Geothermie:Wer hat's erfunden?

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Florian Hahns plötzliche Liebe zur Erdwärme stößt bei Grünen und SPD auf große Verwunderung.

Von Iris Hilberth, Unterhaching

Nachdem der CSU-Bundestagsabgeordnete Florian Hahn die Geothermie vergangene Woche als "Schlüssel zur Unabhängigkeit" in der Energieversorgung entdeckt und dies auch gleich in einer Pressemitteilung kundgetan hatte, reiben sich Vertreter von Grünen und SPD verwundert die Augen. Sie finden Hahns Wortmeldung reichlich befremdlich, wenn nicht gar scheinheilig und werfen Hahn vor, dass die CSU in Bund und Land jahrzehntelang den Ausbau erneuerbarer Energien gebremst und die Kommunen mit neuer Energie-Technologie wie der Geothermie allein gelassen habe.

"Keine 100 Tage in der Opposition und schon erkennen Politiker, die an entscheidender Stelle Verantwortung getragen haben, die Wichtigkeit existenzieller Themen wie den Wert regenerativer Energieerzeugung?", fragt die Grünen-Landtagsabgeordnete Claudia Köhler rhetorisch. Sie macht darauf aufmerksam, dass Unterhaching bereits seit 2002 als Pioniergemeinde die Wärme- und Stromerzeugung aus Geothermie wegweisend vorangetrieben und viel Lehrgeld gezahlt habe, in Zeiten hoher Zinsen und mangels politischen Verständnisses für nachhaltige Energieerzeugung.

Köhler verweist auf das Investitionsvolumen von insgesamt 105 Millionen Euro für die Geothermie Unterhaching, das die Gemeinde finanziell ausgelaugt habe, sodass Unterhaching schließlich 95 Prozent der Anteile an Grünwald abtrat. "In Bayern und im Bund hat es die unionsgeführte Regierung nie interessiert, wie die Kommunen diese nachhaltige Energieerzeugung, Kinderkrankheiten und Startschwierigkeiten finanzieren", so Köhler. Die bayerische Staatsregierung lehne auch weiterhin nennenswerte Zuschüsse zur Geothermie ab.

Wolfgang Lex, SPD-Ortsvereinsvorsitzender in Oberhaching, findet es zwar in Ordnung, dass Hahn das Thema unterstützt und nun in Anbetracht der drohenden Versorgungskrise thematisiere, verweist aber ebenfalls auf die "verfehlte Energiepolitik der CSU-geführten Staatsregierung". Lex verweist auf seinen SPD-Parteifreund Erwin Knapek, Pionier der Tiefengeothermie in Bayern und einst Bürgermeister in Unterhaching. Diesem sei "maßgeblich zu verdanken", dass im Landkreis die Geothermie genutzt werden könne. Die CSU dagegen behindere den Ausbau der erneuerbaren Energien immer noch erheblich, vor allem durch die 10-H-Regelung.

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