand. Schlicht und dabei eindrucksvoll sang Ritter das "Lament" (Klage), das Jenkins auf einen Text seiner Ehefrau Carol Barratt komponierte. Es ist dem Mitgefühl mit Maria gewidmet, das Ritter mit Trostlosigkeit in der Stimme unterstrich.

Überaus aufmerksam und textverständlich agierte der Chor. Selbst als ihm gegen Ende etwas die Kraft ausging, warf er sich mit Energie in das apotheotische Forte-Finale des "Paradisi Gloria". Da war vergessen, dass Chor und Orchester im tänzerischen, drängenden Rhythmus des "Virgo Virginum" erst die Balance finden mussten; im marschierenden "Sancta Mater", das an Musik zu alten Römerfilmen erinnerte, hatten beide zuvor Homogenität bewiesen. Die mitreißende Aufführung verdient Respekt. Das Publikum dankte mit Standing Ovations.

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